Bericht: Testspiel, TuRa Meldorf – Hamburger SV
Nach einer anstrengenden Nacht, es war mal wieder so heiß, tönte um 9:50 der Californication - Seriensong aus meinem Handy. „Ach,nö!“, ich wollte nicht aufstehen! Ich blieb noch 25 Minuten liegen, stand dann selbstständig auf, zog mir eine Boxershorts an und ging mich duschen, danach wurden die Haare gestylt. Nach dem anschließenden Frühstück checkte ich meine E-Mails und machte meine Motivationsmusik an. Meine Eltern klagen schon längst nicht mehr, wenn am Sonntagmorgen laut Musik läuft, der Verstärker macht sein übriges. Nebenbei packte ich meine Fußballtasche, wählte an meinem PC neue Lieder aus und konzentrierte mich immer mehr auf das bevorstehende Spiel.
Um 11:45 Uhr fuhren meine Eltern und ich zum Stadion. Auf dem Weg ging ich mein übliches Vorbereitungsprogramm durch. Sonnenbrille aufsetzen, den MP3-Player meines Handys anschalten, Ohrstöpsel einstecken und Musik hören. Die letzten 7-8 Kilometer zum Spielort wechsele ich dann immer in den Videomodus und schaue mir die besten Oliver Kahn Momente an. Das motiviert mich immer enorm.
www.youtube.com/watch?v=hNOzHvsEmg4
Nach 12-minütiger Anfahrt sind wir dann in Meldorf angekommen. Ich holte meine Tasche aus dem Kofferraum und begrüßte meinen „Konkurrenten“, der kurz hinter uns parkte. Wir gingen zusammen ins Stadion und anschließend in die Kabinen. Ich checkte noch kurz den Rasen ab, der wirklich klasse war. Da hat mein Verein in der Sommerpause gute Arbeit geleistet und diesen ohne große finanzielle Mittel wieder auf Vordermann gebracht. In der Kabine hingen schon unsere Trikots, außer die der Torhüter. Wir bringen unsere Ausrüstung immer selbst mit. Ich machte meine Tasche auf, holte mein Trikot mit meinem Namen und der meiner Nummer heraus und hing es auf den Kleiderbügel. Die Aufstellung stand auch schon fest. Mein Name stand auf dem großen Plakat im Bereich der Bank, das hieß, dass ich in der zweiten Halbzeit zum Einsatz komme. Ich zog mich noch zu Ende an, streifte mein Aufwärmshirt über und ging zum Aufwärmen. Dort lief ich mich mit unserem anderen Torwart zusammen warm. Es war unheimlich heiß. Nach den obligatorischen Übungen für meinen „Konkurrenten“ ging es in die Kabine. Dort wurden wir auf das Spiel eingestimmt und letzte Details wurden geklärt. Dann wurde laut geklatscht und „Auf geht’s gebrüllt!“. Ich wünschte unserem Torhüter noch viel Erfolg und gesellte mich mit den restlichen Spielern, die nicht in der Startformation standen, auf die Auswechselbank. Unsere Mannschaft lief mit den Hamburgern auf den Platz und das Theme des Films: „Fluch der Karibik“ rauschte aus den Lautsprechern. Diese füllten das Stadion in eine schon recht beeindruckende Geräuschkulisse.
Die Mannschaften laufen ein
Nach der Platzwahl, die wir gewannen, ging es mit dem Spiel los. Die ersten 15 Minuten waren sehr gemischt, beide Mannschaften spielten auf gleichem Niveau. Nach einem Tor von uns erhöhte der HSV das Tempo, welches sie auch bis kurz vor Ende der ersten Halbzeit durchhielten. In der 43. Minute schoben wir überraschend zum 2:0 ein, kurz danach erklang auch schon der Halbzeitpfiff des Schiedsrichters.
Ich durchlief das gleiche Aufwärmprogramm wie mein Konkurrent, der mich mal wieder sehr gut einstimmen konnte. Voller Zuversicht deckte ich mich kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit mit einem trockenen Handtuch und zwei Wasserflaschen ein.
