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Thema: Der Torwart - was ist das?

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  1. #1
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Zitat Zitat von Believer Beitrag anzeigen
    Bis zum nächsten Training ist alles vergessen.
    Ehrlich?
    Nein... verdrängt wäre der richtige Begriff. Es nagt an einem.
    Dienstag, 19 Uhr, Trainingsbeginn. Der Torwart ist schon da, wie oft, einer der ersten auf dem Platz. Wo die anderen noch gelümmelt haben, er ist schon auf dem Grün.
    Locker hat er sich, für sich warm gemacht, versucht, hier mit sich und dem Platz eins zu werden, die Dinge nochmals passieren zu lassen, zu analysieren, was er hätte besser machen können.
    Gedanken rauschen durch den Kopf, während die Arme kreisen:
    Verdammt, ich war mit den Fingerspitzen drann...
    oder
    Scheibenhonig, ich war in der richtigen Ecke...
    Es hat nichts genutzt, die Dinger waren drinn. Unwiderruflich und unumkehrbar.
    Geschlagen ist man. Nein, keine körperlichen Blessuren, aber doch Schmerzen, irgendwo tief drinne.
    Wieder spürt man es...
    Verdammt...
    Der erste Spieler torkelt auf einen zu, nachdem er erst einmal eiskalt seinen Ball auf die Hütte geblasen hat...

    Na, Schnapper?
    Dich haben Sie aber Sonntag schön eingeseift... Mann-o-Mann.
    Schweigen, was soll man sagen? Gibt es Worte, die nun fassen, ja ausdrücken können, was man denkt, ja fühlt?
    Weißte Schnapper,
    mach dir nichts draus. Die waren richtig gut, und jeder macht mal Fehler.
    Sonntag, neue Chance
    Dieser... lassen wir das, er versteht es sowieso nicht. Der Schmerz ist eben noch größer geworden.
    90 Minuten Feuer, dabei brannte es nur dreimal im eigenen Strafraum. Und trotzdem, man fühlt sich schuldig. Schuldig auch dafür, daß man versagt hat, obwohl ganz sicher die Hälfte der Abwehr mental auf dem Platz nicht anwesend war. Doch das zählt nicht.
    Aller Augen, sie richten sich dann auf "den da" im Aluminiumding. Der hätte es doch reißen können...
    Was hätte er denn machen sollen?
    Die Frage, die man sich auf dem grünen Rasen nun seit Minuten stellt. Der Schweiß rinnt schon, der Körper ist mehr als gut aufgewärmt, und doch, es ist eine sonderbare Leere im Kopf.
    Drüben, beim Gammeleck, wie das vier gegen 1 oder 5 gegen 2 genannt wird, herscht schon wieder gute Stimmung...

    Zum Glück, der TwT ist da...
    Na, Schnapper? Immer noch am Grübel
    Ja klar, was denkst Du denn?
    Schön ruhig bleiben. Lass sich das erst einmal setzen, kommt... nimm die einen Ball. Erst einmal ein paar für das Gefühl
    Jaja, schon gut.

