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Thema: Der Torwart - was ist das?

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Welttorhüter
    Newcomerin des Jahres 2009
    Avatar von Believer
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    Zitat Zitat von Steffen Beitrag anzeigen
    Ehrlich?
    Nein... verdrängt wäre der richtige Begriff. Es nagt an einem.
    Dienstag, 19 Uhr, Trainingsbeginn. Der Torwart ist schon da, wie oft, einer der ersten auf dem Platz. Wo die anderen noch gelümmelt haben, er ist schon auf dem Grün.
    Ja, natürlich hast du Recht... Verdrängung. Es war mehr ein Wunschdenken vielleicht mit einem Schuss Ironie.
    Der erste Gedanke in der Bahn zum Training gehört noch dem alten Spiel. Aber dann wird er gleich wieder nach hinten geschoben - es steht ja schließlich ein neues Training an.
    Im Training bemerke ich ihn nicht mehr. Auch in der Spielauswertung kann ich mich größtenteils beherrschen. Trotzdem: Eine verhunste Aktion im ersten Training et voilà... - Die Gedanken sind dann wieder da.
    Ich denke diese Einstellung drückt es dann ganz gut aus:

    SSDD (Same Sh.it Different Day)

    Ich kann mich noch lebhaft an unser erstes Heimspiel gegen Al Dersimspor erinnern. Ich stand, wie so oft in dieser jungen Saison, am Rand und musste mit ansehen, wie das Team schon mit 5:1 abgefertigt wurde. Vom Ergebnis passiert das schon mal, aber die Art und Weise - die war einfach nur bitter. Nach dem Abpfiff verschwand meine Torwartkollegin nach einem ihrerseits bitteren Spiel in der Kabine ohne mit der Mannschaft auszulaufen. Sofort wurden die ersten Stimmen laut.

    "Ist die wieder eingeschnappt?"
    "Man, wir sind doch ein Team! Wir haben doch zusammen verloren!"
    "Die denkt, nur weil die Torwart ist, darf sie sich was rausnehmen, oder wie?"
    "Ist doch immer das gleiche!"

    Ich habe nach dem Umziehen noch einmal mit ihr unterhalten und es kam zu einer relativ (sehr) lauten Diskussion, um das Verständnis der Feldspieler für den Torwart. Der wohl meistgenutzte Satz:
    "Klar ist es unfair, aber was erwartest du?"
    Das Auslaufen zusammen mit der Mannschaft darf man einfach nicht knicken. Egal, wie das Spiel ausgegangen ist.

    Mund zu lassen. Ruhig bleiben. Einen Moment für sich herbeisehnen.
    Das ist immer die Vorgehensweise.
    "Bangerang"

    Krieger des Lichts
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  2. #2
    Torwarttalent
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    wirklich sehr geiler Beitrag
    wie oft hört man
    "ach du bist nur Torwart weil du zu faul bist zu laufen"
    und es ist schwer jemanden beizubringen das es genau das Gegenteil ist
    aber sie verstehen es einfach nicht
    aber wenn man den Beitrag von Schnapper ausdruckt und ihnen hinlegt
    will ich nicht wissen was sie dann sagen

    aber Repekt Schnaper
    und auch Steffen und Believer für die Beiträge drunter (:

    Lg Jim

  3. #3
    Torwarttalent
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    Sehr schöne Beiträge, haben mich nach meinem Wochenende (3:4 Niederlage) echt ein wenig erheitert.

    Leider habe ich keinen der mich, wie in Steffens Beitrag, am Dienstag Abend versteht und mir Hilft wieder ruhig weiterzumachen.

  4. #4
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    Erstmal ein ganz dickes Kompliment für die bisherigen Beiträge; die sind echt Klasse!

    Torhüter und Feldspieler ergeben zusammen ein Team und der Erfolg der Mannschaft hängt an dieser 10+1 Konstellation. Und genau da ist sie wieder, die Trennung zwischen Feld- und Torspieler; aber warum ist das so? Klar nimmt der Torhüter eine Sonderrolle ein, da er im 16er die Hände benutzen darf, aber das allein genügt nicht, um das zu rechtfertigen. Was unterscheidet uns Torleute also von unseren Teamkameraden und warum beschweren wir uns einerseits über das Unverständnis und legen andererseits aber immer wieder selbst Wert auf unseren "Außenseiterstatus"?

    Ich glaube wir sollten da mal ehrlich zu uns selber sein und uns erst einmal selber über unsere Rolle klar werden. Im Fussball geht es um Tore; wer mehr schiesst gewinnt das Spiel und hat Erfolg. Für die Mannschaft heisst das, schiesst unser Stürmer daneben und vergibt die Hundertprozentige, nimmt man einen neuen Anlauf um das Tor zu erzielen. Wir Torhüter machen das mit und versuchen ja auch den nächsten Angriff so gut wie möglich einzuleiten. Macht ein Feldspieler einen Fehler und der Ball landet beim Gegner versucht man eben den Ball zurückzugewinnen. Auch dafür gibt es genügend Möglichkeiten. Was aber wenn wir diesen Fehler machen; dann ist der Ball im Regelfall im Tor und der Gegner freut sich. Wir können zwar sagen "nächstes mal habe ich den Ball" aber deswegen jubelt trotzdem der Gegner und wir dürfen den Ball aus dem Netz holen.

