Aber meinst du ernshaft, dass es solche Idealtypen, wie du sie beschreibst, gibt bzw. geben kann?

Vorweg, ich nenne jetzt ein paar Dinge, die man durchaus als Ängste bezeichnen könnten (die entsprechend deiner Formulierung auf Angsttorhüter hinweisen), aber ganz reale Risiken sind.

Fakt ist doch ersteinmal Folgendes: Ein Profisportler hat Ziele. Das ist zuallererst einmal, einen Arbeitgeber zu haben, um sein Geld zu verdienen. Weiterhin will er Spiele spielen und zuletzt vielleicht auch in die Nationalmannschaft berufen werden. Reduzieren wir es Mal auf diese 3 Ziele: Geld verdienen, Spielen, Nationalmannschaft.

Wenn jetzt ein Lusttorhüter in einem Konkurrenzkampf steckt, wird ihn das gemäß deiner Definition zu besseren Leistungen pushen. Glaube ich erst einmal. Wenn der Konkurrent ein Angstkeeper sein sollte, wird sich der Lusttorhüter wohl auch durchsetzen, weil der Angstkeeper zerbrechen wird an der Drucksituation.
Was aber, wenn beide Konkurrenten Lusttorhüter sind? Dann kommt es zu einem Zweikampf, in welchem sich beide Keeper gegenseitig pushen. Dennoch beinhaltet diese Situation für unseren Keeper mit seinen 3 Zielen das Risiko, nicht zu spielen, im Zweifel sogar dauerhaft. Jetzt sei mal angenommen, der Verein weiß, dass er zwei Lusttorhüter hat und dass er beide braucht, um eine #1 auf höchsten Niveau zu haben, weshalb sich der Verein diesen Luxus auch leistet. Ziel 1 "Geld verdienen" ist für den Keeper also nicht gefährdet. Aber was ist mit den übrigen Zielen? Kann er das Risiko eingehen, längerfristig nicht zu spielen? Ist es nicht Das, was ein Profisportler will? Und die N11? Da wird er auch nur mit Einsätzen eine Rolle spielen können.

Letztlich wird er, ob ihm die Konkurrenzsituation gefällt oder nicht, abwägen müssen, wie groß er mittelfristig die Wahrscheinlichkeit sieht, aufgestellt zu werden. Und hier habe ich Zweifel, dass es Menschen gibt, die das ausblenden. Vielleicht ist es für die #1 okay, dauerhaft Druck von der #2 zu haben und gegen diesen bestehen zu müssen und dadurch besser zu werden. Aber was ist mit der ähnlich leistungsstarken #2? Was ist sein Lohn für den Druck, den er der #1 macht, wenn diese dadurch nur besser wird? Klar, man selbst wird vielleicht auch besser, aber wozu, wenn man es nicht auf dem Platz zeigen darf?

Angenommen, es gibt überhaupt Menschen, die Lusttorhüter sind:
Dein Modell funktioniert nur in bestimmten Fällen. Etwa bei einer Paarung aus Lust- und Angsttorhüter, wo sich der Lusttorhüter im Laufe der Zeit im Konkurrenzkampf durchsetzen kann. Es kann auch dann funktionieren, wenn sich die Keeper gegenseitig ständig überholen und sich somit als #1 abwechseln (also je nach Leistung)... Ob es in diesem Fall langfristig funktionieren würde und die Keeper damit zufrieden wären, nicht in jedem Spiel auf dem Platz zu stehen, ist hingegen wieder fraglich.
Auf keinen Fall kann es aber funktionieren, wenn es ein Verfolgungslauf ist, in dem die #2 nicht überholen kann. In dem sich Beide gegenseitig pushen, es aber zu keinem Führungswechsel kommen wird. Wie soll das funktionieren? Wie will man die #2 langfristig zufrieden stellen mit der Rolle?