
Zitat von
Paulianer
Ich habe zwar schon geschrieben, dass ich den Verein wechsele und warum ich mich zu diesem Schritt entschieden habe, aber einen Rückblick auf die Hinrunde bin ich euch noch schuldig.
Der Start beim neuen Verein lief nicht wirklich gut. Ich konnte zwar im Torwarttraining überzeugen, zeigte jedoch im Training mit der Mannschaft nicht das Niveau, das ich zu leisten im Stande bin. Eine Woche vor den ersten Testspielen verletzte ich mich dann am Mittelfuß bzw. am großen Zeh. Nach kurzer Pause konnte ich zwar wieder trainieren, doch die Verletzung begleitete mich für den Rest der Vorbereitung, was sich auch ein wenig auf meine Leistung auswirkte. Die Testspiele liefen nicht sonderlich gut. In den ersten Spielen (jeder der drei Torhüter kam abwechselnd für jeweils eine Halbzeit zum Einsatz) hatte ich gegen unterklassige Gegner eigentlich gar nichts zu tun. Ich ließ mich jedoch bei einem Freistoß aus sehr spitzem Winkel düpieren, was wahrlich keinen guten Eindruck machte. Meine Konkurrenten konnten auch nicht wirklich überzeugen bei ihren Einsätzen, machten allerdings keine klaren Fehler. Nachdem wir gegen einen Landesligisten gewonnen hatten, gegen den ich nicht zum Einsatz kam, spielten wir im darauf folgenden Spiel gegen unseren Nachbarverein, gleichzeitig einer meiner Ex-Vereine, aus der Bezirksliga. Das Spiel ging total in die Hose. Bereits nach wenigen Minuten kam ein langer Ball vom Torwart des Gegners in unsere Hälfte. Ich übersah den aus meinem Augenwinkel anlaufenden Stürmer und signalisierte meinem Mitspieler, dass er den Ball durchlassen solle. Als ich dann die Situation richtig realisierte, war es schon zu spät und es stand 0:1. Auch wenn ich noch einige gute Aktionen hatte, war das Spiel für mich natürlich gelaufen. Zur Halbzeit stand es 0:3 und ich musste meinen Platz räumen. Wir verloren letztendlich 0:4. Im letzten Testspiel der Vorbereitung spielten wir gegen die Vereinigung der Vertragsfußballer. Jeder Torhüter sollte zum Einsatz kommen. Als in der Kabine dann nicht einmal ein Trikot für mich bereitlag, wusste ich schon, was los war. Ich würde also als Nummer 3 in die Saison gehen. Zwar spielte ich in diesem Testspiel die letzten 15 Minuten, aber innerlich war ich natürlich sehr enttäuscht.
Im ersten Pflichtspiel der Saison im Bezirkspokal spielten wir gegen eben den Gegner, der uns kurz zuvor in der Vorbereitung mit 0:4 deklassiert hatte. Ein unterklassiger Gegner, der jedoch super in Form war, während wir uns noch finden mussten. Vor dem Spiel wurde uns Torhütern die Entscheidung mitgeteilt. Da sich keiner von uns in der Vorbereitung wirklich auszeichnen konnte, stand die Nummer 1 der letzten Saison, in der der Aufstieg gelang, im Tor. Ich musste auf der Tribüne Platz nehmen, sagte mir jedoch selbst, dass ich spätestens in vier Wochen zwischen den Pfosten stehen werde. Wir verloren wieder 0:4 und hatten keine Chance. Eine Woche später ging es dann in der Liga gegen ein Topteam los. Diesmal war ich als Nummer 2 im Kader und war im Angesicht dieses schnellen Aufstiegs - wie auch die anderen Torhüter - sehr überrascht. Wir führten schnell 2:0, verloren aber am Ende mit 2:5. Ein klassischer Fehlstart, aber als Aufsteiger musste man sich erst einmal an die Liga gewöhnen. Beim darauf folgenden Auswärtsspiel war ich erneut im Kader und ging davon aus, dass ich erneut auf der Bank Platz nehme. Ich hatte in der vorherigen Trainingswoche gute Leistungen gezeigt, war aber dennoch sehr überrascht, als mein Name beim Verkünden der Aufstellung fiel. Ich sah es relativ locker, da ich bereits Erfahrung in dieser Liga hatte und gut in Form war. Ich verletzte mich gleich in der ersten Halbzeit an der Ferse, konnte aber durchspielen. Meine Leistung war insgesamt okay, am Ende bogen wir einen 0:2-Rückstand noch in ein 2:2 um.
