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Thema: Liebes Tagebuch bzw. Erlebnisse, die ihr unbedingt loswerden müsst...

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  1. #1
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Uns ging es genial dabei, danke der Nachfrage.
    Nein im Ernst, ich mach mir die Mühe ja gerne, wenn nicht unbedingt so etwas passiert wie gestern abend (da habe ich schon einen kleinen Schock bekommen).


    Review: 25.07. - Day 8
    "Relax - Take it easy..."


    Dieser Tag war wieder einmal vershoppt. Mit zunehmendem Aufenthalt in Beijing geht uns so langsam die Puste und Lust aus zum großen Sightseeing aufzubrechen. Daher sind wir an diesem Tag wieder einmal gemütlich um 12:00 Uhr aufgestanden, haben gefrühstückt und sind dann um 14:00 Uhr zum großen Outlet-Store in Beijing aufgebrochen. Das Yansha-Outletcenter ist wirklich eine geniale Sache. Jede Textilien-Marke war dort vertreten, von Adidas über Nike, Puma bis zu Asics und Converse. Ich habe mich auch ordentlich bedient - so viel sei gesagt. Das ist alles im diesem Thread (Nr. 1168) dokumentiert. Zum späten Nachmittag-Abendessen haben wir uns wiedereinmal ein Subway-Sandwich gegönnt, das diesmal leider eine einzige Katastrophe war.
    Abends haben wir uns "Insomnia" zu Gemüte geführt, einen richtig guten Thriller mit Al Pacino und Robin Williams - diesmal in der Rolle des Bösen, was man auch sehr selten sieht.
    Damit war der Tag dann auch schon wieder vorbei. Viel zu berichten gab es also eigentlich nicht.


    26.07. - Day 9
    "Von chinesischer Gesellschaft und Kaisern"


    Heute stand nach einem Tag Regeneration von den Strapazen auf der Mauer (der Bericht folgt noch, da er sehr lang wird) wieder Sightseeing auf dem Programm. Doch die Abiballkleider-Schneiderei von meiner Schwester und mir kostet doch sehr viel Zeit und Anstrengung. Somit kamen wir erst 14:00 Uhr aus dem Appartement und konnten uns zum "Himmelstempel" aufmachen. Es ist der wohl größte Tempel in Peking und umfasst eine noch größere Fläche als der Sommerpalast des Kaisers, über den ich bereits berichtet hatte. Realitätsnah vorstellen konnte ich mir das leider nicht, da bereits das Areal des Sommerpalastes derart riesig war, dass eine weitere Vorstellung der Vergrößerung dieser Fläche nichts gebracht hätte.
    Zum Zeitpunkt unseres Aufbruchs war die Belastung durch die Hitze schon bemerkenswert (ca. 38 ° in der Sonne) und wurde nur durch einen lauen Wind gelindert. Allgemein hat sich die Luft in Beijing, im Vergleich zu ihrem Zustand in den ersten Tagen unserer Ankunft, deutlich verändert. Sie ist viel klarer und trockener, ähnelt dadurch mehr deutschen Verhältnissen - worüber ich sehr froh bin.
    Der Himmelstempel ist leider in seinem Zentrum ein sehr weitläufiges Areal ohne Schutz vor der Sonne, dadurch waren die ersten Minuten der Besichtigung des Himmelstempels an sich eine Herausforderung. Der Tempel genießt deshalb einen so hohen Status, da es von der Song- bis zur Ming-Dynastie üblich war, dass der amtierende Kaiser einmal im Jahr diese heilige Stätte besuchte und dort für das ganze Reich Buße ablegte und für weiteren Segen und Wohlstand betete. Dafür wurde eine schmale, glatte Steinlinie in den Weg aus quadratischen Steinen zum Himmelstempel durch drei große Tore angelegt. Dies gilt in der heutigen Zeit als der Weg, den der Kaiser Jahr für Jahr nehmen musste.
    Nun scheint es nicht ungewöhnlich, dass diese Steinlinie, die am meisten beschrittenste ist und der Tourist selbst glücklich sein kann, einen Schritt auf ihr gehen zu dürfen. Wir hatten heute Glück, denn aufgrund der Hitze war der Himmelstempel am Nachmittag nur spärlich besucht - im Vergleich zu den Massen, die sonst hineinströmen.

