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Thema: Der Torwart - was ist das?

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  1. #1
    torwart.de-Team Avatar von Schnapper82
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    Standard Der Torwart - was ist das?

    Keinen Fehler machen.
    Sich nicht verstecken können.
    Nur wenige Situationen, sich in den Augen der Zuschauer, auszeichnen zu können. Ja, ich meine die tollen Paraden.
    Alles andere wird sowieso nicht gesehen.
    Wie, wird nicht gesehen?
    Nein, es wird, durch Unwissenheit bedingt, nicht registriert von den meisten Zuschauern, Trainern und Mitspielern.

    Nehmen wir, zum besseren Verständnis, ein Spiel in dem der Torwart während der neunzig Minuten eine Parade machen und eine Flanke pflücken musste.
    Acht Abschläge und drei Bälle kamen auf Mann.
    „Du hattest aber heute einen ruhigen Nachmittag.“, lautet dann die Analyse der meisten Zuschauer.
    Von wegen ruhiger Nachmittag.
    Ich versuche jetzt einmal zu erklären, warum dieser Torwart in diesem Spiel ca. zwei Kilo abgenommen hat.
    Mit Sicherheit nicht, weil er vor Angst geschwitzt hat.

    Der Torwart ist der einzige auf dem Feld, der sich über diese neunzig Minuten voll konzentrieren muss, um zum Beispiel den einen so genannten Unhaltbaren,
    der garantiert irgendwann kommt, parieren zu können.
    Er muss jede Bewegung des Balles mitmachen. In der Nähe seines Tores macht er das mit einer komplett angespannten Muskulatur.
    Auf jeden Schussversuch, auch wenn der Ball das Gehäuse nie erreicht, muss
    er voll angespannt reagieren.
    Das ist genau so anstrengend, als hätte er den Ball halten müssen.
    Immer bereit sein dazwischen zu hauen, immer bereit sein, den Schuss parieren zu können - auch wenn der nicht kommt.

    Dinge analysieren und blitzschnelle Entscheidungen treffen:
    Wo schlägt der Schuss denn ein?
    Unten links?
    Halbhoch links?
    Oben links?
    Unten rechts?
    Halbhoch rechts?
    Oben rechts?
    Vor mir?
    Hinter mir?
    Hart geschossen?
    Abgefälscht?
    Geschnibbelt?
    Aufsetzer?
    Vom Fuß abgerutscht?
    Volley.
    Nicht richtig getroffen?
    Nasser Boden?
    Trockener Boden?
    Acker?
    Wind?
    Angetäuscht?
    Flanke?
    Pass?
    Wir Torhüter müssen immer da sein.
    Immer höchste Konzentration.
    Auch wenn der Ball vorne ist. Ein Fehler des Mitspielers, und die Kartoffel ist wieder da.

    Wir müssen als ständig bereit sein, komplexe Situationen zu erkennen,
    um erfolgreich organisieren zu können.

    Welch eine Belastung.
    Durchgehend über neunzig Minuten.

    „Der steht doch nur herum.“
    Deshalb muss er doppelt soviel trainieren als der Feldspieler.
    Für seine Tätigkeit als Torwart.
    Für seine Tätigkeit als Feldspieler.
    Niemand will das sehen.
    Niemand will das wahr haben.
    Niemand ändert das Training.
    Niemand glaubt, wie groß der tatsächliche Einfluss des Torhüters auf das Spiel der gesamten Mannschaft ist.

