Gut, wenn man jemanden hat, dem es genau so ging. Da kann man besser mit seinem schlechten Gewissen umgehen.So, dann legen wir mal los. In einer Stunde muss ich mit den anderen beiden Verrückten "Harry Potter and the half blood prince" gucken, also starte ich jetzt das "Record-Writing-Experiment".
21.07. - Day 4
"Schweißtreibend erhält eine neue Bedeutung für mich..."
Ich denke, dass die Überschrift den gestrigen Tag sehr gut beschreibt.
Der Tag startete für uns drei Verrückte das erste Mal alleine, da mein Vater aufgrund von einem Schnitt in Shanghai für 3 Tage in das weibliche Pendant zu Beijing (wie die Pekinger sagen) fliegen musste. Es wird immer gesagt, dass Beijing der Mann und Shanghai die Frau ist und, ich muss sagen - Es stimmt. Nun, jedenfalls wären wir nun drei Tage knapp auf uns gestellt, weshalb mein Dad den bereits angesprochenen Chinesen Mike arrangierte, um uns zu den Ming-Gräbern (etwa eine Stunde von Beijing entfernt) und zum Sommerpalast (ca. 45 Min) zu bringen.
Mit dem Satz "and please Mike, take care of my precious daughters" fielen wir nun ins Mikes Obhut.
Ich war am Anfang sehr skeptisch, was diesen Tag anging, da die pekinger Taxifahrer ja ihr eigenes Kapitel im großen chinesischen Buch sind, aber meine Bedenken wurden sofort zerstreut, als ich Mike sah. Das mag für euch zwar komisch klingen aber mein erster Gedanke war:
"Thank Godness, er trinkt offensichtlich keine Massen an grünem Tee."
Dieser ist nämlich Schuld an dem oftmals sehr, sehr strengen Geruch der pekinger Taxi Driver. Mike war aber wirklich gekleidet wie ein Europäer und weniger chinesisch - ein Nike-Poloshirt kombiniert mit einer dunklen Jeans (sieht man hier ganz selten in China, aber - drive me nuts - bei der Hitze? Ich sollte noch erfahren, warum ihn das nicht stören wird.) and beautiful sunglasses.
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Jedenfalls spricht er wirklich für einen Chinesen ein sehr gutes Englisch und es war sehr angenehm mit ihm durch Beijing zu fahren und noch einiges in Augenschein nehmen zu dürfen. Wir fuhren am Birds Nest vorbei und am Water Cube, der mir immer als "Britta Steffens Triumph-Würfel" in Erinnerung bleiben wird.Wie ich mitgefiebert habe... *hach*
Wortreich erklärte uns Mike, dass diese Gebäude nach einem Prinzip des "Fung Shu Rai" gebaut wurden. Entgeistert fragten wir ihn, was das denn für eine spezielle Technik sei, dieses Fung Shu Rai. Richtig verstanden wir seine Erklärung in gebrochenem Englisch nicht und wurden uns am Ende einig, dass es sich dabei wohl um eine spezielle chinesische Bauweise handelt. Erst kurz vor den Ming-Gräbern benutzte er dieses Wort noch einmal und da viel es meiner Schwester wie Schuppen von den Augen, dass Fung Shu Rai wohl Feng Shui ist. Soviel zur chinesischen und deutschen Aussprache.
Angekommen an den Ming-Gräbern, folgten wir dem Rat des Reiseführers und Mikes und sparten uns die 6 € Eintritt in die offenen 3 der eigentlich 13 Ming-Gräbern. Laut Beschreibung zahle man dort 6 €, trete ein, sehe ein paar aufrechte Steine und gehe wieder. Die richtigen Grabstätten liegen untertage und dürfen nicht von Touristen betreten werden.
Die Ming-Gräber werden auf chinesisch Mingchao Shisan Ling genannt, also "Die Dreizehn Gräber der Ming-Dynastie", beziehen sich also somit auf die Grabstätten von 13 der 16 Kaiser der Ming-Dynastie (1368-1644) und wurden ab 1409 bis zum Ende der Herrschaftsperiode angelegt. Sie befinden sich am Fuße des Berges Tianshou und sind zum Großteil der öffentlichen Gesellschaft nicht zugänglich. Zu besichtigen sind für Touristen lediglich die Gräber des Wanli-Kaisers, das "Dingling" dessen Gruft die einzig zugängliche ist, des Kaisers Zun Dhi, der den posthumen Titel "Chengzu" erhielt, dessen Grabstätte Changling heißt und das "Zhaoling", die kleinste der 3 Grabstätten.
