Welche Shlussfolgerung soll man daraus ziehen? Das hängt vom Betrachter ab. Man kann imo an diesem Kommentar sehen wie wichtig für einen "modernen" Keeper wie Jens Lehmann die klassichen Basics des Torwartspiels sind. Während man oft bei Lehmann davon sprach dass er die Verkörperung des "modernen" Torwartspiels ist, übersah man so gerne, dass seine Ausbildung in der Zielverteidigung auch nicht schlecht war. Ich habe das Gefühl, dass manche Elemente bei "neuen modernen" Keeper zu weit in den Hintergrund gedrängt wurden. Vielleicht prangert er das an? Die Ergebnise sehen wir einfach zu oft: Viel zu viele haltbare Gegentreffer bei Deutschlands absoluten Topkeeper, weil Basics der Zielverteidigung nicht eingehalten werden. Und ich frage mich auch warum das der Fall ist. Ich bin mir auch nicht sicher was er genau mit einem Bein quer meint.
Imo fing das Problem in den 90-ern an. Da hat man gesehen, dass alle halbwegs gute Nationen im technischem Bereich Deutschland überholt haben. Und dann startete man den taktischen Gegenagriff, in dem man fast nur spielerische Elemente in den Vordergrund rückte. Man kümmert sich natürlich darum, dass auch die Torhüter in dieser Hinsicht mithalten können. Was man aber komplett vergesehen hat: Nicht alles was neu und cool ist, muss auch gut sein. Man kann einfach nicht nur Fussball spielen. Altbewähte Mittel wie taktische Fouls, körperbetonte Spielweise usw. sind immer wichtig, waren immer da, und werden immer da sein. Den Aufschluss darüber gibt auch die Foulstatistik der N11, welche eindeutig belegt, dass zu viele potenzielle Konter nicht unterbunden werden. Von vielen anderen Sachen möchte man gar nicht sprechen. Ich sehe das in den untere Ligen auch. Da kommen so viele junge Trainer mit ihrer ersten Lizenz, und spielen exakt nach DFB-Vorgaben. Nichts anderes lernen die da auch. Das sieht dann immer so aus: zu viel passorientiertes Training, ein putziges Trainingslager in der Vorbereitung, und 1-2 Kletter oder Taekwando Kurse dazu. Was mir auch noch aufgefallen ist: Es wird bei manchen auch noch versucht starke Charakteren in die Schranken zu weisen, und die Trainer pressen immer Mitläufer, Lemminge und Ja-Sager in wichtige Funktionen der Mannschaft. Und solche Luftpumpen meinen auch noch damit den Fussball neu entdeckt zu haben. Oft brauchst du keine 5 Minuten eines Spiels zu sehen um so eine Mannschaft zu erkennen.
Und dann kommen die Trainer zu einem als Torwart und sagen: Nur so und so viel Prozent der Ballkontakte haben mit Torverteidigung etwas zu tun. Welche Gewichtung welchen Aktionen beigemessen werden können sie aber nicht kapieren. Es ist ein Teufelskreis entstanden, in der so eine art Fetisch den Fussball einseitig und nur spielerisch zu verstehen salonfähig geworden ist. Es geht da nicht nur um die Torhüter, die imo in klassischen Elementen nicht mehr so gut sind wie die Generation davor. Es geht um die gesamte Philosophie, die gescheitert ist, weil das Optimum an einer hervorragenden Ausbildung der neueren Fussballgeneration nicht mehr herausgeholt wird. Wann merkt man, dass man den Bogen überspannt hat? Es ist schön, dass Deutschland vom Grätschen, Kämpfen, Rennen und Ackern zum Spielen gekommen ist. Wie konnte es aber passieren, dass man denkt dass es auch ohne geht. Wer macht das Ganze endlich weg?