    Selbstverständlich auch in negativer Hinsicht
    Dazu ein Beispiel:
    Bei der einen Mannschaft spielt ein junger Torwart (weil der Stammtorwart
    verletzt ist) und produziert eine Unsicherheit nach der Anderen.
    Die Feldspieler beider Mannschaften scheinen sich anzupassen und produzieren, neben den sowieso allgemein üblichen `Stockfehlern´, auch noch ein Fehlpass-Festival wie man es selten gesehen hat.
    Der Einzige, der am nächsten Tag zerrissen wird, ist der arme Schnapper.
    Und der kann unter Umständen noch nicht einmal etwas dafür.
    Wenn der Trainer dessen Leistungspotential im Vorfeld objektiv hätte
    beurteilen können, hätte er ihn niemals den `Wölfen zum Fraß´ vorwerfen
    dürfen.
    Für den Fall, dass dieser Torwart zukunftsorientiert aufgebaut werden sollte,
    kam dieser Einsatz viel zu früh.
    Je nachdem über welchen mentalen Zustand er verfügt, kann es sein, das er für ganz lange Zeit `verbrannt´ ist.
    Der Torwart war einfach noch nicht so weit. Mental schon gar nicht.
    Wer hat jetzt den Fehler gemacht?

    Ein ahnungsloser Trainer? Ja, ich denke schon.
    Im Training hat das so gut ausgesehen.
    Da war der richtig gut. Immer wieder hat er seine Qualitäten unter Beweis gestellt.Der hat sich seine Aufstellung verdient.

    Training, Freundschaftsspiel und Meisterschaftsspiel sind eben 3 verschiedene Dinge.

    Zunächst einmal muss alles was der Schnapper umsetzen soll im Training funktionieren. Der zweite Schritt ist, das er lernt das Gelernte im Freundschaftsspiel umzusetzen. Der dritte Schritt, der ist dann gewaltig.
    Im Meisterschaftsspiel umsetzen.
    Da besteht eine ganz andere mentale Stress-Belastung.
    Da zeigt sich dann, ob dass, was er gelernt hat, in Fleisch und Blut
    übergegangen ist.
    Ob er bereit ist.
    Aber nicht erst dann.
    Derjenige, der sich ernsthaft mit ihm beschäftigt hat, der weiß das auch vorher.
    Der sieht das.
    Der weiß, ob mentale Stress-Situationen seine technischen Abläufe negativ beeinflussen.
    Oder eben nicht.

    „Aber der hat doch einen guten Torwart-Trainer“ sagen dann alle.
    "Der war selber mal ein super Torhüter.
    Der muss das doch wissen und können."

    Erst Torwart.
    Dann Torwart-Trainer.
    Die beiden Berufe trennen Welten.
    Für einen Feldspieler sind das Universen.
    In stillem Gedenken an Spideratze und Robert Enke.
    Lasst uns rausgehen und Bälle fangen, Spiele gewinnen und was noch viel wichtiger ist:
    Lasst uns jede Sekunde des Lebens leben und geniessen - nichts ist für immer ! ! !

  2. #2
    Welttorhüter
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    Sehr schöner Beitrag, Schnapper.

    Und wieder einmal bleibt die ewige Frage des Verständnisses. Wir stellen sie immer wieder, doch müssen wir uns auch jedes Mal erneut eingestehen, dass sie sinnlos war. Ein Beispiel, dass ich sehr gut kenne:

    Das nächste Spiel.
    Der nächste kräfteraubende Akt. Nach dem Spiel ist das Auslaufen mit der Mannschaft geknickt, in der Dusche wird kein Wort verloren und auch die laute Radio-Musik aus dem CD-Player nervt tödlich.
    'Wie können sie denn nach dieser Niederlage so unbekümmert auf den Bänken der Kabine tanzen?'
    "Wieder schlecht gelaunt?"
    Diese Zwischenfrage ließ nicht lange auf sich warten. Ein Nicken. Mundverziehen - soll ein Lächeln sein. Mehr nicht. Bloß nicht den Mund zu weit aufmachen sonst wird es laut.
    "Entschuldige mich." Kabine verlassen - ruhig bleiben.
    Handschlag mit dem Trainer - "War wohl nicht dein Tag heute."
    "Tut mir leid, scheint wohl so."
    ... 'denn hinter mir sind die Dinger eingeschlagen. Das ist ja die Hauptsache.'
    Auf die Zähne beißen.
    "Bis Dienstag"
    Zum Gehen wenden. Treppen runter und raus aus dem Gebäude.
    Kopfhörer in die Ohren und laut Musik an. Die Gedanken an das Spiel begleiten nun den Weg nach Hause, den restlichen Nachmittag und Abend.