    Vier fünf Bälle, locker.... dann wird er fester. Eindringlicher, grober. Er fordert seine Leistung ein, er ist der TwT... Mann, heute hat er auch noch schlechte Laune, das kann ja heiter werden.
    *plop-tschock* *plop-tschock* so klingt es, wenn auf den Schuss die Bälle in die Hände kommen.
    Warum war das nicht Sonntag so?
    Ich sehe es Dir an, Du denkst schon wieder nach. Alter Grübler. Dafür bin ich da... habe ich bisher ein Wort gesagt?
    Nein...
    Also, dann konzentriere Dich auf's Training. Alles andere kommt dann, wenn Zeit dafür ist...
    Der hat gut reden... und jetzt? Schei..e.. diese blöde Übung. Die kann ich doch nicht.
    Trainer, muss das echt sein?
    Ja, es muss. Denn da muss Du dich konzentrieren und vielleicht hörst Du dann auf über Sonntag nachzudenken..
    Torschusstraining, nur 30 Minuten anstelle abschlussspiel. Auch gut... Der TwT steht am Rand und schaut zu.
    Setz die mehr unter Druck. Mann, nicht so defensiv, Du hast nichts zu verlieren
    Oh doch.. ich könnte wieder einen reingedrückt bekommen.
    Zitat Zitat von Trainer
    Hey Schnapper, ab und an darfst Du auch mal einen halten...
    Dieser.... ich sag besser nichts..
    Zitat Zitat von TwT
    Ruhig bleiben, nicht provozieren lassen.
    Ich gebe mir Mühe....
    Zitat Zitat von Trainer
    Hallo? Du darfst im 16er auch mit den Händen zum Ball gehen. Das ist Dir nicht verboten!
    Zitat Zitat von TwT
    Kein Ton, ruhig bleiben. Geht mehr raus, mach das Tor kleiner. Du schenkst dennen viel zu viel Raum
    Aber, dann Überlupfen die mich dauern...
    Zitat Zitat von TwT
    Dann lass Sie doch.. im Spiel macht das keiner, und Training ist für den Ernstfall. Was die machen kann Dir Wurscht sein, wenn Du nur das richtig machst, was dich angeht. Hör auf drüber nachzudenken
    Der erste ist verdammt nahe, die Hand geht hoch - ha Du Bastard, den haste nicht gemacht. Das tut gut.
    Der zweite ist vorsichtiger... nimmt schon Zug raus.. Wie Sonntag. Ganz sicher, ich muss mich nicht mal werfen. Geilomat.
    Der dritte, das ist der mit dem linken Hammer..
    Zitat Zitat von TwT
    Geht weiter raus, mach Druck!
    *tschock* Sicher.. jetzt gilt es meine Herren. Versucht es doch mal. Wer in den 16er kommt, der wird gefressen.
    Minute um Minute verrinnt, Ball um Ball landet in den Händen des Schnappers.
    Am Ende... der Sonntag fast vergessen, doch nach dem Auslaufen ist er da. Der TwT...
    Mensch Schnapper. Sonntag hast Du mir gar nicht gefallen. Ich kann doch nicht immer auf Dich aufpassen.
    Wie meinste denn das jetzt?
    Naja, der erste Ball. Sicher dein Ding, und Du? Machst wieder dein Ding. Noch vor dem Spiel habe ich Dir gesagt, Du sollst nach vorn runter gehen, die Bälle werden schnell... und was machst Du?
    Aber ich wollte doch schnell den Gegenangriff einleiten...
    Ich weiß. Dies kreide ich Dir nicht an. Aber die Augenblicke, die man braucht, um den Ball sicher zu haben, mal Luft zu holen... die sind so wichtig für Dich.
    Aber der Trainer..
    Zitat Zitat von TwT
    Lass den doch mal meine Sorge sein. Der erste war deiner. Haste den sicher, ruft er zwar, daß Du schneller machen sollst. Aber hör doch nicht hin. So ist Dir, weil Du schnell machen wolltest, das Ding weggesprungen, vor die Füsse vom 10er.. der schenkt ein. Sorry, dein Abwehrversuch in allen Ehren, der war sensationell, doch 5 Meter vor dem Tor, da kannst Du nicht das ganze Tor abdecken, und der 10er spielt seit Jahren da zentral. Das sind dann eben Geschenke.
    Seufzen.. und nun? Mein Fehler, was sag ich denn die ganze Zeit?
    Du denkst an allen schuld zu sein. Das ist auch falsch. Der erste Ball hat Dich völlig aus dem Konzept gebracht, Du hast Dir dann nicht mehr vertraut.
    Und?
    Mensch, warum gehst Du nicht nach vorn runter. Holst erst einmal Luft und hast Sicherheit. Dein Ball, deine Aktion. Sieht nicht toll aus, aber ICH weiß DAS ES WICHTIG war... Lass die anderen doch endlich mal reden und mach DEIN Ding. Nicht was die anderen sagen.
    So machst Du dich nur kaputt, und das war Sonntag der Fall..
    Ja, und dann musst Du mich noch so rannehmen
    Klar, wir machen immer was Du nicht kannst. Erst für das Gefühl, doch dann etwas, wo das Nachdenken aufhören muss. Und Du must im Spiel auch einfach nur auf DEIN Gefühl hören, auf DEINEN Instinkt.. nicht auf das, was andere erzählen oder brüllen. Bleibt ruhig...
    Du hast gut reden, das ist bei denen oft nicht einfach.
    Glaubst du es war früher anders? Quatsch.
    Den Schauflieger, den haben alle gemocht. Einen Schritt nach links, damit man nach recht auch ja fliegen musste.. Sieht gut aus, die Leute mögen es.. Bullshit! Du bist anders, Du bist sicher, und darum geht es mir...
    Es tut gut zu reden, irgendwie, er weiß immer was los war... ich kann Sonntag nun endlich abhaken. Er ist nicht böse, er hat eher Mitgefühl, es tut einfach gut, es hilft, zu vergessen.
    Und heute hast Du doch gemerkt, es geht, wenn Du auf Dich vertraust. Lass Dich nicht immer durch das Gerde aus dem Konzept bringen...
    Erstmals wieder ein Grinsen, es befreit so sehr. Ja, heute war gut. ich habe Sie gefressen, diese Luschen.