    Gleich beim Eintritt in die, mit Dächern versehenen, Holzgänge drangen laute chinesische Stimmen, was eigentlich so gar nicht ihre Art ist, Gesang und Musik an unsere Ohren. Die erste Kuriosität zeigte sich am Eingang der Holzgänge, denn dort war eine riesige Steinfläche von Bäumen gesäumt, auf der jeweils zu zweit Chinesen sich dem Gesellschaftstanz verschrieben hatten. Natürlich zu traditionell chinesischer Musik wurden die Hüften, teilweise sehr bizarr, geschwungen. Doch für den europäischen Touristen ist dies natürlich ein sehr seltenes und ungewöhnliches Bild. Habt ihr schon einmal vor der Gedenkkirche in Berlin eine Tanzfläche gesehen, oder Gesellschaftstänzer vor der Frauenkirche in Dresden beobachtet oder traditionelle deutsche Musik aus den Lautsprecherboxen vor dem Brandenburger Tor gehört? Ja? Ich nicht. Deshalb war ich schon zu diesem Zeitpunkt fasziniert von dieser kleinen großen chinesischen Gruppe, die sich dort zusammenfindet um zu klatschen und zu tanzen.
    Im nächsten Holzgang dann das nächste Bild: Viele Chinesen aus allen Generationen, die noch irgendwie auf zwei Beinen stehen konnten, standen zu beiden Seiten vom Gang links und rechts von einem Dirigenten und einem Akkordeon-Spieler und schmetterten hingebungsvoll chinesische Volkslieder - so wie es sich anhörte. Gänsehaut war dabei vorprogrammiert.
    Um zwei kurven herum saß eine Gruppe Musiker mit nicht-europäischen , offenbar traditionell chinesichen, Instrumenten und begannen auch hier Volksmusik in der Luft zu verbreiten, während die Leute sich rund herum versammelten, mitsangen oder dem Lied mehr Rhythmus durch ihre Hände gaben.
    Dieses Bild der zusammentreffenden und genießenden Chinesen zog sich noch die restlichen Gänge zum Himmelstempel hin. Ob es nun chinesisches Schach, Wassercalligraphen oder Pfeiferauchen war - man traf sich und genoß den Moment. Später trafen wir beim Spaziergang durch den Park noch eine Gruppe von alten Chinesen (so wie es aussah 70 und aufwärts), die dort beeindruckendes Tai Chi vollführten, mit Dehnübungen, bei denen mir Hören und Sehen angesichts dieses Alters verging. Vital wie ein 15jähriger Fußballer sage ich euch!

    Nach diesen beeindruckenden Erfahrungen besuchten wir den Haupttempel, den Rosengarten und ein Areal, das sehr kurios war, um ehrlich zu sein. Die Chinesen sind anscheindend sehr von der Magie der Zahlen angetan, denn dieser Ort war von der Zahl Neun förmlich gebranntmarkt. Es war ein Kreisförmiges Steingebilde, dass von 9 Toren umrandet war. Die drei Etagen (drei Große Ringe übereinander) waren durch 9 Stufen verbunden, die Steinplatten unter unseren Füßen hatten Maße, die durch 9 teilbar sind.
    Auf der obersten Scheibe befindet sich in der Mitte ein runder Steinkreis. Wenn man sich in die Mitte desselben stellt, sagen die Chinesen, dass man sich im Zentrum der Welt befindet. So sind sie, die Chinesen.
    Meine Schwester entertainte natürlich die Chinesen wieder mit einer akrobatischen Übung auf diesem Kreis. Übrigens musste man sich schon mit Ellenbogen und Füßen zu helfen wissen, damit man sich auf diese Scheibe stellen konnte. Nachdem meine Schwester dies geschafft hatte, gab es natürlich nicht nur einen Chinesen, der sich bei ihrer Übung mit ihr photografieren lassen wollte.

