Wenn der Trainer die taktische Vorgabe macht, den Angriff über die Kette aufzubauen, dann bleibt dem Keeper kaum Raum für eigene Kreativität. Aber ich bin eurer Meinung, dass auch der Torwart ein Recht darauf hat, sein Tor dadurch erfolgreich verteidigen zu dürfen, indem er seine Spieleröffnung so streut, dass sich der Gegner nicht darauf einstellen kann. Ferner würde dies einem variantenreichen Spielaufbau unterstützen.

Aber es wäre nicht der wahre Fussball, wenn es nicht die richtige Taktik zig Meinungen gäbe?

So komme ich auch zu persönlich anderen Schlüssen bei den 4 Toren als im Bericht zu lesen ist.

Das 1. Tor war ein Glücksschuß durch Freund und Feind aufs Tor. Soetwas klappt ganz selten mal. Da gab es nichts zu halten.

Beim 2. Tor hätte der irische Keeper nach meiner Meinung nicht noch 1 Meter tiefer, sondern 2 - 3 Meter höher stehen können, um aus dem Stand mit einem Reflex per Hand oder Fuß den Ball abwähren zu können. Zwar war Wagner noch nicht in der "toten Zone" (ca. 8 - 13 m vor dem Tor), aber durch die fehlende Sicht beim Torschuß wird der Keeper den Ball nicht eher gesehen haben als beim Schuß aus der toten Zone. Hinzu kam, dass der Ball falch am Boden war, sodass die Flugbahn von unten nach oben wohl kaum über den Keeper hinweg ins Tor kann. Bei Schüssen aus der "toten Zone" bzw. mit Sicht des Keepers für die "tote Zone" ist er fast immer in der Raumverteidigung (hoher Stand) erfolgreicher als bei der Zielverteidigung (tiefer Stand). Mein Fazit: Stellungsfehler ja, aber nicht tiefer sondern höher.

Beim 3. Tor der Deutschen und beim Tor der Iren gab es m.E. eine aktive, negative Beteiligung der jeweiligen Abwehr, durch die der Torerfolg erleichtert wurde.

So konnte Kimmich nur deshalb am Innenpfosten einschießen, weil ein irischer Abwehrspieler sich vor seinen Keeper schob und ihm die Sicht für einen möglichen Fußreflex unmöglich machen.
Beim Tor der Iren war es Boateng, der nicht nur das Kopfballduell verweigerte, sondern sich sogar wegdrehte, sodass der die Kopfballvorlage ungehindert zum Mitspieler gelangen konnte.

Normale Fehler kann ein Torwart meist korrigieren, aber bei groben Patzern, krassen Fehlentscheidungen und Dummheit seiner Mitspieler ist kein Kraut gewachsen.

Mein Fazit: beide Keeper haben eine ordentliche Leistung gezeigt.

Die Iren haben es der deutschen Mannschaft durch zu leicht gemacht, weil sie davon überzeugt waren, sie nach Balleroberung auskontern zu können. Der größte taktische Fehler war meiner Meinung, dass die Laufwege der Deutschen im Mittelfeld nur allzuselten gestört wurden, sodass immer wieder Anspielstationen am torgefährlichen Raum gefunden wurden. Wenn man dem Weltmeister so viel Raum gibt, dann darf man sich nicht wundern, wenn der es für sich zu nutzen weiß. Hätte das deutsche Team nicht in der 2. Halbzeit etwas zurück geschaltet und die eingewechselten Spieler etwas weniger mit Einzelaktionen glänzen wollen (wer will es ihnen aber verdenken), dass hätte man sich auch nicht über noch mehr Tore beklagen dürfen.

Ich hatte es mir ehrlich gesagt nicht so einfach vorgestellt. Dennoch ein Lob fürs Team und den Trainerstab für viele richtige Entscheidungen.