Auf dem Weg zum Tor
Ich ging zum Tor, legte meine Utensilien ins Tor und wartete auf den Anpfiff, der nicht lange auf sich warten ließ. Nach lockeren Anfangsminuten nahm der Druck der Hamburger wieder zu. Den ersten Schuss nahm ich im tiefen Umarmungsgriff auf und genoss es für kurze Zeit, einen guten Anfang gemacht zu haben. Der HSV erhöhte immer stärker den Druck auf unsere Abwehrkette, die sich viel Mühe gab mir die Arbeit abzunehmen. Nach mehreren kleineren Aktionen gab es in der 7. Minute fast ein Gegentor. Der Hanseat dribbelte in den Fünfmeterraum und war kurz vor dem Torabschluss. Instinktiv sprang ich in die obere Ecke, was auch die richtige Entscheidung gewesen wäre, aber im letzten Moment vereitelte mein Abwehrspieler die Situation.
Fast hätten die Hamburger hier den 2:1 Anschlusstreffer erzielt
Der Hamburger SV drosselte das Tempo wieder etwas und ich hatte wenig zutun. In der 20. Minute dann der Schock: Nach einem hohen Ball in den Strafraum von der linken Seite, den ich eigentlich locker vor meine Füße abklatschen lassen - und anschließend aufnehmen wollte, verletzte ich mich. Der Ball sprang erst völlig normal vor meine Füße, nachdem ich ihn runtergelenkt hatte, und schoss dann vom Boden direkt zum Gegenspieler. Sowas habe ich noch nie erlebt, da ich schwierige Bälle, sprich Bälle die in ihrer Flugbahn seltsam sind, erstmal aus der Luft hole und dann aufnehme. Natürlich nur, wenn ich unbedrängt bin. Jedenfalls stürmte ich dann dem Ball hinterher. Der HSV-Torjäger erlangte diesen zu dem gleichen Zeitpunkt wie ich. Er ließ sich diese Chance nicht nehmen, zog ab, nur leider erwischte er neben dem Leder auch meine Hände. Der Schiedsrichter pfiff sofort, sodass ich liegen bleiben konnte.
Kurz nach der Verletzung
Es zog ein ungeheurer Schmerz durch meine rechte Hand. Sofort war unser Co-Trainer mit dem Koffer gekommen und konnte den Schmerz schnell lindern.
Unser Assistentstrainer eilt zur Behandlung
Es tat zwar sehr weh und ich war mir bewusst, dass es bestimmt wieder die Kapsel war, die etwas abbekommen hatte, aber ich wollte weiterspielen. Der Adrenalinschub im meinem Kopf ließ mich den Schmerz schnell vergessen.
Es muss weitergehen
Ich zog meinen Handschuh wieder an und spielte unbeeindruckt weiter. Zwischenzeitlich erzielten wir das 3:0. In der 29. Minute offenbarte sich dann das volle Ausmaß meiner Verletzung. Als ein hoher Ball in meinen Strafraum geschossen wurde und ich ihn erfolgreich wegfausten konnte, schmerzte auf einmal meine linke Hand. Die rechte Hand, die behandelt wurde, war seltsamerweise wieder in Ordnung. Im Laufe des restlichen Spiels konnte ich dann feststellen, dass Ring- und Mittelfinger betroffen waren. Es verhielt sich aber im Rahmen. Es folgte kurze Zeit später das 4:0.
Nach einer Faustabwehr meldet sich der Schmerz zurück – nur an anderer Stelle
Kurz vor Ende des Spiels konnte ich dann noch einmal meine Qualitäten in 1 vs. 1 Situationen unter Beweis stellen. Der Hamburger SV spielte unsere Abwehr perfekt aus und zwei Stürmer liefen alleine auf mein Tor zu. Stürmer A legte den Ball im Strafraum quer, Stürmer B nahm ihn dankend an und wollte gerade schießen, als ich ihm im letzten Moment den Ball vom Fuß nehmen konnte. Ich begrub die Kugel unter meiner Körper, stand auf, warf das Spielgerät zum Mitspieler und sammelte den Stürmer auf, der etwas ungläubig zu mir auf schaute. Ich schlug ihm liebevoll hinter den Kopf und er trottete immer noch sichtlich verstört zurück Richtung Mittellinie. Kurze Zeit später war dann auch Schluss, es blieb beim 4:0 für unsere Mannschaft.
