20.07.09 - Day Three
"Silk Street, Pearl Market & nach Hause photografiert..."
Das war ein verschnarchter Tag heute. Wir haben gestern noch bis knapp halb 5 vor dem Laptop gesessen - alles meine Schuld, weil das Hochladen der Photos ja bekanntlicherweise schief ging. Also haben wir bis um 11 Uhr geschlafen. Während Meise und ich uns noch mit der Situation (Schlafentzug, Wärme...) akklimatisierten, fuhren mein Dad und meine Schwester zu der Schneiderin Fey Fey um Mareike ein Abiballkleid schneidern zu lassen. Zu den chinesischen Namen eine kleine Anekdote: Die Chinesen haben den Nachteil, dass ihre Namen von vielen Ausländern falsch ausgesprochen werden. Im Chinesischen ist die Betonung jedoch immens wichtig. Ein kleines Beispiel ist das Wort "ma". "Ma" bedeutet sowohl Mutter als auch Pferd - je nach dem wie man die Betonung setzt (langes, kurzes A). Da die chinesischen Namen auch aus einzelnen Silben mit bestimmten Bedeutungen zusammen gesetzt sind, ist es natürlich fatal auf einmal das Zeichen Mutter wie Pferd auszusprechen und damit den Sinn und den ganzen Namen zu ändern. Aber da konnte man sich Abhilfe schaffen. Chinesen, die in ihrem Alltag mit Europäern zu tun haben, kreiren sich einfach einen zweiten europäischen Namen, mit dem sie dann angeredet werden können, ohne dass eine Verwechselung geschieht. So wird uns zum Beispiel der Chinese Mike morgen zum Sommerpalast fahren. Der süßeste Name, dem ich bisher begegnet bin, hat sich eine Chinesin gegeben: Butterfly.
Back to the Story.
Diese "Scheiderei" dauerte allerdings, entgegen der Erwartungen, eine ganze Weile, so dass die beiden Verrückten erst um 16 Uhr wieder in der Wohnung antanzten. Damit konnten wir den Himmelstempel & den Lamatempel, die heute auf dem Programm standen, eigentlich schon wieder streichen und entschieden uns für eine kurzfristige Planänderung. So ging es um 18 Uhr in den Silk Market - wohl eine der Gründe warum ich nach China gekommen bin *grins*.
Der Silk Market ist ein riesiges Einkaufszentrum, in dem sich ein Markt befindet, auf dem vor allem gefälschte Marken gehandelt werden. Dort kann man die tollsten T-Shirts für 4-6 €, Converse Chucks für 10 € & diverse andere Dinge sehr günstig kaufen. Ein Paradies.Natürlich ist diese ganze Ware gefälscht, aber es ist wohl kein Geheimnis, dass die Chinesen ihr Handwerk sehr gut verstehen und daraus Fälschungen machen, die mit dem ungeschulten Auge schon schwerer vom Orginal zu unterscheiden sind. Wir haben uns nur kurz dort umgesehen, es hat sich jedoch auf den ersten Blick gleich nichts in den 1 1/2 Jahren verändert. Man wird immer noch, während man zwischen den Ständen auf den 5 verschiedenen Etagen entlang geht, angefasst, zu einem Produkt hingezogen mit den Worten "Good Price for you, Lady", "Lady - T-Shirt, good T-Shirt", "A Watch? Beautiful sunglasses?". Wenn man sich dann für ein Stück näher interessiert tritt man an den kleinen Stand und hört sofort: "For you, good price! Good Price!" Angenommen man hat dann etwas für sich gefunden, beginnt das Feilschen. Meistens läuft es dann so, dass die Verkäuferin einen Taschenrechner vor nimmt und dort eine Zahl eintippt. "In Shop, this Price (100 €) - but, stop, but for you this Price (80 €)" Natürlich ist solch ein Preis für ein gefälschtes T-Shirt utopisch, deshalb fängt man dann selbst bei ca. 3 € an bis man irgendwann zu dem gewünschten Preis von 4-6 € kommt. Auf dem Weg dorthin begleitet einen immer wieder die super Phrase: "You're trying to kill me!" Egal wie schlecht oder gut diese Verkäufer/innen Englisch sprechen können, aber diesen Satz haben sie alle drauf.
Nach dem Besuch im Silk Market sind Meise und ich noch zum chinesischen Subway gegangen (annehmbar, aber nicht so gut wie in Deutschland), um auf Nummer sicher zu gehen, was das Essen angeht. Der Verdauungstrakt muss sich doch irgendwie an das, meist Glutamat-gedopte, chinesische Essen gewöhnen. Danach haben wir uns von 20-21 Uhr für einen Weg von 20 Minuten nach Hause "photographiert". Die Pekinger-Skyline fasziniert immer wieder und leider wirkt es auf den Fotos einfach nie so wirklich.
Das war unser Tag heute. Gechillt, ereignislos, aber lustig.Morgen werden wir, weil mein Dad für 3 Tage nach Shanghai wegen der Arbeit fliegt, von dem Taxifahrer Mike zum Sommerpalast gefahren und zu den Ming-Gräbern. Von dort warten dann wieder schöne, interessante Bilder auf euch, denke ich.
So, dann hier die Bilder des Tages:
Der Silk-Market.
Danach ab zum Subway-Markt. Man beachte die halbe Micheal-Jackson-Immitation, die vor dem Subway sitzt. So hat er sich zumindest verhalten.
In der Dämmerung begann unsere Fototour. In China gibt es noch die orginale Red Bull Dose, wie sie damals auf den Markt kam. Sieht interessant aus.
Life's Good in Beijing?
Also das ist noch harmlos. In Beijing wurde ein ganzes Feld Houtongs abgerissen um dort jetzt einen Hochauspark zu bauen. Es sieht bei Nacht aus wie eine Quadratkilometer große Geisterstadt aus Beton, Stahl und Sand.
Fotoshooting by Night & Meise mittendrin.
Beijing mittlerweile by night. Mein Dad meinte, dass er, wenn man ihn im Süden der Stadt aussetzen würde, nicht zurück nach Hause finden würde - von allein. Beijing sieht aus allen Ecken gleich aus.
Nächtlicher, pekinger Anarchismus im Verkehr...
Der typische, kleine chinesische Laden.
So wie diese Houtongs im Hintergrund sah es in ganz Beijing bis zu den 80er Jahren aus. Die Stadt bestand nur aus Feldern und Houtongs.
Und zum Bild des Tages küre ich dies hier:
Die gräulichen Flecken im Photo sind Staubpartikel in der pekinger Abendluft, die den Blitz meiner Cam reflektiert haben. So sehen die meisten Nachbilder hier aus. Da fällt mir doch spontan ein Lied ein:
"Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft
so mit ihrem holden Duft, Duft, Duft,
wo nur selten was verpufft, pufft, pufft..."
Also hier in Beijing verpufft öfter mal etwas.
Mit diesen Worten, genug für heute. Morgen die nächste Episode.![]()



















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