Absolut, wenn ich mich mal als Beispiel einbringen darf:
Als ich noch bei meinem Heimatklub gespielt habe, wurde ich kurzerhand "Oliver Kahn" getauft, da ich in meiner ersten A-Jugend Saison (07/08) ziemlich viel dirigierte und auch hin und wieder Ausraster hatte. Da habe ich Pfosten eingetreten, Gegenspieler angemacht und wurde unheimlich wütend. Ja, man könnte sagen, dass ich fast jedes Spiel die Beherrschung verloren habe, weil mir irgendwas nicht gepasst hat. Allerdings bin ich nie handgreiflich geworden.
Ich war 15 Jahre alt und musste mir bei meinen Gegenspielern Respekt verschaffen, was ich auch geschafft habe (heute sehe ich das anders). Ich war nicht besonders groß und von daher ist man mich öfters hart angegangen. Zudem habe ich meine Spieler ungelogen 90 Minuten mit Anweisungen maltretiert. "Raus!", "Aufrücken!", "Stell dich nicht so an!", "Trennt ihn endlich vom Ball!", "Sei keine Pussy!", "Wer hat dir denn das Fußballspielen beigebracht?!". Meine Mitspieler verstanden auch nur diese Sprache. Nach dem viertletzten Spiel der Rückrunde war ich so heiser, dass ich am nächsten Tag kaum mehr sprechen konnte. All diese Faktoren gaben mir den Spitznamen "Oliver Kahn", der beknackte Hemmingstedter Torwart, der um jeden Fall gewinnen will und daher kein Erbarmen kennt.
Natürlich sträubte ich mich die ersten Tage enorm dagegen, nur langsam kam die Einsicht. Die Saison war inzwischen beendet, wir wurden Vizemeister und ich ging mit 16 Jahren in meine zweite A-Jugend Saison. In unserer B-Jugend tat sich nebenbei viel. Dort wurde eine SG mit dem Nachbarverein gegründet. Ich war noch immer für die B-Junioren spielberechtigt, von daher bot sich eine weitere Trainingseinheit dort an. Bei dem neuen Partner lernte ich ein ungeheuer kompetentes Trainerteam kennen, mit dem ich heute immer noch sehr eng im Kontakt stehe. Am Anfang hielten mich auch die neuen Spieler für bekloppt, sofern sie mich nicht kannten, und machten sich ebenfalls über mich lustig. Nach einigen Trainingseinheiten entgegnete man mir aber mit immer mehr Respekt und ich lernte durch das Training auch das sinnige Kommentieren durch den Torhüter kennen. Ich trainierte erst mit der B-Jugend, absolvierte dort die Einheiten mit (endlich hatte ich auch einen Torwarttrainer) und ging dann zur A-Jugend und trainierte dort ebenfalls.
Dieser Kontrast hat mir viel gegeben und hat mich in meiner Persönlichkeitsentwicklung enorm gestärkt. Ich reduzierte im jedem A-Jugend Spiel mein kommentarisches Wirken und zwar immer weiter, bis das Feintuning abgeschlossen war und wurde auch ohne Ausraster wahr genommen, die es zwischendurch immer mal gab und auch noch gibt. Im Winter verließ ich die A-Jugend und wechselte zu dem Verein, der mir soviel gegeben hatte. Dort stieg ich zu den Führungsspielern auf und wir konnten sportlich viel erreichen.
Klar, viele kennen die Story vielleicht, entschuldigt für die Langeweile, aber was möchte ich mit dieser Geschichte sagen?
Ganz einfach:
Ich war schon im meiner frühen Kindheit stark extrovertiert und nicht immer einfach, daher stammte dieses Verhalten auf dem Fußballplatz. Der größte Fehler, den meine Eltern oder Trainer hätten machen können, wer der gewesen, dass man mir den Mund strikt verboten hätte. Dann wäre ich nicht ich selbst gewesen. Man muss die Person sein, die man ist. Man muss aber wissen, wie man seine Stärken richtig anwendet, bei meiner Persönlichkeit also die Art, meinen Mund zu benutzen. Diese Erkenntnis fehlte mir lange.
Ich weiß ja nicht, ob du genau so bekloppt bist, aber verstelle dich bitte nicht. Wenn du eher ein ruhiger Typ bist, dann mache das zu deiner Stärke. Wenn du eher der laute Typ bist, dann mache das zu deiner Stärke. Glaube mir, buffon22, dass weiß ich schon in meinen jungen Jahren, man muss immer sich treu bleiben, egal was andere Menschen fordern.
Nur so fährt man dauerhaft Erfolg ein.
LG