    Danach verließen wir den Himmelstempel und gingen zum aktuell 6. Mal in die Sushi-Bar am Carrefour um unseren Mittagshunger um 18 Uhr zu stillen. Dort kennen uns schon alle Chinesen, könnte man meinen.

    So endete auch dieser Tag. Die Bilder folgen dann in den nächsten Minuten.
    Die Aktion meiner Schwester habe ich animiert & werde sie als Gif-Datei hier posten.



    Freestyle-Dancing.



    Die "Holzgänge"



    Wie dieser Gesang durch Mark und Bein ging... - genial.



    Die Musiker. Ein paar ihrer Instrumente sahen Mandolinen-ähnlich aus.



    Diese silbernen Kugeln in der linken Hand des Mannes sind auch eine Spezialität in China. Man muss sie gegen den Uhrzeigersinn in seiner Hand kreisen lassen, möglichst ohne, dass sie gegeneinander schlagen. Sehr schwer.



    Der Weg des Kaisers durch das letzte Tor



    Der Himmelstempel



    Wer versucht denn da den Himmelstempel zu besteigen?





    Auf den Spuren des Kaisers.



    Ich nenne es jetzt einfach das 9er-Areal.



    Meine Schwester entertained im Zentrum der Welt alle um sich herum...



    Der "(Rosen-)Garten".
    Aber trotz dieses Anblickes...



    ...habe ich noch eine Rose gefunden.



    Unsere Sushi-Bar.

    Das wars für heute.
    Geändert von Believer (26.07.2009 um 18:46 Uhr)
    "Bangerang"

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  2. #2
    Welttorhüter
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    Magst du denn Bilder deiner Errungenschaften aus dem Outlet Store posten?

  3. #3
    Welttorhüter
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    Die Bilder habe ich bereits im "Was habt ihr euch als letztes gekauft?"-Thread (Beitrag-Nr. 1168) gepostet.
    "Bangerang"

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  4. #4
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    Einfach nur klasse, deine Berichte. Vor allem eine tolle Art zu schreiben!
    Ich glaub wir lassen dich noch ein paar Monate im Ausland. Dann gibt es noch mehr interessantes zu erfahren! Nein, wirklich: Daumen hoch! Einfach nur toll!
    Früher war er der Panther im Verein, neulich meinte jemand: "Guck mal! Ein fliegendes Schwein!"

  5. #5
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    Nee, lieber nich, glaub mir. Es ist besser, wenn ich jetzt erstmal nach Deutschland zurück komme und Fußball spielen kann. Es ist also besser für meine Seele und (nebenbei bemerkt) auch für meinen Magen - Es ist schon dumm, wenn man an gesundes Zeug gewöhnt ist und viel Salat mag, da es hier außer im Jenny Lou's, dem europäischen Supermarkt, kaum Gemüse & Obst gibt, das man ohne Bedenken anrühren kann, leider.

    Morgen kommt der letzte Bericht, den ich als Review für heute (Lama-Temple, Shopping-Tour) schreiben werde. Diesen fasse ich dann mit den Erlebnissen von morgen früh zusammen, denn dort ist eine Jogging-Tour zum Pekinger Park geplant, in dem die Chinesen morgens immer Tai Chi machen & Federfußball spielen. Mit Chinesen Federfußball zu spielen bockt bestimmt... - Aber um sieben Aufstehen nicht.
    "Bangerang"

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  6. #6
    Welttorhüter
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    So, hier kommt mein letzter Beijing-Bericht.