    Haken wir wirklich so leicht ab?
    Ist es wirklich so?
    Es sind Spieler und Trainer da, die den Torwart nur als Feindbild kennen, denn erst ist immer da, wenn man gerade die Tollste Torabschlussaktion hat, und irgendwie ist er mit den Finger noch dazwischen.
    Wie soll man da gut Freund werden?
    Viele Trainer sind leider immer Feldspieler gewesen. Gut so, denn die Mehrzahl der Mannschaft ist es und braucht das so...
    Doch kann er dann nicht seine Sticheleien lassen? Kann er nicht auch den Torwart als Spieler begreifen und einfach in seinem Team akzeptieren?
    Es ist so leicht, einen zum Buhmann zu machen.
    So leicht...
    Doch wie schwer das ist, 90 Minuten unter Hochspannung zu stehen, Spieler zu sortieren und dann auch ggf. eine Aktion zu machen, die bedingt, daß über 90 Kilo 2 Meter durch die Luft gewuchtet werden.. die versteht keiner... naja, vielleicht einer...
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  2. #2
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    Wirklich ausgezeichnete Beiträge!!!
    Ich kenne diese Situationen mitlerweile leider auch ganz gut. Im letzten Spiel hab ich 9 Dinger eigeschenkt bekommen (wobei 2 ganz klar auf meine Kappe gehen). Nach dem Spiel kam dann der Trainer und einige unserer Feldspieler und meinten jeder hätte mal einen schlechten Tag. Im nächsten Training war ich total verunsichert, hab Bälle nicht festhalten können, die ich normalerweise habe und sogar ab und zu einen ganz durchrutschen gelassen.
    Es dauert halt doch länger als man denkt so etwas zu verarbeiten. Sobald man wieder auf dem Platz steht kommen die Gedanken zurück.

  3. #3
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Zitat Zitat von Steffen Beitrag anzeigen
    Ehrlich?
    Nein... verdrängt wäre der richtige Begriff. Es nagt an einem.
    Dienstag, 19 Uhr, Trainingsbeginn. Der Torwart ist schon da, wie oft, einer der ersten auf dem Platz. Wo die anderen noch gelümmelt haben, er ist schon auf dem Grün.
    Ja, natürlich hast du Recht... Verdrängung. Es war mehr ein Wunschdenken vielleicht mit einem Schuss Ironie.
    Der erste Gedanke in der Bahn zum Training gehört noch dem alten Spiel. Aber dann wird er gleich wieder nach hinten geschoben - es steht ja schließlich ein neues Training an.
    Im Training bemerke ich ihn nicht mehr. Auch in der Spielauswertung kann ich mich größtenteils beherrschen. Trotzdem: Eine verhunste Aktion im ersten Training et voilà... - Die Gedanken sind dann wieder da.
    Ich denke diese Einstellung drückt es dann ganz gut aus:

    SSDD (Same Sh.it Different Day)

    Ich kann mich noch lebhaft an unser erstes Heimspiel gegen Al Dersimspor erinnern. Ich stand, wie so oft in dieser jungen Saison, am Rand und musste mit ansehen, wie das Team schon mit 5:1 abgefertigt wurde. Vom Ergebnis passiert das schon mal, aber die Art und Weise - die war einfach nur bitter. Nach dem Abpfiff verschwand meine Torwartkollegin nach einem ihrerseits bitteren Spiel in der Kabine ohne mit der Mannschaft auszulaufen. Sofort wurden die ersten Stimmen laut.

    "Ist die wieder eingeschnappt?"
    "Man, wir sind doch ein Team! Wir haben doch zusammen verloren!"
    "Die denkt, nur weil die Torwart ist, darf sie sich was rausnehmen, oder wie?"
    "Ist doch immer das gleiche!"

    Ich habe nach dem Umziehen noch einmal mit ihr unterhalten und es kam zu einer relativ (sehr) lauten Diskussion, um das Verständnis der Feldspieler für den Torwart. Der wohl meistgenutzte Satz:
    "Klar ist es unfair, aber was erwartest du?"
    Das Auslaufen zusammen mit der Mannschaft darf man einfach nicht knicken. Egal, wie das Spiel ausgegangen ist.

    Mund zu lassen. Ruhig bleiben. Einen Moment für sich herbeisehnen.
    Das ist immer die Vorgehensweise.
    "Bangerang"

    Krieger des Lichts
    06.11.09 † 10.11.09

  4. #4
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    wirklich sehr geiler Beitrag
    wie oft hört man
    "ach du bist nur Torwart weil du zu faul bist zu laufen"
    und es ist schwer jemanden beizubringen das es genau das Gegenteil ist
    aber sie verstehen es einfach nicht
    aber wenn man den Beitrag von Schnapper ausdruckt und ihnen hinlegt
    will ich nicht wissen was sie dann sagen

    aber Repekt Schnaper
    und auch Steffen und Believer für die Beiträge drunter (:

    Lg Jim

  5. #5
    Torwarttalent
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    Sehr schöne Beiträge, haben mich nach meinem Wochenende (3:4 Niederlage) echt ein wenig erheitert.

    Leider habe ich keinen der mich, wie in Steffens Beitrag, am Dienstag Abend versteht und mir Hilft wieder ruhig weiterzumachen.

  6. #6
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    Erstmal ein ganz dickes Kompliment für die bisherigen Beiträge; die sind echt Klasse!

    Torhüter und Feldspieler ergeben zusammen ein Team und der Erfolg der Mannschaft hängt an dieser 10+1 Konstellation. Und genau da ist sie wieder, die Trennung zwischen Feld- und Torspieler; aber warum ist das so? Klar nimmt der Torhüter eine Sonderrolle ein, da er im 16er die Hände benutzen darf, aber das allein genügt nicht, um das zu rechtfertigen. Was unterscheidet uns Torleute also von unseren Teamkameraden und warum beschweren wir uns einerseits über das Unverständnis und legen andererseits aber immer wieder selbst Wert auf unseren "Außenseiterstatus"?

    Ich glaube wir sollten da mal ehrlich zu uns selber sein und uns erst einmal selber über unsere Rolle klar werden. Im Fussball geht es um Tore; wer mehr schiesst gewinnt das Spiel und hat Erfolg. Für die Mannschaft heisst das, schiesst unser Stürmer daneben und vergibt die Hundertprozentige, nimmt man einen neuen Anlauf um das Tor zu erzielen. Wir Torhüter machen das mit und versuchen ja auch den nächsten Angriff so gut wie möglich einzuleiten. Macht ein Feldspieler einen Fehler und der Ball landet beim Gegner versucht man eben den Ball zurückzugewinnen. Auch dafür gibt es genügend Möglichkeiten. Was aber wenn wir diesen Fehler machen; dann ist der Ball im Regelfall im Tor und der Gegner freut sich. Wir können zwar sagen "nächstes mal habe ich den Ball" aber deswegen jubelt trotzdem der Gegner und wir dürfen den Ball aus dem Netz holen.