    Bis zum nächsten Training ist alles vergessen.
    "Bangerang"

    Krieger des Lichts
    06.11.09 † 10.11.09

  3. #3
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Zitat Zitat von Believer Beitrag anzeigen
    Bis zum nächsten Training ist alles vergessen.
    Ehrlich?
    Nein... verdrängt wäre der richtige Begriff. Es nagt an einem.
    Dienstag, 19 Uhr, Trainingsbeginn. Der Torwart ist schon da, wie oft, einer der ersten auf dem Platz. Wo die anderen noch gelümmelt haben, er ist schon auf dem Grün.
    Locker hat er sich, für sich warm gemacht, versucht, hier mit sich und dem Platz eins zu werden, die Dinge nochmals passieren zu lassen, zu analysieren, was er hätte besser machen können.
    Gedanken rauschen durch den Kopf, während die Arme kreisen:
    Verdammt, ich war mit den Fingerspitzen drann...
    oder
    Scheibenhonig, ich war in der richtigen Ecke...
    Es hat nichts genutzt, die Dinger waren drinn. Unwiderruflich und unumkehrbar.
    Geschlagen ist man. Nein, keine körperlichen Blessuren, aber doch Schmerzen, irgendwo tief drinne.
    Wieder spürt man es...
    Verdammt...
    Der erste Spieler torkelt auf einen zu, nachdem er erst einmal eiskalt seinen Ball auf die Hütte geblasen hat...

    Na, Schnapper?
    Dich haben Sie aber Sonntag schön eingeseift... Mann-o-Mann.
    Schweigen, was soll man sagen? Gibt es Worte, die nun fassen, ja ausdrücken können, was man denkt, ja fühlt?
    Weißte Schnapper,
    mach dir nichts draus. Die waren richtig gut, und jeder macht mal Fehler.
    Sonntag, neue Chance
    Dieser... lassen wir das, er versteht es sowieso nicht. Der Schmerz ist eben noch größer geworden.
    90 Minuten Feuer, dabei brannte es nur dreimal im eigenen Strafraum. Und trotzdem, man fühlt sich schuldig. Schuldig auch dafür, daß man versagt hat, obwohl ganz sicher die Hälfte der Abwehr mental auf dem Platz nicht anwesend war. Doch das zählt nicht.
    Aller Augen, sie richten sich dann auf "den da" im Aluminiumding. Der hätte es doch reißen können...
    Was hätte er denn machen sollen?
    Die Frage, die man sich auf dem grünen Rasen nun seit Minuten stellt. Der Schweiß rinnt schon, der Körper ist mehr als gut aufgewärmt, und doch, es ist eine sonderbare Leere im Kopf.
    Drüben, beim Gammeleck, wie das vier gegen 1 oder 5 gegen 2 genannt wird, herscht schon wieder gute Stimmung...

    Zum Glück, der TwT ist da...
    Na, Schnapper? Immer noch am Grübel
    Ja klar, was denkst Du denn?
    Schön ruhig bleiben. Lass sich das erst einmal setzen, kommt... nimm die einen Ball. Erst einmal ein paar für das Gefühl
    Jaja, schon gut.

