Ich denke, hier sollten mal die Begriffe geschärft werden. Offensichtlich wird hier "positiver Druck" als intrinsische Motivation aufgefasst, während "negativer Druck" v.a. von außen kommt. Nun sollte man differenzieren: Ist eine Motivation ein Druck? Und gibt es auch positiven Druck von außen? Und kann eigentlich auch die Motivation einen negativen Druck darstellen? Ich schlage hierzu folgendes vor:
positiver, von innen kommender Druck: intrinsische Motivation
eigene Motivation, die zu hoch über den Fähigkeiten liegt: hemmende intrinsische Motivation
Druck von außen, der Leistungshemmend wirkt: negativer externer Druck
Druck von außen, der stimulierend wirkt: positiver externer Druck
Ich bezeichne also den Druck, den man sich selbst macht, nicht als 'Druck', sondern als 'Motivation'. Diese kann stimulierend wirken, wenn die gesetzten Ziele realistisch erreichbar sind, d.h. es sind weder externe noch die Person selbst betreffende Hindernisse vorhanden.
Druck, den man sich selbst macht, der aber über den realistisch erreichbaren Zielen liegt, bezeichne ich als 'hemmende intrinsische Motivation'. Warum hemmend? Weil die dauerhafte Differenz von Ist- und Soll-Zustand zu Frustration führen. Wir kennen das alle: Man ist zu "verbissen", mit sich selbst nicht im reinen.
Negativer Druck von außen soll all das sein, was einen Zwang. Dieser wird vor allem dann negativ erlebt, wenn der Druck zu hoch angelegt wird oder nicht gerechtfertigt ist, weil die Leistungen bereits stimmen. Er führt zu Verunsicherung, ständigem Hinterfragen der Leistung und letztlich sogar zu Leistungsabfall.
Positiver Druck von außen soll der Druck sein, der tatsächlich bessere Leistungen stimuliert. Nun bin ich aber ganz verwegen und behaupte: Positiven Druck von außen gibt es gar nicht, er ist bloß eine theoretische Kategorie, die wegen ihrer Kluft zur Realität unbrauchbar ist. Dies begründe ich damit, dass Druck immer eine psychische Belastungssituation ergibt. Mit dieser Belastungssituation kann man nur umgehen, wenn man die entsprechenden Ressourcen (sprich hier: Leistungsfähigkeit) hat. Dies führt aber nicht dazu, dass gute Leistung stimuliert wird, sondern dass schlechte Leistung vermieden wird. Es kommt vielleicht zu kurzen Leistungssteigerungen, die aber auch von Stress begleitet werden und demnach langfristig ihren Zweck nicht erfüllen. Druck von außen hat demnach immer eine hemmende Komponente.
Wie kann es nun sein, dass jemand durch externen Druck besser werden kann? Dies ist begründet in der Zeitdauer des Druckes (kurzfristiger Druck kann etwas 'pushen' während langfristiger Druck 'stresst'. Nun kommt der Angst- und Lusttorwart ins Spiel. Obwohl diese Unterscheidung stark holzschnittartig ist, kann sie hier idealtypisch weiterhelfen. Demnach ist der Lusttorwart in der Lage, den externen Druck mit seiner positiven intrinsischen Motivation zu kompensieren. Der Druck wirkt hier insofern stimulierend, weil dem Lusttorwart mit hoher intrinsischer Motivation mehr Möglichkeiten gegeben werden, diese auszuleben und an sich zu arbeiten. Der Angsttorwart hingegen wäre zufrieden mit seiner Leistung und will sich nicht weiter verbessern. Er wird durch Druck verunsichert und kann diesen nicht in intrinsische Motivation ummünzen - er zeigt als erstes Schwächen. Bei dauerhaftem Druck zeigen aber letztendlich beide Schwächen, weil auch der Lusttorhüter unter der Belastungssituation leiden wird.
Ich komme somit zu folgendem Ergebnis: Ob Druck erfolgreich ist, hängt von der intrinsischen Motivation und den Ressourcen der Person ab. Druck kann somit dazu beitragen, dass man sich nicht auf die faule Haut legt, sondern an sich arbeitet. Dieser Druck kann aber kein Leistungswachstum bewirken! Hier ist eine starke intrinsische Motivation gefragt. Besser zu werden kann man schwerlich jemandem auferlegen.
Auf die Frage nach dem zweiten Torhüter bezogen ist es somit ratsam, einen zweiten Torhüter zu haben, der so wenig Druck ausübt, dass der erste Torhüter nicht zu Faulheit oder Allüren veranlasst wird, aber nicht so viel Druck ausübt, dass der Torhüter in eine dauerhafte Stresssituation gerät. Wer Leistungssteigerungen oder konstant hohe Leistungen sehen will, muss eher bei der intrinsischen Motivation als bei externem Druck ansetzen.