Aber ich muss euch sagen, das, hat mich nie interessiert.Wir hatten die 36 Grad im Schatten überschritten und es war, aufgrund der stickigen und schwülen Luft, gerade einmal im Auto auszuhalten. Wir entschieden uns dann für die - es sollte sich herausstellen - richtige Variante und besuchten nur den "Segret Way" (dt. "Seelenweg"). Dies ist ein, von 36 Steinfiguren gesäumter Weg, der zu den Ming-Gräbern führt. Die ersten 6 Statuen (jeweils ein identisches Paar links und rechts des Weges) stellen militärische und zivile Würdenträger und Beamte Chinas dar. Ihnen folgen 24 steinerne Tier-Statuen (Zhi-Fabeltiere, Kamele, Elefanten, Pferde und Quilin-Fabeltiere). Bei den Fabeltieren handelte es sich meist um Figuren mit einem Gemisch aus Zentauren-Drachen ähnlichen Zügen. Keines von ihnen blieb von unser Cam verschont. Die Tiere wurden immer jeweils paarweise einmal liegen und paarweise einmal stehend dargestellt. Der Legende nach wechseln sie sich jede Nacht in ihren Positionen ab. Die Menschen wurden jedoch nur aufrecht dargestellt, da kein Mensch in Gegenwart des Sohnes des Himmels sitzen durfte.
Der Seelenweg war eine tolle Erfahrung und traf mich genau in meiner spirituellen Ader. Es war ein interessantes Gefühl diesen Weg, gesäumt von steinernen Figuren mit den unterschiedlichsten Gesichtszügen und -ausdrücken, zu beschreiten. Die Fotos zeigen auch diesen Teil. Zu dem waren wir auf dem Weg fast allein, da wir uns um 12 natürlich in der sengenden Mittagshitze befanden und uns dementsprechend auch der Schweiß rann. Heißer kann es doch nicht werden... - dachten wir zumindest. Mike begleitete uns natürlich nicht auf diesem Weg, sondern ließ uns in der Hitze zurück, während er es sich mit eisgekühltem Wasser im Wagen gemütlich machte. Nun, zu seiner Verteidigung: Er war solidarisch. Jede von uns durfte auch ein eisgekühltes Wasser mit auf den Weg nehmen. Ich schwöre euch - Das Wasser kam lauwarm zurück in die Kühlbox.
Weiter ging es halb verschwitzt (wie nett) zum Sommerpalast. So wirklich hatte keiner von uns mehr Lust auf diesen kulturellen Haufen aus Stein und Holz, aber wenn man schonmal in China ist... nun ja.
Mike ließ uns am Northern Gate aus dem Auto und wollte uns am Southern Gate wieder abholen. Meine Mutter hatte gesagt, dass wir für den Sommerpalast ca. 2-3 Stunden einplanen müssten und deswegen war uns bereits die Vorstellung, nach den 1 1/2 Stunden Seelenweg weitere 3 Stunden in der Hitze zu verbringen, zu heiß. Nun, es sollten am Ende 2 Stunden werden, doch diese vollen 120 Minuten kletterten wir, schwitzen wir, kletterten wir wieder und schwitzen wir wieder. Gut, ab und zu sind wir auch gelaufen, aber im Grunde ist der Sommerpalast auf einem riesigen Haufen aus unförmigem Gestein gegründet worden. Die Gebäude waren im typischen alt-chinesischen Stil aufgebaut, in den traditionellen Farben rot, gold und blau. Zu erst liefen wir vor der Brücke, die zum Hauptgebäude des Sommerpalastes führt, an einem künstlichen See lang, der von Steinstraßen umsäumt wird, an denen sich die Besucher teils langschlängern teils langhangeln müssen. In den, an diesen "Wegen" (meist nur 1-2 m breit) liegenden, Häusern wurde chinesischer Touri-Kitsch verkauft, aber auch die berühmten chinesischen Rollen mit traditionellen Schriftzeichen oder dem eigenen Namen, der dann persönlich von einem Calligraphen gezeichnet wurde. Gerade vor diesen Shops war das Gedrängel groß und umso mehr auch die Angst in den See geworfen zu werden. Sehr vertrauenserweckend als Badeparadies sah dieser nicht aus. Am Ende gingen wir über die Brücke und zum Hauptgebäude des Palastes, vor dem erst einmal zur, eigentlich nicht nötigen, Erwärmung 100 Stufen auf uns warteten. Doch dies waren noch schöne, gerade, glatte Stufen. Diese Art sollten wir am Ende noch vermissen. Beschwert haben wir uns zu diesem Zeitpunkt trotzdem schon.![]()
Im Hauptgebäude und in den rechts und links gelegenen Nebengebäuden standen jeweils 1-2 heilige Buddhastatuen, vor denen das Fotografieren verboten war. Dennoch standen daneben gleich 2 Stände mit Souvenirs für Touristen. Lächerlich? Finde ich schon...
