Believer,
Du warst auf dem Camp. Bedenke wie wenig Torleute einen Torwarttrainer haben. Und trotzdem es waren alles aktive Torleute. Wollen wir diesen den Sachverstand absprechen?
Nein, bestimmt nicht, den müssen sie haben.
Nur einige halt mehr intuitiv als mal mit Anleitung. Viele sind und waren von den Übungen überrascht.
Allein das richtige Werfen... also das seitliche Agieren zu flachen Bällen neben den Torwart. Was wurde da durch Mathias Bolz gefeilt... glaubst Du, in 20 Minuten bekommt man es geregelt? Bestimmt nicht.
Wie also soll man jemand den Bogenflug in 20 Minuten beibringen und dann auch Ihm danach gleich fühlen lassen, wie gut es sich anfühlt, und am Besten so daß er danach diese Technik gleich praxisorientiert anwenden kann. Geht gar nicht.
Und ich als TwT, glaub mir, ich streite mich auch mal mit Christian Lasch oder Rainer Berg auf einem TwT Seminar um Technik Details, weil ich sicher weiß: Eine einheitliche und feste Meinung gibt es nicht. Allein schon beim Training gibt es Unterschiede zu Junioren und Aktiver Nationalelf im Thema Torwartausbildung/Torwarttraining, also schon innerhalb des obersten Gremiums (DFB)... Wie soll da eine Sache richtig sein und eine Sache falsch?
Es gibt Grundmuster und Grundregeln, wie eben das schräg und aktive nach vorn zum Ball agieren.... bei allem anderen gibt es Theorien, Denkansätze, aber sicherlich kaum wirklich richtig und kaum wirklich falsches.
Das ist auch im Sinne der Sache, denn es ist für das Ergebniss, also einen Ball halten, nicht immer wichtig und daher vernachlässigbar.
Tim Wiese ist Nationaltorhüter. sicher, er ist verschrien als "Schauflieger" oder als böser Bube des Fußball, er hat so den Geruch des "Bad Boy", er hat damit großes Potential, denn auch Oliver Kahn musste niemand sympathisch sein, die Leistung zählt. Tim Wiese beherrscht den Bogenflug und das sieht man auch recht häufig.
Tim Wiese ist aber auch jemand, der bei flachen Bällen über die Schulter abrollt und einen häufig bemängelten "Fehler" macht, schaut man auf Trainer Sitzungen, sieht man dies dann immer so, daß der Trainer recht hat: "flache Bälle und abrollen - verboten!" ein Video als Beweis, wo man sieht das es nicht geklappt hat und alles ist überzeugt. Den Gegenbeweis, wie bei Tim Wiese oft zu sehen, tritt man nicht an - man muss ja "seine" Meinung vertreten, und bloß keine andere zulassen (Sorry, Christian Lasch, aber so kam das oft in Grünberg rüber.. ist nicht bös gemeint!).
Der Bogenflug wird dann auch aufgrund des Überstreckens zur Landung als "falsch" abgestempelt, doch schau man sich die Sache nüchtern an, macht der Torwart bis zum Ergreifen des Balles alles richtig, was zu beachten ist. Der Rest ist Landung, und das der Ball von Punkt des Griffes bis zum Boden eine nahezu nun gerade Linie zieht, ist das tolerierbar. Der Ball muss doch nach dem Ergreifen durch den Torwart nicht zwingend 1 Meter schräg nach vorn zur Landung "transportiert" werden. Somit kann der Sprung schräg nach vorn beim Ergreifen des Balles ruhig abgeschlossen werden, man muss nicht weiter aktiv nach vorn springen, wozu ist das gut? Also kann man nun den Schwung nutzen, die Beine durch Überstrecken des Rückens "überholen" lassen und in eine runde Abrollbewegung übergehen.
Was also ist nun richtig? Was ist falsch?
Man sollte beides gelten lassen, wichtig ist: Der Torwart muss den Ball halten und bis zu diesem Punkt auch entsprechend agieren.
Der Bogenflug ist daher eine von vielen Möglichkeiten und in der Hinsicht eines sanften Falles und einer netten Ergonomie auch sinnvoll. Wie eben der Fosbury Flop auch kein Hoch runter, sondern eine hochkomplexe Bogen-Flugbahn ist. Auch Stabhochspringer folgen solchen Flugbahnen, weil dies einfach ergonomischer und damit effizienter ist.
Doch wir als Torhüter müssen uns um diese Details keinen Kopp machen, für uns gilt: Ball halten und gut.