    Können wir von einem Feldspieler der unzählige Möglichkeiten hat wirklich erwarten, dass er uns versteht. Wie soll ein Feldspieler das Gefühl kennen, einem Ball hinterher zu sehen, der im Netz einschlägt und ihn anschliessend unter dem Torjubel des Gegners und den enttäuschten Blicken unsere Teamkollegen wieder aus dem Netz zu holen. Ein Ball der im Netz landet hat etwas endgültiges, da gibt es nichts mehr zu revidieren zu ändern; es ist einfach so. Nicht die Mannschaft holt den Ball aus dem Netz sondern wir und genau da haben wir die 10+1 Konstellation. 10 schauen zu, während wir im Grunde die demütigenste Arbeit im Fussball erledigen, indem wir den Ball aus dem verdammten Netz holen.

    Dies unbeschadet zu überstehen, setzt bestimmte Charaktereigenschaften voraus, die Grundvoraussetzung für Torhüter sind. Derartige Situationen überstehen auf Dauer wir nur, weil wir bereit sind alles was in unserer Macht steht dafür zu tun, diese erniedrigende Situation zu vermeiden. Wir sind innerlich bereit alles dafür zu opfern, hoffen auf diese Art uns selbst im Spiegel stolz ansehen zu können und fordern von Mitspielern, Trainern und Zuschauern unsere Opferbereitschaft zu respektieren. Nur leider mussten die nie die Bälle aus dem Netz holen und deswegen haben wir für die meisten von denen einfach einen "an der Klatsche" und sie werden uns nicht verstehen.

    Und wie reagieren wir Torleute darauf? Wir nehmen die Rolle der "Ewig-Unverstandenen" willig an, hängen den Einzelkämpfer heraus anstatt über das zu sprechen, was uns innerlich bewegt. Und so beteiligen wir uns daran, den Mythos Torwart am Leben zu erhalten, anstatt in dem ein oder anderen Moment zu zeigen, dass auch wir Torleute Menschen sind.
    Geändert von strigletti (02.10.2009 um 11:03 Uhr)
    Stell dir vor, du gehst in dich - und keiner ist da

    Wer glaubt es reicht, wenn man bis zum Umfallen kämpft irrt sich...kämpfe darum Aufzustehen!!!

  7. #7
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Zitat Zitat von strigletti Beitrag anzeigen
    Wie soll ein Feldspieler das Gefühl kennen, einem Ball hinterher zu sehen, der im Netz einschlägt und ihn anschliessend unter dem Torjubel des Gegners und den enttäuschten Blicken unsere Teamkollegen wieder aus dem Netz zu holen. Ein Ball der im Netz landet hat etwas endgültiges, da gibt es nichts mehr zu revidieren zu ändern; es ist einfach so. Nicht die Mannschaft holt den Ball aus dem Netz sondern wir und genau da haben wir die 10+1 Konstellation. 10 schauen zu, während wir im Grunde die demütigenste Arbeit im Fussball erledigen, indem wir den Ball aus dem verdammten Netz holen.
    Genau darum geht es. Es ist auch das, was ich bereits in einem Thread angesprochen habe. Sicherlich kennt jeder Torwart diesen Satz:

    "Er hat zwar diesen Fehler in der x-ten Minute begangen, aber danach hat er ihn durch seine großartigen Taten in der y-sten Minute wieder gut gemacht."