Ab da war es nur noch klettern - keine Stufen mehr, sondern unförmige, hohe Felsen in der unerbittlich heißen Sonne und schwülen, dicken Luft. Training - das wusste ich zu diesem Zeitpunkt bereits - werde ich heute wieder nicht brauchen. So setzte sich der Aufstieg fort. Wir gingen kaum noch in die meist buddhistischen Gebäude und Tempel (die sowieso alle denen am Hauptgebäude ähnelten) sondern kletterten ununterbrochen weiter nur im Kopf, dass wir diesen Aufstieg hinter uns bringen müssen. Am Ende ging es dann wieder bergab. Leichter? Nein. Denn auch hier waren die wenigstens glatten, wenn auch unförmigen steinernen Stufen mehr und mehr im Laufe der Jahre den huckeligen Felsen gewichen, die wir um ca. 14 Uhr hinabklettern mussten. Wir waren heilfroh noch die drei letzten Plätze auf der einen Fähre zu erwischen, die uns zur südlichen Insel bringen sollte, über deren Brücke wir dann bis zum Southern Gate laufen konnten. Die Fahrt dorthin verlief ereignislos. Der See, um den sich der ganze Sommerpalast säumt, der ein unglaublich großes Territorium umfasst. Ich habe mich nicht nur einmal gefragt, wie ein einzelner Mann mit seinen Bediensteten so viel Platz einnehmen kann. Jedenfalls endete unser Rungang zum Glück auch richtig am Südtor und nicht in einer der einzelnen, irreführenden Abzweigungen und Steinpfade, denen wir entlang unseres Weges begegnet sind.
Am Ende waren wir wieder in Mikes gekühltem Taxi und halb dehydriert. Das Problem in Beijing besteht für mich im Trinken. Die chinesischen Toiletten sind einfach meistens so disgusting, das man nicht viel trinken darf. Mein T-Shirt war am Rücken durchgeschwitzt und hatte an der Vorderseite bereits Salzspuren hinterlassen. Honestly? Das war wirklich eine neue schweißtreibende Erfahrung.
Eigentlich hätte für mich der Tag sehr entspannt enden können. Meise & Ich wollten noch mit dem Elektro-Roller von meinem Dad (dieses Gerät prägt wie das Taxi Pekings-Straßenszene) zum Carrefour, der großen Mall, fahren. Das stellte sich jedoch schon auf dem Hinweg schwieriger dar, als erwartet. Die üblichen, mit Zäunen abgetrennten, Fahrrad und Roller Wege gibt es in unserem kleinen Viertel auf dem Weg zum Carrefour nicht, so dass wir auf der Straße fahren mussten. Ich ließ Meise vor, weil sie im Besitz des Führerscheines ist, aber wie sich herausstellte, war das nichts werd. Rechts abbiegen darfst du in Beijing immer - egal ob die Fußgänger grün haben. Dann wird einfach gehumpt und sie müssen stehen bleiben - so einfach ist das. Anarchie pur. Wer zu erst kommt, malt äh fährt zu erst. Im Carrefour angekommen ging der Stress weiter. Meine Laune sank auf Null als ich die 12-Personenschlangen an jeder Kasse sah. Meine Schwester und ich hatten doch eine Verabredung mit der Chinesin Li Yi um unsere Abiballkleider im Silk Market schneidern zu lassen - um 20:30. Es war bereits 19:00. Wir mogelten und schoben uns dann zur hintersten Kasse, an der nur 4 Chinesinnen vor uns standen. Wir brauchten jedoch genauso lange wie die restlichen Schlangen, denn Chinesen haben, wie wir erfuhren, die Eigenart ungefähr die Hälfte ihres Einkaufs vor dem Rollband wieder auszupacken und zur Seite zu legen und wenn sie dann dran sind, sie kurz vor dem bezahlen wieder zurück zu verlangen. Mir ist fast die Hutschnur geplatzt. Das einzig Gute: Flüche versteht ja niemand hier, außer uns.
Als wir dann noch mit dem Sushi holen fertig waren - Chinesen halten nichts von anstellen - war es bereits 19:45 und so rasten wir mit dem Roller zurück zum Compound und nahmen dabei fast 2 Chinesinnen mit, die uns, wie auch alle anderen Einheimischen, nur auslachten. Zwei Deutsche auf einem Roller mit Einkaufstüten - was ist daran so komisch? Abgesehen von dem Fakt, dass wir die ganze Zeit Schlangenlinien fuhren und diversen Gegenständen auswichen und uns darüber totlachten. Wahrscheinlich war es auch das, das wir wie beim Fahrrad fahren die Abbieg-Richtung anzeigten...