    Können wir von einem Feldspieler der unzählige Möglichkeiten hat wirklich erwarten, dass er uns versteht. Wie soll ein Feldspieler das Gefühl kennen, einem Ball hinterher zu sehen, der im Netz einschlägt und ihn anschliessend unter dem Torjubel des Gegners und den enttäuschten Blicken unsere Teamkollegen wieder aus dem Netz zu holen. Ein Ball der im Netz landet hat etwas endgültiges, da gibt es nichts mehr zu revidieren zu ändern; es ist einfach so. Nicht die Mannschaft holt den Ball aus dem Netz sondern wir und genau da haben wir die 10+1 Konstellation. 10 schauen zu, während wir im Grunde die demütigenste Arbeit im Fussball erledigen, indem wir den Ball aus dem verdammten Netz holen.

    Dies unbeschadet zu überstehen, setzt bestimmte Charaktereigenschaften voraus, die Grundvoraussetzung für Torhüter sind. Derartige Situationen überstehen auf Dauer wir nur, weil wir bereit sind alles was in unserer Macht steht dafür zu tun, diese erniedrigende Situation zu vermeiden. Wir sind innerlich bereit alles dafür zu opfern, hoffen auf diese Art uns selbst im Spiegel stolz ansehen zu können und fordern von Mitspielern, Trainern und Zuschauern unsere Opferbereitschaft zu respektieren. Nur leider mussten die nie die Bälle aus dem Netz holen und deswegen haben wir für die meisten von denen einfach einen "an der Klatsche" und sie werden uns nicht verstehen.

    Und wie reagieren wir Torleute darauf? Wir nehmen die Rolle der "Ewig-Unverstandenen" willig an, hängen den Einzelkämpfer heraus anstatt über das zu sprechen, was uns innerlich bewegt. Und so beteiligen wir uns daran, den Mythos Torwart am Leben zu erhalten, anstatt in dem ein oder anderen Moment zu zeigen, dass auch wir Torleute Menschen sind.
    Geändert von strigletti (02.10.2009 um 10:03 Uhr)
    Stell dir vor, du gehst in dich - und keiner ist da

    Wer glaubt es reicht, wenn man bis zum Umfallen kämpft irrt sich...kämpfe darum Aufzustehen!!!

  5. #5
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Zitat Zitat von strigletti Beitrag anzeigen
    Wie soll ein Feldspieler das Gefühl kennen, einem Ball hinterher zu sehen, der im Netz einschlägt und ihn anschliessend unter dem Torjubel des Gegners und den enttäuschten Blicken unsere Teamkollegen wieder aus dem Netz zu holen. Ein Ball der im Netz landet hat etwas endgültiges, da gibt es nichts mehr zu revidieren zu ändern; es ist einfach so. Nicht die Mannschaft holt den Ball aus dem Netz sondern wir und genau da haben wir die 10+1 Konstellation. 10 schauen zu, während wir im Grunde die demütigenste Arbeit im Fussball erledigen, indem wir den Ball aus dem verdammten Netz holen.
    Genau darum geht es. Es ist auch das, was ich bereits in einem Thread angesprochen habe. Sicherlich kennt jeder Torwart diesen Satz:

    "Er hat zwar diesen Fehler in der x-ten Minute begangen, aber danach hat er ihn durch seine großartigen Taten in der y-sten Minute wieder gut gemacht."


    Ich mag diesen Satz überhaupt nicht, denn er spiegelt genau die Einstellung wieder, mit der ein Feldspieler auf den Platz gehen darf. Wenn der Stürmer das eine Tor nicht macht, aber in der Schlussphase doch noch zwei Dinger ins Netz haut, dann ist es im Grunde allen egal, was da mit dem vermeintlichen Ausgleich beim 0:1-Rückstand war. Denn am Ende ja alles gut. Aber wir, die wir in diesem Gestell aus Aluminium hocken, wir haben keine zweite Chance. Unsere vermeintliche zweite Chance ist nur eine erneute Probe, die es zu bestehen gilt. Wenn am Ende doch noch ein 0:1-Rückstand durch den blöden Torwartpatzer in der 10. Minute in ein 3:1 umgewandelt werden konnte, dann wird es doch nur mit dem letzten Satz bezüglich des Torwarts so resümiert:
    Na da hat dich deine Mannschaft ja wieder rausgehauen.
    Und in wie weit, liebster Trainer, soll mir diese Aussage weiterhelfen?
    Wenn das Spiel nun verloren geht, dann war das 0:1 eben der Knackpunkt im Spiel - egal, wie oft ich danach noch meine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahre. Das Ergebnis steht und es werden zwar die spektakulären Paraden erwähnt, aber wir sind dann trotzdem mit dem ewigen Begriff "Der tragische Held" gesegnet.
    Besser? Nein.