    Review: 25.07 - Mauertag
    "Unendlich lange Mauer"


    Man hat dieses Gefühl. Der Verstand kann nicht begreifen wie lang diese Mauer ist, wenn man auf einem Turm steht und über die Länge dieses Steingebildes hinweg sieht. Es ist immer wieder faszinierend und überwältigend zugleich. Ich drücke es mal mit den Worten von einem Schauspieler aus "Gladiator" aus, der vor dem Colosseum stand und sagte: I didn't know humans could build such things...
    Dieser Gedanke begleitete meinen Weg über die Mauer, der nicht gerade kurz war. Wir sind 5 1/2 Stunden über Steine gelaufen, hinweg geklettert. Der schlimmste Anstieg war etwa auf einem 1/3 der Strecke. Da die sich chinesische Mauer in ihrer Gesamtheit über 12.000 km, auch in den Bergen von Badaling (70 km von Peking entfernt) erstreckt. Die bloße Mauer ist "nur" 8851,8 km lang, doch gerechnet auf die dazuhörigen seperierten Mauersegmente, umfasst sie diese Länge.
    Sie ist also mit zwei Adjektiven beschrieben unglaublich lang.
    Die Berge machen den Weg über die Mauer so anstrengend, da sie an Berghängen natürlich mit unglaublich steilen Treppen versehen ist, bei denen man Glück haben muss, damit sie noch gut erhalten sind. Es werden schon Mauerteile restauriert, aber ich halte das für Schwachsinn, solange sie nicht droht in sich zusammen zu fallen.
    Bei den Treppen nun war die einzige Überlegung meistens nur noch: Hoch - und das so schnell wie möglich.
    Glaubt mir, nach 30 Riesenstufen versagen euch die Waden- und Oberschenkelmuskeln und nach 10 weiteren Stufen kann man nicht mehr rennen, auch wenn man es will. Es gab ungefähr 10 von diesen Treppen.
    Die mittigen 1,5 h (nach etwa 1,5 h Marsch) sind die schlimmsten, denn das ist der Zeitpunkt, an dem der Körper rebelliert. Diesen Zeitpunkt kennt jeder Läufer nur zu gut, wenn euch der Körper sagt, was ihr tun sollt und dass er erschöpft ist und eigentlich keine Lust mehr auf die ganze "Sch*" hat, aber ihr genau wisst, dass ihr noch weiter laufen könnt - wenn sich euer Wille nur durchsetzt. Danach ist es nach 1h Stunde joggen, als würde man selbst im Stehen weiterlaufen und im Grunde tut man das irgendwie auch. So ist es eben auch in diesen 1,5 h an der Mauer. Danach geht alles von allein, denn man denkt nicht mehr, sondern handelt nur noch in Automatismen. Ein Fuß vor den Anderen, Steigung, Abstieg, ein Fuß vor den Anderen... das war die schönste Zeit. Außerdem konnten wir uns immer gut mit unserem "Germany's Next Wall Model"-Projekt ablenken.
    Aber diese 5,5 h Fußweg muss man mitgemacht haben, wenn man die Chance hat die Mauer zu besichtigen. Ich war/bin heilfroh über diese Möglichkeit.
    Diese unendliche Weite ist das Schönste an diesem Ausflug gewesen. Wohin das Auge reicht, sind nur Berge, Mörtel und Gestein - und eben der Himmel über euren Köpfen. Genial.
    Dieser Tag war sicherlich das Highlight - mit dem Besuch des Lama-Tempels, der jetzt folgt.