    Vier fünf Bälle, locker.... dann wird er fester. Eindringlicher, grober. Er fordert seine Leistung ein, er ist der TwT... Mann, heute hat er auch noch schlechte Laune, das kann ja heiter werden.
    *plop-tschock* *plop-tschock* so klingt es, wenn auf den Schuss die Bälle in die Hände kommen.
    Warum war das nicht Sonntag so?
    Ich sehe es Dir an, Du denkst schon wieder nach. Alter Grübler. Dafür bin ich da... habe ich bisher ein Wort gesagt?
    Nein...
    Also, dann konzentriere Dich auf's Training. Alles andere kommt dann, wenn Zeit dafür ist...
    Der hat gut reden... und jetzt? Schei..e.. diese blöde Übung. Die kann ich doch nicht.
    Trainer, muss das echt sein?
    Ja, es muss. Denn da muss Du dich konzentrieren und vielleicht hörst Du dann auf über Sonntag nachzudenken..
    Torschusstraining, nur 30 Minuten anstelle abschlussspiel. Auch gut... Der TwT steht am Rand und schaut zu.
    Setz die mehr unter Druck. Mann, nicht so defensiv, Du hast nichts zu verlieren
    Oh doch.. ich könnte wieder einen reingedrückt bekommen.
    Zitat Zitat von Trainer
    Hey Schnapper, ab und an darfst Du auch mal einen halten...
    Dieser.... ich sag besser nichts..
    Zitat Zitat von TwT
    Ruhig bleiben, nicht provozieren lassen.
    Ich gebe mir Mühe....
    Zitat Zitat von Trainer
    Hallo? Du darfst im 16er auch mit den Händen zum Ball gehen. Das ist Dir nicht verboten!
    Zitat Zitat von TwT
    Kein Ton, ruhig bleiben. Geht mehr raus, mach das Tor kleiner. Du schenkst dennen viel zu viel Raum
    Aber, dann Überlupfen die mich dauern...
    Zitat Zitat von TwT
    Dann lass Sie doch.. im Spiel macht das keiner, und Training ist für den Ernstfall. Was die machen kann Dir Wurscht sein, wenn Du nur das richtig machst, was dich angeht. Hör auf drüber nachzudenken
    Der erste ist verdammt nahe, die Hand geht hoch - ha Du Bastard, den haste nicht gemacht. Das tut gut.
    Der zweite ist vorsichtiger... nimmt schon Zug raus.. Wie Sonntag. Ganz sicher, ich muss mich nicht mal werfen. Geilomat.
    Der dritte, das ist der mit dem linken Hammer..
    Zitat Zitat von TwT
    Geht weiter raus, mach Druck!
    *tschock* Sicher.. jetzt gilt es meine Herren. Versucht es doch mal. Wer in den 16er kommt, der wird gefressen.
    Minute um Minute verrinnt, Ball um Ball landet in den Händen des Schnappers.
    Am Ende... der Sonntag fast vergessen, doch nach dem Auslaufen ist er da. Der TwT...
    Mensch Schnapper. Sonntag hast Du mir gar nicht gefallen. Ich kann doch nicht immer auf Dich aufpassen.
    Wie meinste denn das jetzt?
    Naja, der erste Ball. Sicher dein Ding, und Du? Machst wieder dein Ding. Noch vor dem Spiel habe ich Dir gesagt, Du sollst nach vorn runter gehen, die Bälle werden schnell... und was machst Du?
    Aber ich wollte doch schnell den Gegenangriff einleiten...
    Ich weiß. Dies kreide ich Dir nicht an. Aber die Augenblicke, die man braucht, um den Ball sicher zu haben, mal Luft zu holen... die sind so wichtig für Dich.
    Aber der Trainer..
    Zitat Zitat von TwT
    Lass den doch mal meine Sorge sein. Der erste war deiner. Haste den sicher, ruft er zwar, daß Du schneller machen sollst. Aber hör doch nicht hin. So ist Dir, weil Du schnell machen wolltest, das Ding weggesprungen, vor die Füsse vom 10er.. der schenkt ein. Sorry, dein Abwehrversuch in allen Ehren, der war sensationell, doch 5 Meter vor dem Tor, da kannst Du nicht das ganze Tor abdecken, und der 10er spielt seit Jahren da zentral. Das sind dann eben Geschenke.
    Seufzen.. und nun? Mein Fehler, was sag ich denn die ganze Zeit?
    Du denkst an allen schuld zu sein. Das ist auch falsch. Der erste Ball hat Dich völlig aus dem Konzept gebracht, Du hast Dir dann nicht mehr vertraut.
    Und?
    Mensch, warum gehst Du nicht nach vorn runter. Holst erst einmal Luft und hast Sicherheit. Dein Ball, deine Aktion. Sieht nicht toll aus, aber ICH weiß DAS ES WICHTIG war... Lass die anderen doch endlich mal reden und mach DEIN Ding. Nicht was die anderen sagen.
    So machst Du dich nur kaputt, und das war Sonntag der Fall..
    Ja, und dann musst Du mich noch so rannehmen
    Klar, wir machen immer was Du nicht kannst. Erst für das Gefühl, doch dann etwas, wo das Nachdenken aufhören muss. Und Du must im Spiel auch einfach nur auf DEIN Gefühl hören, auf DEINEN Instinkt.. nicht auf das, was andere erzählen oder brüllen. Bleibt ruhig...
    Du hast gut reden, das ist bei denen oft nicht einfach.
    Glaubst du es war früher anders? Quatsch.
    Den Schauflieger, den haben alle gemocht. Einen Schritt nach links, damit man nach recht auch ja fliegen musste.. Sieht gut aus, die Leute mögen es.. Bullshit! Du bist anders, Du bist sicher, und darum geht es mir...
    Es tut gut zu reden, irgendwie, er weiß immer was los war... ich kann Sonntag nun endlich abhaken. Er ist nicht böse, er hat eher Mitgefühl, es tut einfach gut, es hilft, zu vergessen.
    Und heute hast Du doch gemerkt, es geht, wenn Du auf Dich vertraust. Lass Dich nicht immer durch das Gerde aus dem Konzept bringen...
    Erstmals wieder ein Grinsen, es befreit so sehr. Ja, heute war gut. ich habe Sie gefressen, diese Luschen.

