Zunächst einmal ein Riesenlob für den Schützen und seinen Mitspieler für diese Aktion. Denn zunächst läuft der Mitspieler in den Bereich, in die der Schütze ziehen soll. Dabei soll dem Torwart die Sicht zum Ball versperrt werden. (Normalerweise versuchen Mitspieler durch seitliches Anlaufen ihre Gegenspieler mitzuziehen, damit der Schütze in eine bessere Position kommt.) Diese Situation erinnert ein wenig an einen Freistoß. Nur, dass dabei mehrere Akteure in Bewegung sind. Dass der dann den Ball genau über den Kopf seines Mitspielers ins Eck schießt, dazu gehört jede Menge Können, aber natürlich auch etwas Glück.

Lassen wir das Fehlverhalten von Ter Steegens Vorderleute mal ausser acht, so stellt sich die Frage, wodurch er seine Chance zur erfolgreichen Torverteidigung hätte verbesern können?

1. Sicht zum Ball
Der TW sollte jederzeit freie Sicht zum Ball haben, damit er die Flugbahn früh genug erkennt und rechtzeitig die Distanz zum Ball verkürzt und die bestmögliche Technik anwendet. Beobachtet man die Szene, so verändert der Keeper nur seine Position im Sichtbereich nur zu Beginn des Dribblings. Weil der ballführende Spieler nicht direkt aufs Tor zuläuft, die Schußdistanz noch groß ist, geht er relativ früh von einer Flanke aus und verbleibt in der Position.

2. Postionshöhe
Er steht ca. 2 - 3 Meter vor der Torlinie, sodass er hier eine relativ große Torfläche zu verteidigen hat. Weil der Ball in dieser Distanz jedoch selbst bei flacher Flugbahn und hohem Balldruck auch noch gut zu verteidigen gewesen wäre, wenn er am 5-er steht, würde diese Höhe die Abwehrchance leicht verbessern. Hier hätte vielleicht schon eine Armlänge gereicht, um den Ball übers Tor zu lenken? Hätte der Keeper beim flachen Paß zum Mitspieler als Erster an den Ball gelangt? Wohl kaum, weil er sehr tief stand und hier jeder Meter an Positionshöhe entscheidend sein kann.

Fazit:
Das Tor zeigt, was trotz größerer Distanz möglich ist, wenn sich mehrere Angreifer perfekt miteinander abstimmen. Spekuliert der Torwart hierbei, statt variabel in jedem Moment der Aktion auf einen Torabschluß zu konzentrieren, kann er zum Verlierer werden. Es zeigt einmal mehr auf, was im Fussball taktisch alles möglich ist und wie wenig wir eigentlich darüber wissen? Für mich gilt deshalb hier der Respekt vor der Leistung der Angreifer. Bin mal gespannt, ob wir in der Bundesliga bald ähnliche Situationen bewundern dürfen und was sich die Keeper jeweils dazu einfallen lassen? Es würde mich ebenfalls nicht wundern, wenn demnächst indirekte Freistöße in ähnlicher Weise probiert werden? Lassen wir uns mal überraschen!