Wir kamen um 20:00 zu Hause an und rasten dann mit dem Taxi zum Silk-Market. Dort stellte sich heraus, dass nur eins der Kleider geschneidert werden kann und ausgedruckt werden müsse. Haben wir einen Farbdrucker? Nein. Also fuhren wir mit zu Li Yi (einer sehr reizenden Chinesin, die eigentlich in Deutschland lebt und meinen Vater über das ZDF-Studio kennt) zu ihrem Compound. Dort lernten wir dann ihre Family kennen und die Jungs, die mit uns das Pekinger Nightlife noch erleben wollen. Als wir sie dann kennen lernten, wollten wir das jedoch nicht mehr. Schließlich lernten wir dann an diesem Abend noch eine komplette Diplomatenfamilie und deren Gäste beim essen kennen, also kommen wir insgesamt auf ungefähr 20 Perspnen in einer Stunde. Mit ausgedruckten Bildern wollten wir uns dann im Nirgendwo (Südpeking) ein Taxi holen. Es war bereits 23:00 Uhr und wir haben geschlagene 25 Minuten gewartet, ehe uns ein Taxifahrer mitnehmen konnte. Vorher hatten 2 bei der Bitte "women shangshi Pingod xingshi" (Wir wollen zum Pingod-Compound fahren) abgewunken und uns wieder aussteigen lassen.
So ging dieser Tag zu Ende. Vielleicht werdet ihr verstehen, dass ich zu fertig war, um 23:30 Uhr Ortszeit den Bericht noch zu schreiben.
22.07. - Day 5
"Vershoppt?"
Heute sollte eigentlich ein gechillter Shoppingtag werden. Doch bereits um 6 Uhr morgens wartete eine Überraschung auf uns. Ein Chinese über uns fing an mit einem Bohrer in seinem Zimmer (wie es sich anhörte) Löcher in eine Wand zu bohren und dann wahrscheinlich Bilder aufzuhängen, wenn man von den Hammergeräuschen darauf schließt. Leider ist dieses Compound sehr hellhörig, deswegen konnten wir es hören, als würde er neben unseren Ohren bohren. Diese Prozedur zog sich dann bis 11 Uhr hin und weckte uns im Minutentakt immer wieder auf. Die eine Stunde zwischen 11 und 12 konnten wir dann doch noch durchschlafen. So fing der Tag sehr viel später als geplant an. Es ging erstmal zu 14 Uhr zur Schneiderin Fei Fei, die dann doch mein Abiballkleid schneidern konnte. Da bin ich mal gespannt.
Dies zog sich bis 16 Uhr hin, so dass wir um 16:30 zu unserer Shopping-Tour am Silk Market ankamen. Ab da gibt es nicht mehr viel zu berichten außer, dass ich eine sehr gute Verhandlerin bin - offensichtlich. Jedenfalls sind die Verkäuferinnen immer sehr verzweifelt gewesen. Ein Beispiel?
Es ging um 2 Paar Converse. Die Qualität hat sich bei diesen Schuhen wirklich verbessert im Vergleich zu den Exemplaren, die ich vor 1 1/2 Jahren erworben habe. Sie fing vom Preis her bei 750 Yuan pro Paar an, also ca. 75 €. Tja, so ist das. Am Ende haben wir um 150 Yuan oder 200 Yuan für beide Paare verhandelt. Ihr Lieblingsspruch war:
Verkäuferin: "Oh... no! You wanna kill me..."
Ich: "I don't wanna kill you. I promise you, when I walk out of this shop, you'll be alive."
(lacht) "Sorry... that's really to low... lovely lady, make it a little bit higher... you're so hard."
"I can't do this - you know that."
"Then my boss will kill me."
"No, he won't. Murder is a crime - he won't wanna go to prison"
(lacht wieder)
So läuft das dort ab.Spaß hat es ja schon gemacht. Am Ende hab ich, nachdem ich versprochen habe wiederzukommen, noch ein Paar Puma-Schuhe bei ihr gekauft. Sie hat mir zum Abschluss ihre Visitenkarte gegeben und gerufen: "Call me... I like you, my friend"
Der wohl coolste Spruch des Tages kam auch von ihr:
"I think, Football makes you hot, my friend" *totlach*
Meine Shopping-Tour endete mit einer Ausbeute von
2 Güteln mit Schnallen, die Converse-förmig (Converse in den Farben rot und weiß) sind,
1 Addidas-T-Shirt weiß mit Aufdruck,
1 Nick-Polo blau-weiß,
3 Paar Schuhe (1 x Puma, 2 x Converse)
und
4 DVDs (HP 6, Public Enemy, Bride Wars, Brüno).
Und das für insgesamt 60 €... es lässt sich machen. Obwohl ich immer weicher wurde je länger ich verhandelt habe...
Das war dann mein Tag.
Morgen wird erneut geshoppt, ich habe schon eine Liste zusammengestellt.![]()
Hoffentlich werden wir nicht wieder um 6 Uhr geweckt. Drückt uns die Daumen. In dem Sinne: Bis morgen.![]()