Es spielten:
Mats Hinrichs (Jannik Bojens), Mike Eglseder, Leif Hahn, Merlin Köhnke, Marcel Boeck (Jan Böthern), Jan Niklas Witt, Thilo Brors, Till Balzer, Philip Stoebel (Mike Birken), Florian Wolter, Dominik Gieser (Kevin Merk)
An der Mittellinie kurz nach Spielende
Ich bedankte mich bei dem Schiedsrichter und gab jedem Hamburger Spieler die Hand. Ich wurde dann noch kräftig für meine letzte Rettungstat gelobt und ging dann langsam aber sicher in die Kabine. Eine Frau hielt mich kurz vor der Tür an und sagte, dass ich doch ein bisschen lächeln sollte, da wir gewonnen hatten. Ich konnte aber irgendwie nicht, da mir die Abstimmung zwischen mir und der Abwehr nicht gefallen hat. So etwas macht mich immer etwas ungenießbar.
Nach dem Spiel und der anschließenden Nachbesprechung ging ich zu meinen Eltern. Wir besprachen die weitere Vorgehensweise bei meiner Verletzung, während ich meine Hand kühlte. Mittlerweile war klar, dass ich mir wohl mindestens die beiden Kapseln stark geprellt habe. Dann klingelte das Handy meiner Muter. Es war mein Schwager, der stolz verkündete, dass meine kleine Nichte auf die Welt gekommen ist. Leider gab es Komplikationen, das Kind musste per Kaiserschnitt geholt werden. Dem Mädchen und meiner Schwester geht es aber glücklicherweise gut.
Mit voller Erleichterung bin ich zurück in die Kabine gegangen und habe mich geduscht. Da ich der Letzte war, der duschen musste, erlaubte mein Trainer sich einen kleinen Scherz. Er schlich sich unbemerkt an mir vorbei und öffnete leise das Fenster. Vor dem Fenster war der Haupteingang des Stadions, man musste allerdings erst eine Treppe hochgehen, um auf Fenster - und Eingangshöhe zu gelangen. Ich drehte mich um, weil ich merkte, dass es in der Duschkabine heller wurde. Plötzlich kam meine ehemalige Klassenkameradin, die ihren Freund in unserer Mannschaft hat, ganz alleine, langsam und gemütlich, die Treppe hoch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie mich völlig unbekleidet sehen sollte. Mein Trainer bemerkte das und ging mit einem Grinsen aus der Kabine.Na ja, sie sah mich dann auch.
Es war uns aber nicht peinlich. Sie gehört mit ein paar anderen Mädchen und Jungen zu meiner kleinen Feiergruppe, da kennt man sich. :P
Außerdem bin ich nicht so verklemmt.
Durch diese beiden Erlebnisse wurde ich auch lockerer, konnte wieder lachen. Ich packte meine Tasche zusammen, atmete noch mal tief durch und ging aus der Kabine. Dann wurde sich verabschiedet. Meine Mannschaftskameraden bauten die Musikanlage ab, ich durfte aber aufgrund meiner neugeborenen Nichte und der Verletzung früher gehen. Die Hamburger Spieler waren noch mit ihrem blauen VW Bus da und packten gerade ihre Taschen ein. In der Zwischenzeit ging ich die besagte Treppe runter, streifte lässig die Sonnenbrille über und stieg in unseren Opel Zafira.
Dann ging es nach Hause. Was für ein Tag... .
Ich hoffe, euch hat mein doch recht langer Bericht gefallen.
LG
euer J.B.




, tönte um 9:50 der Californication - Seriensong aus meinem Handy. „Ach,nö!“, ich wollte nicht aufstehen! Ich blieb noch 25 Minuten liegen, stand dann selbstständig auf, zog mir eine Boxershorts an und ging mich duschen, danach wurden die Haare gestylt. Nach dem anschließenden Frühstück checkte ich meine E-Mails und machte meine Motivationsmusik an. Meine Eltern klagen schon längst nicht mehr, wenn am Sonntagmorgen laut Musik läuft, der Verstärker macht sein übriges. Nebenbei packte ich meine Fußballtasche, wählte an meinem PC neue Lieder aus und konzentrierte mich immer mehr auf das bevorstehende Spiel.










Na ja, sie sah mich dann auch.
Es war uns aber nicht peinlich. Sie gehört mit ein paar anderen Mädchen und Jungen zu meiner kleinen Feiergruppe, da kennt man sich. :P
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