    Review: 27.07. - Day 10
    "Von der Magie des Lama-Tempels"


    Der Yonghegong (chin. "Lama-Tempel") ist für mich wohl der schönste Ort in ganz Beijing. Er liegt zwischen riesigen Skyscrapern versteckt in einem kleinen Houtong-Viertel (welches aufgrund des Penetranten Geruches nicht für einen längeren Aufenthalt zu empfehlen ist ) im nördlichen Beijing. Die Tempelanlage ist die am besten restaurierte, aber auch, im Verhältnis gesehen, kleinste Tempelanlage. Dennoch liebe ich sie, wie keinen anderen buddhistischen Tempel, den ich besucht habe.
    Ich habe mich nicht viel mit Buddhismus beschäftigt - ich gebe es zu. Meine Kenntnisse reichen nur bis zu Büchern. In einem von diesem sind die Worte Buddhas zitiert, ein Anderes hat der Dalai Lama über Meditation und die Grundlagen des Buddhismus verfasst, das Letzte ist eine Erzählung über einen kleinen Mönch, der aus seinem Heimatdorf fliehen muss und in einem Kloster zu Flucht und Verbindung zum Buddhismus findet.
    Dennoch finde ich diese Religion hochspannend und wenn ich nicht Agnostiker wäre - ich würde diese wählen. Es geht dabei nur um den Einzelnen, der seinen Weg finden soll. Es geht nicht um beten und bitten, sondern um Ehrerbietung für einen Mentor, dessen, für mich wichtigster Satz wie folgt lautet (ähnlich): Folgt nicht strikt meinen Anweisungen und Worten, sondern findet euren eigenen Weg.
    Hochspannend. Ich will keine Diskussion über Religionen vom Zaun brechen, aber diese meine Auffassung steht in ganz engem Zusammenhang mit meiner Wahrnehmung des Tempels.
    Der Lama-Tempel nun, ist der einzige Tempel, den ich Chinesen mit Räucherstäbchen betreten sehe. Ganze Bündel werden in den kleinen Räucherstäbchen-Shops vor dem Tempel gekauft und tütenweise hineingetragen. Vor jedem Tempel-Gebäude steht ein gusseiserner Wagen, in dem die Glut von schon mehreren verbrannten Räucherstäbchen schmort, daneben ein Trog, in dem eine Flamme zum Anzünden züngelt.
    Die Chinesen nehmen sich nun ein kleines Bündel Räucherstäbchen, klemmen sich diese zwischen die aneinander gelegten Hände und vollführen auf speziellen Bänken (ähnlich der ersten Stufe auf einer Feuerleiter, nur mit Torf überzogen) die typischen verbeugenden Bewegungen. Die Räucherstäbchen werden in den flach gefalteten Händen vom Herzen weg zum Tempel hingeführt, dann wieder zum Herzen hin. Dies wird dreimal wiederholt oder öfter. Vor jedem der kleinen Tempel zollen die Chinesen ihren Respekt gegenüber den Buddha-Statuen in den Gelehrtenräumen, wo z.B. auch ein Dalai-Lama sein Studium begann.
    Den Wahnsinn dieses Tempelgeländes findet ein Suchender im Haupttempel, dem Yonghegong. Dort steht ein 18 m hoher Buddha aus Sandelholz mit Goldfarbe überzogen und über und über mit Schleifen, bunten und verzierten Bändern und Perlenketten (meist Jade) behängt. Er ragt noch 8 Meter in die Tiefe und wurde aus einem einzigen Baum gebaut. Es ist nur schwer vorstellbar wie riesig und alt dieser Baum gewesen sein muss, denn er hatte solche Ausmaße, dass sie den Buddha bauten und den Tempel dann erst rundherum. Es raubt mir immer wieder die Sprache, wenn ich vor so einer riesigen Statue stehe, die auf mich herabsieht mit ihrer ganzen Ruhe und Vollkommenheit. Vielleicht mögt ihr das jetzt als overdone oder kitschich bewerten, doch dies ist einfach auch ein Teil meiner Welt.
    Die Faszination des Lama-Tempels ist die Atmosphäre. Der Duft der Räucherstäbchen, die in den Händen der knienden Chinesen ihren Rauch in die Luft kringeln lassen. Das ist es, was mich immer wieder zu diesem Tempel zurückführt. Es war bereits mein zweiter Besuch dort und es hat sich, zum Glück, nichts verändert. In dieser Atmosphäre denkt man nicht viel nach - man läuft, schaut, bewundert und atmet einfach diese aromatisierte Luft ein und aus. Das ist es.
    Es war einer der zwei Gründe, warum ich unbedingt nach Beijing zurück wollte. Und ich sage euch: Würde dieser Tempel in Berlin stehen - ich wäre vor jedem Spiel dort.