    Haken wir wirklich so leicht ab?
    Ist es wirklich so?
    Es sind Spieler und Trainer da, die den Torwart nur als Feindbild kennen, denn erst ist immer da, wenn man gerade die Tollste Torabschlussaktion hat, und irgendwie ist er mit den Finger noch dazwischen.
    Wie soll man da gut Freund werden?
    Viele Trainer sind leider immer Feldspieler gewesen. Gut so, denn die Mehrzahl der Mannschaft ist es und braucht das so...
    Doch kann er dann nicht seine Sticheleien lassen? Kann er nicht auch den Torwart als Spieler begreifen und einfach in seinem Team akzeptieren?
    Es ist so leicht, einen zum Buhmann zu machen.
    So leicht...
    Doch wie schwer das ist, 90 Minuten unter Hochspannung zu stehen, Spieler zu sortieren und dann auch ggf. eine Aktion zu machen, die bedingt, daß über 90 Kilo 2 Meter durch die Luft gewuchtet werden.. die versteht keiner... naja, vielleicht einer...
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  4. #4
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    Wirklich ausgezeichnete Beiträge!!!
    Ich kenne diese Situationen mitlerweile leider auch ganz gut. Im letzten Spiel hab ich 9 Dinger eigeschenkt bekommen (wobei 2 ganz klar auf meine Kappe gehen). Nach dem Spiel kam dann der Trainer und einige unserer Feldspieler und meinten jeder hätte mal einen schlechten Tag. Im nächsten Training war ich total verunsichert, hab Bälle nicht festhalten können, die ich normalerweise habe und sogar ab und zu einen ganz durchrutschen gelassen.
    Es dauert halt doch länger als man denkt so etwas zu verarbeiten. Sobald man wieder auf dem Platz steht kommen die Gedanken zurück.

  5. #5
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Zitat Zitat von Steffen Beitrag anzeigen
    Ehrlich?
    Nein... verdrängt wäre der richtige Begriff. Es nagt an einem.
    Dienstag, 19 Uhr, Trainingsbeginn. Der Torwart ist schon da, wie oft, einer der ersten auf dem Platz. Wo die anderen noch gelümmelt haben, er ist schon auf dem Grün.
    Ja, natürlich hast du Recht... Verdrängung. Es war mehr ein Wunschdenken vielleicht mit einem Schuss Ironie.
    Der erste Gedanke in der Bahn zum Training gehört noch dem alten Spiel. Aber dann wird er gleich wieder nach hinten geschoben - es steht ja schließlich ein neues Training an.
    Im Training bemerke ich ihn nicht mehr. Auch in der Spielauswertung kann ich mich größtenteils beherrschen. Trotzdem: Eine verhunste Aktion im ersten Training et voilà... - Die Gedanken sind dann wieder da.
    Ich denke diese Einstellung drückt es dann ganz gut aus:

    SSDD (Same Sh.it Different Day)

    Ich kann mich noch lebhaft an unser erstes Heimspiel gegen Al Dersimspor erinnern. Ich stand, wie so oft in dieser jungen Saison, am Rand und musste mit ansehen, wie das Team schon mit 5:1 abgefertigt wurde. Vom Ergebnis passiert das schon mal, aber die Art und Weise - die war einfach nur bitter. Nach dem Abpfiff verschwand meine Torwartkollegin nach einem ihrerseits bitteren Spiel in der Kabine ohne mit der Mannschaft auszulaufen. Sofort wurden die ersten Stimmen laut.

    "Ist die wieder eingeschnappt?"
    "Man, wir sind doch ein Team! Wir haben doch zusammen verloren!"
    "Die denkt, nur weil die Torwart ist, darf sie sich was rausnehmen, oder wie?"
    "Ist doch immer das gleiche!"

    Ich habe nach dem Umziehen noch einmal mit ihr unterhalten und es kam zu einer relativ (sehr) lauten Diskussion, um das Verständnis der Feldspieler für den Torwart. Der wohl meistgenutzte Satz:
    "Klar ist es unfair, aber was erwartest du?"
    Das Auslaufen zusammen mit der Mannschaft darf man einfach nicht knicken. Egal, wie das Spiel ausgegangen ist.

    Mund zu lassen. Ruhig bleiben. Einen Moment für sich herbeisehnen.
    Das ist immer die Vorgehensweise.
    "Bangerang"

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  6. #6
    Torwarttalent
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    wirklich sehr geiler Beitrag
    wie oft hört man
    "ach du bist nur Torwart weil du zu faul bist zu laufen"
    und es ist schwer jemanden beizubringen das es genau das Gegenteil ist
    aber sie verstehen es einfach nicht
    aber wenn man den Beitrag von Schnapper ausdruckt und ihnen hinlegt
    will ich nicht wissen was sie dann sagen

    aber Repekt Schnaper
    und auch Steffen und Believer für die Beiträge drunter (:

    Lg Jim

  7. #7
    Torwarttalent
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    Sehr schöne Beiträge, haben mich nach meinem Wochenende (3:4 Niederlage) echt ein wenig erheitert.

    Leider habe ich keinen der mich, wie in Steffens Beitrag, am Dienstag Abend versteht und mir Hilft wieder ruhig weiterzumachen.

  8. #8
    torwart.de-Team Avatar von Schnapper82
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    Vielleicht aus gegebenen Anlass mal wieder etwas nach oben diesen Thread.
    Schaut euch den Hype um junge Keeper an, wie sie erst gefeiert werden und schnell wieder fallen gelassen werden...
    In stillem Gedenken an Spideratze und Robert Enke.
    Lasst uns rausgehen und Bälle fangen, Spiele gewinnen und was noch viel wichtiger ist:
    Lasst uns jede Sekunde des Lebens leben und geniessen - nichts ist für immer ! ! !

  9. #9
    Welttorhüter Avatar von Torbinho
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    @Schnapper: Danke, dass du mich auf dieses Thema aufmerksam machst. Ich werde versuchen, die alten Beiträge mit der aktuellen Situation zu koppeln.

    Ich versuche mal, eine Essenz aus den bisherigen Beiträgen zu ziehen: Am Ende ist es so, dass wir Torhüter versuchen, für Verständnis zu werben. Wir wollen verstanden werden in unserer Sonderrolle, in der ein Fehler ein Gegentor bedeutet. Wir möchten, dass dies bei unseren Fehlern bedacht wird, dass uns ein Fehler nicht allzu sehr zur Last gelegt wird, dass wir Vertrauen bekommen nach schwachen Leistungen.
    Wir möchten einfach neutral bewertet werden. Wir sind selbst darum bemüht, gute Leistungen von uns nicht allzu sehr an die große Glocke zu hängen, das selbe soll doch bitte bei schwachen Leistungen der Fall sein.