Die darauf folgenden Wochen und Spiele sind schnell erzählt. Im Torwarttraining zeigte ich gute Leistungen, doch sobald ich mit dem Team auf dem Platz stand, war ich irgendwie gehemmt. Ich spürte, dass mir das Vertrauen vom Trainer und von den Mitspielern in gewisser Weise fehlte. Das soll kein Vorwurf sein, aber aufgrund der rasanten Berg- und Talfahrt und dem Aufstieg von der Nummer 3 zur Nummer 1 in nur drei Wochen, ohne dass sich einer meiner Konkurrenten verletzt hatte oder schwächelte, merkte ich, wie schnell Torhüter in diesem Verein verschlissen werden. Ich war in diesem Moment zwar der Gewinner, wusste jedoch, wie schnell mir ähnliches geschehen konnte. Die Mannschaft kam nicht richtig in Tritt, spielte sehr wechselhaft und wir holten nur wenig Punkte. Nach etwa fünf Spieltagen wich die Freude auf die neue Liga dann Verunsicherung und kollektiver Unzufriedenheit. Es gab Schuldzuweisungen in verschiedene Richtungen, größtenteils total überzogen. Natürlich ist auch der Torhüter davor nicht geschützt, gerade wenn dieser kein großes Vertrauen genießt. So wurde ich im Training und im Spiel häufig blöd angemacht, von Spielern, die selbst keine Leistung gebracht haben. Wer mich kennt, weiß, dass ich damit schlecht klarkomme. In den Punktspielen waren meine Leistungen im durchschnittlichen Bereich. Ich machte zwar keine Fehler, hatte allerdings auch nicht das Glück, sofern man es als Glück bezeichnen kann, mal einen schweren Ball und damit das Team im Spiel zu halten. Wir kassierten einige unschöne Pleiten - 1:4, 1:5, 1:4 - und vor allem fast drei Gegentore im Schnitt. Klar, das dann irgendwann die Torwartfrage gestellt wird, auch wenn sich dieser eigentlich nichts zu Schulden kommen lässt. An mir gingen diese Gedanken nicht spurlos vorbei. Zwar konnte ich nach außen immer den Anschein bewahren, mit der Situation gut umgehen zu können, aber innerlich zerriss es mich. So kam es für mich nicht überraschend, dass irgendwann mein erster richtiger Fehler, der zu einem Gegentor führte, folgte. Wir verloren das Spiel zwar mit 1:4, aber der Schuldige war anscheinend schnell gefunden. Es kam für mich nicht überraschend, dass ich im nächsten Spiel auf der Bank saß. Die Erklärung für diese Entscheidung war für mich nicht verständlich. Ich habe die Entscheidung respektiert, aber die Begründung dafür passte einfach nicht ins Bild. Es folgte nun zwar ein kurzer Aufschwung und wir konnten am elften Spieltag sogar unseren ersten Sieg feiern, aber dann fielen wir in die alten Muster zurück und kassierten eine 1:4- und daraufhin sogar eine 0:6-Klatsche. Plötzlich wurde alles, was zuvor noch gut schien, wieder in Frage gestellt. Und so stand am 14. Spieltag erneut ein neuer Torwart im Tor, der vierte im 14. Spiel - was für eine Quote. Der Wechsel schien erneut etwas gebracht zu haben - auch wenn ich es extrem unfair finde, immer im Torwart den Schuldigen zu suchen -, denn wir gewannen 3:0 gegen einen Oberliga-Absteiger. Letztes Wochenende gab es dann eine 0:3-Heimpleite. Eine ewige Geschichte...