Die angesprochene Selbstüberschätzung greift doch nicht nur bei den Torhütern um sich. Wenn ich mir die Aussagen von einigen Jugendspielern anhöre, dann frag ich mich immer, was das soll. Da fallen Sätze wie:
"Wenn ich auf der Position nicht spiele, spiel ich nicht!"
"Ich spiel nur in der 1.!"
usw.
Als ich vor gut 5 Jahren in den Aktivenbereich gekommen bin, war das zumindest bei unserem Jahrgang noch anders. Da hat man sich untergeordnet, hat Leistung gezeigt, war in jedem Training da, hat sich versucht zu empfehlen, war über jede Einsatzzeit froh und hat versucht sich hochzuarbeiten.
Ich hab auch bis zu diesem Jahr gebraucht, um einen Stammplatz in der ersten Mannschaft zu bekommen. Erst musste ich mich 3 Jahre hinter unserem langjährigen Torhüter anstellen, der einfach gesetzt war und auch die Leistung brachte, von dem ich aber auch viel gelernt habe und in den letzten beiden Jahren musste ich mich mit anderen Torhütern auseinandersetzen, die vor mir in den Aktivenbereich gekommen waren und auch auf den Stammplatz geschielt haben. Anfang dieser Saison habe ich dann zwei überragende Pokalspiele abgeliefert, in denen wir dann zweimal Mannschaften besiegt haben, die zwei Ligen über uns spielen. Ich hab dann erneut, wie schon einige Male zuvor, die Chance auf den Stammplatz im Tor unserer 1. bekommen und habe die Chance ergriffen. Leider wurde ich dann im Spätherbst durch eine Verletzung ausgebremst. Nach einem Zusammenstoß hat sich eine Verknöcherung im Oberschenkelmuskel gebildet. Bis die Entzündung abgeheilt war, durfte ich keinen Sport machen und es hat bis Mitte Februar gedauert, bis ich wieder ins Training einsteigen konnte. So hab ich leider die Schwäbische Hallenmeisterschaft verpasst und die Stadtmeisterschaft, obwohl ich in der Halle gern spiele und auch gut bin.
Ich konnte dann noch das letzte Vorbereitungsspiel machen und habe mich wieder fit gemacht und stand dann nach der Winterpause wieder im Tor, war aber noch deutlich unter meinem Leistungsniveau der Vorrunde. Nach einer bitteren Niederlage, die ich mit einem Fehler eingeleitet hatte, habe ich mich dann gefangen und kann jetzt auf 8 Spiele zurückblicken, die ich fehlerfrei absolviert habe.
Ich hab das Vertrauen der Mannschaft und hoffe meinen Stammplatz behaupten zu können, gerade weil in der nächsten Saison einer meiner Vorgänger zum Verein zurückkehrt. Aber Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.
Viele Jugendliche wollen viel, sind aber oft nicht bereit auch entsprechend dafür zu arbeiten. Der Sprung ins Aktivenlager ist einfach nochmal eine große Hürde, die überwunden werden muss. Gerade auch im Training geht es deutlich rauer zu, vom Spiel selbst ganz zu Schweigen. Diese Umstellung zu schaffen und zu machen, braucht einfach Zeit, beim einen mehr, beim anderen weniger.
@leoni
Das ist oftmals ein Problem, das nicht von den Spielern ausgeht. In diesem Alter lernen die Kinder sehr sozial-kognitiv, d.h. Imitationslernen und vorallem lernen sie an und durch konkrete, nicht abstrakte Situationen.
Durch den Ehrgeiz, der zumeist von Eltern und oft auch von den Trainern ausgeht, wird dieser auf die Kinder übertragen. Solange der Erfolg da ist, ist dies dann auch kein Problem, aber wehe es läuft nicht so, wie man sich das vorstellt, dann wird eben, wie bei vielen Erwachsenen, ein Schuldiger gesucht. Der nicht gegebene Siebenmeter, der schlechte Platz, die unfairen Gegner oder im schlimmsten Fall für die Spieler der eigenen Mannschaft, der Fehler eines Mitspielers. Das Verhalten wird durch die Erwachsenen dann oft noch verstärkt und dadurch können Kinder sehr schnell ein negatives Selbstkonzept entwerfen. Im Kleinfeldfußball muss der Spaß im Vordergrund stehen und auch wenn's schwerfällt, das muss den Eltern vermittelt werden. In einer Gesellschaft, in der das Leistungsprinzip aber immer mehr in den Vordergrund drängt, ist das schwer zu kommunizieren.
Bestes Beispiel für den übertriebenen Eifer der Eltern, der von den Kindern niemals selbst ausgehen würde.
Letztes Jahr bei unserem großen Jugendturnierwochenende. (Samstag mit 24 F-Jugendmannschaften, Sonntag mit 12 G-Jugendmannschaften)
Am Sonntag fand das G-Jugend Turnier statt. Die Trainer der Mannschaften waren als Schiedsrichter eingeteilt. Die Kinder hatten einen Riesenspaß am Spiel. Plötzlich fängt in einem Spiel ein Vater mit dem Schiri eine Diskussion an, während des Spiels. Sie fangen an sich zu beleidigen und gehen plötzlich aufeinander los, zerreißen sich die Hemden - und was passiert nebendran?
Die Kinder stehen heulend auf dem Platz und verstehen die Welt nicht mehr, warum sich da jetzt zwei Erwachsene, sogar zwei Väter der beteiligten Spieler prügeln. Die Kinder interessiert in diesem Alter nichtmal eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters, sie wollen einfach nur spielen, aber bereits hier stört der Ehrgeiz, der Eifer der Eltern, das kindliche Bedürfnis und zerstört unter Umständen soviel.




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