    Was ich mich nun Frage: Ist es vielleicht der falsche Weg, ständig um Verständnis zu werben für die Rolle des Torwarts? Wäre es nicht besser, wenn wir die allgemeine Einschätzung des Torwartspiels akzeptierten? Wenn wir den "Anderen" eingeständen, dass ein Fehler katastrophal ist und stattdessen unser Selbstvertrauen vielmehr aus unseren guten Leistungen zu ziehen?

    Bisher wurde die Definition des Torwarts ja immer von Seiten der schlechten Zeiten betrachtet. Fehler passieren, die einen runtermachen, die einem jedes Selbstvertrauen rauben.
    Ich möchte jetzt mal von der anderen Seite kommen:

    Der Torwart spielt ein Riesenspiel, hält alles, was er halten kann und vielleicht noch ein bisschen mehr. Es sind - gemessen am erreichbaren Leistungsniveau - echt gute Paraden dabei. Ich selbst habe das gerade gestern erlebt. Was sind hier die Reaktionen im Umfeld? Es ist ein Auswärtsspiel, Heimzuschauer, die hinter dem Tor stehen sagen "Wow, starker Fänger, den die Gäste da im Kasten haben". Die eigenen Spieler, die Fehler machen, kommen nach einer Parade zu mir: "Danke, dass du mich da rausgeboxt hast". Das Spiel geht leider doch verloren, 1:3, nach dem Spiel der Handshake mit dem Gegner, "Starkes Spiel", "Hast es uns ganz schön schwer gemacht heute", "Echt, super Leistung Junge"...

    Und wie reagieren wir? "Ach, man tut halt, was man kann", "Naja, hat leider trotzdem nicht gereicht", "3 Dinger waren trotzdem drin". Habe ich mich selbst bei erwischt.

    Warum reden wir unsere guten Leistungen in diesem Moment immer selbst herunter? Warum nutzen wir solche Spiele nicht, um uns quasi einen Selbstvertrauensvorrat anzulegen für schlechte Zeiten?
    Hier kann ich das Beispiel Thomas Kraft ranziehen, der ein echt starkes Spiel in Mailand gemacht hat. Es gibt natürlich immer Unterschiede zwischen dem, was man den Medien sagt und dem, was man sich selbst sagt, aber "Ich habe heute halt meinen Job gemacht", "Was ganz okay, aber jetzt steht das nächste Spiel an". Wer erkennt diese Aussagen denn nicht wieder?
    Sagen wir uns nicht vielleicht zu oft nach guten Leistungen, dass wir "einfach unseren Job" gemacht haben? Sind wir da nicht zu oft zu bescheiden?
    Hier im Forum ist es doch auch so: Ein Keeper zeigt eine wirklich gute Parade und von allen Seiten kommt: "Naja, auf dem Niveau muss er den auch halten", "Schon gut gehalten, aber nicht unbedingt weltklasse".
    Hilft uns diese Bescheidenheit wirklich weiter? Setzen wir an diesem Punkt nicht selber den Grundstein dafür, dass gute Leistungen als selbstverständlich angesehen werden und man beim nächsten Fehler der Fliegenfänger ist? Dabei ist es doch nichtmal unbedingt so, dass das Umfeld diese Leistungen von uns als selbstverständlich abtut. Das tun wir doch vielmehr selber. In den Medien wird Kraft nach seinem Mailand-Spiel gehypt, Rensing ist momentan ein vielgelobter Mann, Neuer sowieso. Sollten wir nicht diesen Hype auf gewissen Bahnen - immer jedoch kritisch reflektierend, um am Boden zu bleiben - nutzen, um uns selbst stark zu machen? Um eben dieses so wichtige Selbstvertrauen zu tanken und zu konservieren, um immer besser, immer sicherer zu werden?
    Ist es vielleicht am Ende so, dass wir das Umfeld nicht verstehen statt andersherum? Dass wir uns selbst viel zu kritisch sehen und uns in guten wie in schlechten Zeiten schwächer reden als wir sind?