    28.07. - Day 11
    "chinesische Morgengymnastik... "


    Mit gerade Mal 5 h Schlaf wurde ich heute morgen aus den Federn gerissen. Zwar blieb mir die Entscheidung frei, ob ich aufstehen wolle oder die etwas bequemere Variante bevorzuge, aber ich konnte mir diese Gelegenheit pekinger Morgenkultur zu erleben, einfach nicht entgehen lassen. Wir sind also zum Pekinger Stadtpark gejoggt/gefahren. Meine Schwester hat natürlich sofort auf dem Fundament des Sonnentempels - dort ist wohl das Feng Shui optimal - ihre Stretchübungen gemacht und damit die dort anwesenden Chinesen in Aufrur versetzt.
    Mein Dad und ich haben uns derweil im Park bei diesen Do-it-yourself-Fitnessgeräten (Foto unten) umgesehen und die Federfußballer gesucht. Ihr müsst euch einen Hackisack vorstellen, der oben mit 4 Federn versehen ist. Dann ersetzt ihr den Hackisack durch eine Plastikscheibe, die mit aufgestabelten Metallscheiben beschwert sind und in dessen Halterung die Federn stecken - et voilà - ein Federfußball. Meistens kann man sie im Park - je nach Aufmachung und Qualität - im Rahmen von 50 Cent bis 3 € kaufen bei einer Frau, die mit diesen Spezialanfertigungen jeden Morgen dort ist. Mein Vater war ja überzeugt davon, dass wir bei den 4 Chinesen/innen, die dort im Kreis standen, unbedingt mitspielen müssen, aber ich genierte mich da doch etwas. Bis dann einer der Chinesen (etwa 65) uns sah und uns begeistert heranwinkte. Und ehrlich Leute?
    Es bockt voll! Mein Gott, der eine Chinese (den werdet ihr noch auf den Bildern sehen) war dermaßen skilled, dass mir nur hören und sehen vergingen. Im Grunde kann man ja alle Skills, die man mit einem normalen Ball macht, auch mit diesen Federfußbällen durchführen. Doch unterschied sich mein "Stil" schon deutlich vom chinesischen. Ich bin ja das Jonglieren mit dem Spann gewohnt, wobei sich das "Jonglieren" (meist sind es nur 1-2 Berührungen) mit der Innenseite wirklich besser macht. Irgendwann teilten sich die Gruppen, so dass ich mit diesem "High-skilled-Man" und einer Frau zusammen spielte, was diese 45 min. auch zu einem Beijing-Highlight machten. Am Ende war ich ganz gut im Spiel und sie fingen schon an zu zählen weil wir zusammen den Ball gute 10 Minuten hochhalten konnten - wenn auch ab und zu mit Ganzkörpereinsatz, wie die Bilder bestätigen werden.
    Beim Verabschieden wollten sie mir das Versprechen abnehmen morgen wieder zu kommen, nur leider fliege ich ja heute schon ab (es ist ca. 01:22). Also deutete ich auf mich "Me" machte Flügelbewegungen und fügte "tomorrow, sorry" hinzu. Sie antworteten mir mit: "Nice" + Flügelbewegungen. Ja, die Kommunikation in Beijing ist wirklich manchmal super lustig, aber auch sehr süß.