    Ich mag diesen Satz überhaupt nicht, denn er spiegelt genau die Einstellung wieder, mit der ein Feldspieler auf den Platz gehen darf. Wenn der Stürmer das eine Tor nicht macht, aber in der Schlussphase doch noch zwei Dinger ins Netz haut, dann ist es im Grunde allen egal, was da mit dem vermeintlichen Ausgleich beim 0:1-Rückstand war. Denn am Ende ja alles gut. Aber wir, die wir in diesem Gestell aus Aluminium hocken, wir haben keine zweite Chance. Unsere vermeintliche zweite Chance ist nur eine erneute Probe, die es zu bestehen gilt. Wenn am Ende doch noch ein 0:1-Rückstand durch den blöden Torwartpatzer in der 10. Minute in ein 3:1 umgewandelt werden konnte, dann wird es doch nur mit dem letzten Satz bezüglich des Torwarts so resümiert:
    Na da hat dich deine Mannschaft ja wieder rausgehauen.
    Und in wie weit, liebster Trainer, soll mir diese Aussage weiterhelfen?
    Wenn das Spiel nun verloren geht, dann war das 0:1 eben der Knackpunkt im Spiel - egal, wie oft ich danach noch meine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahre. Das Ergebnis steht und es werden zwar die spektakulären Paraden erwähnt, aber wir sind dann trotzdem mit dem ewigen Begriff "Der tragische Held" gesegnet.
    Besser? Nein.

    Zitat Zitat von strigletti
    Und wie reagieren wir Torleute darauf? Wir nehmen die Rolle der "Ewig-Unverstandenen" willig an, hängen den Einzelkämpfer heraus anstatt über das zu sprechen, was uns innerlich bewegt. Und so beteiligen wir uns daran, den Mythos Torwart am Leben zu erhalten, anstatt in dem ein oder anderen Moment zu zeigen, dass auch wir Torleute Menschen sind.
    Selbst, wenn ich über meine Gefühle reden würde - nocheinmal führe ich da von mir oben genannte Szene an -, dann würde ich sowieso wieder auf Unverständnis treffen. Es ist nämlich nicht so, dass ich es nicht probiert hätte.
    "Bangerang"

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  8. #8
    Sina
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    Richtig, selig der, der einen TWT hat, der ihn versteht.

    Der Torwart trifft die Entscheidung, für sich, ohne Hilfe. er ist in dem Moment, wo der Stürmer schießt, auf sich allein gestellt. Niemand hilft ihm. Und niemand klopft ihm auf die Schulter, wnen der Ball ins Tor geht und sagt "Komm, den Nächsten haste". Es gibt keinen Nächsten, es gibt einen neuen Ball, eine neue Situation, doch nie hat der Torwart die Chance, seinen Fehler wieder auszubügeln.
    Der Stürmer, der versteht es am wenigstens, der macht halt einen mehr, da braucht er nicht mal 100%ige Chancen.

    Ich bin gerne Torwart, auch wenn es deswegen heißt, das ich einen an der Klatsche habe, das ich abseits und härter trainieren muss. Denn das Gefühl, wenn der Ball wegen mir nicht im Netz landet, das ist großartig und nur für Torhüter zu verstehen. Denn der Gewinner auf dem Platz werden wir nie sein.
    Geändert von Sina (05.10.2009 um 22:03 Uhr) Grund: Fehlte das Prozentzeichen...

  9. #9
    Nationale Klasse Avatar von Anadur
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    Zitat Zitat von Believer Beitrag anzeigen
    Genau darum geht es. Es ist auch das, was ich bereits in einem Thread angesprochen habe. Sicherlich kennt jeder Torwart diesen Satz:

    "Er hat zwar diesen Fehler in der x-ten Minute begangen, aber danach hat er ihn durch seine großartigen Taten in der y-sten Minute wieder gut gemacht."


    Ich mag diesen Satz überhaupt nicht, denn er spiegelt genau die Einstellung wieder, mit der ein Feldspieler auf den Platz gehen darf. Wenn der Stürmer das eine Tor nicht macht, aber in der Schlussphase doch noch zwei Dinger ins Netz haut, dann ist es im Grunde allen egal, was da mit dem vermeintlichen Ausgleich beim 0:1-Rückstand war. Denn am Ende ja alles gut. Aber wir, die wir in diesem Gestell aus Aluminium hocken, wir haben keine zweite Chance. Unsere vermeintliche zweite Chance ist nur eine erneute Probe, die es zu bestehen gilt. Wenn am Ende doch noch ein 0:1-Rückstand durch den blöden Torwartpatzer in der 10. Minute in ein 3:1 umgewandelt werden konnte, dann wird es doch nur mit dem letzten Satz bezüglich des Torwarts so resümiert:

    Und in wie weit, liebster Trainer, soll mir diese Aussage weiterhelfen?
    Wenn das Spiel nun verloren geht, dann war das 0:1 eben der Knackpunkt im Spiel - egal, wie oft ich danach noch meine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahre. Das Ergebnis steht und es werden zwar die spektakulären Paraden erwähnt, aber wir sind dann trotzdem mit dem ewigen Begriff "Der tragische Held" gesegnet.
    Besser? Nein.



    Selbst, wenn ich über meine Gefühle reden würde - nocheinmal führe ich da von mir oben genannte Szene an -, dann würde ich sowieso wieder auf Unverständnis treffen. Es ist nämlich nicht so, dass ich es nicht probiert hätte.


    Und da ist er wieder: der Einzelkämpfer, der Unverstandende, der Einzelgänger
    Ihr seid es selbst Schuld! Ihr habt die falsche Sportart gewählt. Werdet Tennisspieler, geht in die Leichtathletik oder wie wäre es mit Biathlon? Fußball ist nichts für euch. Ihr mögt den Fußball lieben, aber ihr versteht ihn nicht. Ihr lauft euch alleine Warm, anstatt euch einfach mit am Eckchen der Feldspieler zu beteiligen. Ihr steht in der dunklen Ecke und redet über Dinge, die ihr nicht mehr ändern könnt, während eure Mannschaftkammeraden bereits unter der Dusche gemeinsam ein Bier trinken.
    Warum erscheint ihr überhaupt zum Mannschaftstraining? Ihr trainiert doch eh für euch alleine. Ihr und euer Torwarttrainer macht doch eh euer eigenes Ding und wenn euch der Trainer oder ein Feldspieler mal aufheitern will nach einem Fehler bekommen sie nur einen blöden Blick oder einen dummen Spruch gedrückt.

    Glaubt ihr denn wirklich das es den Abwehrspieler nicht noch Tage wurmt, wenn er den Stürmer 92 Minuten absolut im Griff hatte und er in der 93. eine halbe Fußspitze zu spät kam und denn Ball dann unhaltbar abfälschte? Oder den Stürmer, der weiß, dass er in einem Spiel nicht mehr als 3 vielleicht 4 Chancen erhält und schon die Fünfte vergeben hat. Oder den Mittelfeldspieler, der mit einem Fehlpass das Gegentor eingeleitet hat. Oder dem Spieler, dessen Flanken seit ein paar Wochen nur noch hinter dem Tor landen.

    Sorry aber dieses Selbstmitleid hier im Thread ist ja nicht auszuhalten. Fußball ist ein Mannschaftssport. Lebt damit oder sucht euch einen Einzelsport. Da könnt ihr ja gerne euer Ding machen, aber nicht im Fußball.

    Ihr seid Teil, Mitglied einer Mannschaft.

    Eure Mannschaft verläßt sich auf euch, aber ihr müßt euch auch auf eure Mannschaft verlassen. Sie holen euch schon raus, wenn ihr einen Fehler macht. Ihr wollt alle das Gleiche! Am Ende den Platz als Sieger verlassen. Man erinnere sich nurmal an den an Unsinnigkeit nicht mehr zu überbietenden Satz von Kahn: "Dann muß ich das Spiel halt alleine gewinnen" nachdem sie das Hinspiel in München aufgrund eines Torwartfehlers nur 1 zu 1 gespielt hatten.

    Der Torwart ist nur ein kleines Zahnrad innerhalb einer Mannschaft. Ihr nehmt euch viel zu wichtig, genauso wie es Kahn damals gemacht hat. Und was hat es Kahn gebracht? Er durfte sich die WM im eigenen Land von der Bank aus ansehen, weil er sich selbst so dermaßen unter Druck gesetzt hat, dass er vom weltbesten Torhüter zu einem "Fliegenfänger" wurde!

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