  10. #10
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Schnapper,
    daß liegt aber allgemein in der eher mangelhaften Nachwuchsförderung vieler Bundesliga Clubs und auch in dem "Nichtvertrauen" in eine junge Generation. Es braucht Mut.
    Bedenke bitte, was für ein Geschrei es hier oft war, weil Löw sich für Manuel Neuer nach dem WM Aus für René Adler entschieden hat. Mangelhafte Erfahrung, fehlende Internationale Spielpraxis, und, und, und...

    Wie glaubst Du, Schnapper, geht das nun in der BuLi zu? Da kommt ein neuer Trainer, der will Zeichen setzen, und schon wechselt man den Torwart. Warum? Ganz einfach, weil das eine signifikante Position ist, auffällig und damit setzt der Trainer ein Zeichen "Ich bin da, ich mache was, ich stehe für Veränderung!"

    Guck doch, die Diskussion um Bayern Torwart Kraft und Manuel Neuer... Neuer zu den Bayern... ich mein, klar ist das ein Ziel, doch im Moment ist Bayern kein Aushängeschild, im Gegensatz zu Dortmund. Ob sich das aber langfristig so hält, also das Dortmund international eine Rolle spielen wird, wie sagte der Kaiser "schau'n mer mal!"
    Bei Schalke war die Bestrebung da, aber auch hier: Konnte nicht gehalten werden und wenn wir ehrlich sind, am Torwart liegt es selten.
    Es ist daher einfach den Torwart zu wechseln, damit was "Neues" zu machen, doch neu ist dann nur eine Position, wenn der Rest unverändert bleibt, wird in vielen Fällen nicht viel passieren. Marc Ziegler wird nicht anders spielen (können) als Ulreich, ein Butt spielt nur wenig anders als Kraft.
    Somit ist der Torwart oft nur ein Bauernopfer bei vermeintlichen "Änderungen', insbesondere für Zeichen dieser "Veränderungen" nach aussen. Klar auch: Wenn ich einen jungen Torwart hinten rein stelle, dann wird der ein oder andere Bolzen noch geschossen, daß ist normal. Es dauert, bis er aufgrund Erfahrung die nötige Sicherheit hat. Kann er sich aber auch nicht als Ersatzmann in wenigen Spielen oder in einer anderen Liga holen, geht einfach nicht. Muss ich als Trainer wissen und als Mannschaft muss dann auch klar sein, daß ich ggf. eins mehr schießen muss, um so etwas ggf. auszubügeln...
    Warum ist Neuer heute in vieler Hinsicht so souverän, warum oft so dominant im Strafraum? Ganz einfach: Er spielte eine EM als Junioren Torwart, er lernte den Wettkampf in einem tollen Team kennen, dann kam die WM, wo er musste und es mitzog. Schaut man sich die Sachen an, sieht man, daß er hochmotiviert war, aber auch nicht immer unbedingt technisch brillant war... Rückwirkend kann man sich in der Liga ansehen, wo er oft genug versuchte Sterne zu fangen, als Flanken, wo er oft genug für einen Bolzen gut war... und heute? Er konnte und durfte reifen, er durfte und konnte Fehler haben. Dies war nicht nachteilig, sondern dies sorgte dafür, daß aus Ihm ein gestandener Torwart wurde.
    Michael Rensing, bei Bayern der Kasper, bei Köln ein Held. Wie souverän er inzwischen oft spielt, wurde am Wochenende erst deutlich. Wichtig ist, daß er nun hoffentlich einen Verein gefunden hat, wo er nicht mit einem Torwart verglichen wird, der eine Ära prägte, sondern jetzt in einer und mit einer Mannschaft reifen kann...

    Daher was da oft passiert, zeigt doch nur, wie sehr viele Leute die Position des Torwarts verstehen...
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

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