    Der Rest des Tages läperte sich so bis 19 Uhr zusammen. Ein kurzer Besuch im Silk Market, um 200 g Yasmine Tea zu besorgen und ein kurzer Aufenthalt im Carrefour aus der Notwendigkeit heraus, dass ich meinen Koffer mit Milch-Tea-Pulver vollstopfen will. *grins* Das Spezielle an diesem Yasmine Tea ist seine Form. Es sind richtige Blüten, die man dann meistens in einer gläsernen Kanne im heißen Wasser aufgehen lässt und die dann dort wie Blumen hin- und herschwimmen. So etwas ist in Deutschland wirklich sehr teuer. Dazu habe ich von meinem Vater ein schönes Teeservice geschenkt bekommen und einen chinesischen Teebecher mit wirklich ausgeklügelter Sieb-Kontrollier-Technologie.

    Um 19 Uhr kamen wir dann mit dem Taxi in dem, wie mein Vater behauptet, besten Restaurant für Peking Ente der Stadt an. Wir hatten ein Separé gemietet, in dem uns eine Kellnerin rund um die Uhr betreute. Das Essen war effordbar (sorry, ich habe einen Hang zu denglisch manchmal ), die Peking-Ente wie letztes Mal (dies war mein 2. Besuch dort) delicious und die Speisen dazu klasse. An sich bringt euch eine Beschreibung nicht viel, aber ich denke, dass sich die meisten von euch unter einem traditionellen Peking-Enten-Essen etwas anderes vorstellen, als es der Realität entspricht. Daher habe ich hier mit Bildern eine kleine "Bedienungsanleitung" angefertigt.



    Das ist euer Zubehör, zusätzlich zum Teller und zu den Reisfladen natürlich



    1. Step: Man nehme einen Reisfladen (noch dünner als ein Crêpe) und lege ihn glatt auf den Teller. Beachtet: Alles wird mit Stäbchen gemacht.



    2. Step: Mit den Stäbchen wird ein Stück Ente gegriffen und in die dafür vorgesehene Soße getaucht.



    3. Step: Nun schmiert man ein wenig von der Soße über den Fladen und lege dann das Stück Fleisch in die obere Hälfte. Beachtet: Stäbchen



    4. Step: Dies wird nun mit dem dazugehörigen Gemüse (Rettich, Zwiebeln, Gurke, gehakter Ingwer, Pilzmuß) garniert.





    5. Step: Die untere Kreisfläche wird nach oben geklappt. Beachtet: Stäbchen



    6. Step: Die linke Ecke wird über die Mitte geschlagen. Beachtet: Stäbchen



    7. Step: Die Rolle wird einmal über die rechte Ecke gedreht, so dass die Rückseite nun nach oben zeigt. Beachtet: Stäbchen

    8. Step: Jetzt habt ihr sehr viel Arbeit und Schweiß investiert (vorausgesetzt, ihr habt die mit "Beachtet" versehenen Hinweise befolgt ) - na dann: Ab in den Mund damit! Guten Appetit



    Das soll es für heute gewesen sein. Die Bilder füge ich noch mit an (nur die Bedienungsanleitung - der Rest kommt morgen in Deutschland, wenn ihr es mir verzeiht ), dann heißt es für mich: Ab ins Bett, denn es wird dann, wenn ich schnell bin, ca. 02:00 Uhr Ortszeit sein. Morgen heißt es schon um 06:00 Uhr aufstehen, da unser Flug verhältnismäßig früh geht und bei längeren Flügen der Check In und damit die Sitzwahl - das wohl Wichtigste bei 10 h - immer 2 h vorher beginnt.
    Ich hoffe euch hat dieses kleine Reise-Tagebuch gefallen und desweiteren, dass dieser Thread nicht ausstirbt und ihr auch etwas zu erzählen habt.
    Das wars von mir aus Beijing.

    Over & out.
    Geändert von Believer (28.07.2009 um 20:13 Uhr)
    "Bangerang"

    Krieger des Lichts
    06.11.09 † 10.11.09

  7. #7
    Welttorhüter
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    Guten Flug und ein tolles Tagebuch!

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