    Zitat Zitat von strigletti
    Und wie reagieren wir Torleute darauf? Wir nehmen die Rolle der "Ewig-Unverstandenen" willig an, hängen den Einzelkämpfer heraus anstatt über das zu sprechen, was uns innerlich bewegt. Und so beteiligen wir uns daran, den Mythos Torwart am Leben zu erhalten, anstatt in dem ein oder anderen Moment zu zeigen, dass auch wir Torleute Menschen sind.
    Selbst, wenn ich über meine Gefühle reden würde - nocheinmal führe ich da von mir oben genannte Szene an -, dann würde ich sowieso wieder auf Unverständnis treffen. Es ist nämlich nicht so, dass ich es nicht probiert hätte.
    "Bangerang"

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  6. #6
    Sina
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    Richtig, selig der, der einen TWT hat, der ihn versteht.

    Der Torwart trifft die Entscheidung, für sich, ohne Hilfe. er ist in dem Moment, wo der Stürmer schießt, auf sich allein gestellt. Niemand hilft ihm. Und niemand klopft ihm auf die Schulter, wnen der Ball ins Tor geht und sagt "Komm, den Nächsten haste". Es gibt keinen Nächsten, es gibt einen neuen Ball, eine neue Situation, doch nie hat der Torwart die Chance, seinen Fehler wieder auszubügeln.
    Der Stürmer, der versteht es am wenigstens, der macht halt einen mehr, da braucht er nicht mal 100%ige Chancen.

    Ich bin gerne Torwart, auch wenn es deswegen heißt, das ich einen an der Klatsche habe, das ich abseits und härter trainieren muss. Denn das Gefühl, wenn der Ball wegen mir nicht im Netz landet, das ist großartig und nur für Torhüter zu verstehen. Denn der Gewinner auf dem Platz werden wir nie sein.
    Geändert von Sina (05.10.2009 um 21:03 Uhr) Grund: Fehlte das Prozentzeichen...

  7. #7
    Freizeitkeeper
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    Diese Beiträge sprechen einem aus der Seele
    Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!

  8. #8
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Zitat Zitat von Sina Beitrag anzeigen
    Ich bin gerne Torwart, auch wenn es deswegen heißt, das ich einen an der Klatsche habe, das ich abseits und härter trainieren muss. Denn das Gefühl, wenn der Ball wegen mir nicht im Netz landet, das ist großartig und nur für Torhüter zu verstehen.
    Genau, Sina. Wir trainieren und trainieren für diesen großen Moment, wo in diesem einen Spiel mal der perfekte Ball kommt zum perfekten Moment. Alles passiert automatisch in dieser Sekunde und wenn wir wieder "zu uns kommen" und mit dem Ball sicher in den Händen lang liegen, den wir gerade sicher aus der Luft gefischt haben. Das muss uns dann wohl reichen. Wie Steffen jetzt wohl sagen würde: Diesen Moment bewahren wir für uns auf - für die Zeiten, in denen wir nicht auf die Schulter geklopft werden, sondern eins vor den Latz kriegen.
    "Bangerang"

    Krieger des Lichts
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  9. #9
    Nationale Klasse Avatar von Anadur
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    Zitat Zitat von Believer Beitrag anzeigen
    Genau darum geht es. Es ist auch das, was ich bereits in einem Thread angesprochen habe. Sicherlich kennt jeder Torwart diesen Satz:

    "Er hat zwar diesen Fehler in der x-ten Minute begangen, aber danach hat er ihn durch seine großartigen Taten in der y-sten Minute wieder gut gemacht."


    Ich mag diesen Satz überhaupt nicht, denn er spiegelt genau die Einstellung wieder, mit der ein Feldspieler auf den Platz gehen darf. Wenn der Stürmer das eine Tor nicht macht, aber in der Schlussphase doch noch zwei Dinger ins Netz haut, dann ist es im Grunde allen egal, was da mit dem vermeintlichen Ausgleich beim 0:1-Rückstand war. Denn am Ende ja alles gut. Aber wir, die wir in diesem Gestell aus Aluminium hocken, wir haben keine zweite Chance. Unsere vermeintliche zweite Chance ist nur eine erneute Probe, die es zu bestehen gilt. Wenn am Ende doch noch ein 0:1-Rückstand durch den blöden Torwartpatzer in der 10. Minute in ein 3:1 umgewandelt werden konnte, dann wird es doch nur mit dem letzten Satz bezüglich des Torwarts so resümiert:

    Und in wie weit, liebster Trainer, soll mir diese Aussage weiterhelfen?
    Wenn das Spiel nun verloren geht, dann war das 0:1 eben der Knackpunkt im Spiel - egal, wie oft ich danach noch meine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahre. Das Ergebnis steht und es werden zwar die spektakulären Paraden erwähnt, aber wir sind dann trotzdem mit dem ewigen Begriff "Der tragische Held" gesegnet.
    Besser? Nein.



    Selbst, wenn ich über meine Gefühle reden würde - nocheinmal führe ich da von mir oben genannte Szene an -, dann würde ich sowieso wieder auf Unverständnis treffen. Es ist nämlich nicht so, dass ich es nicht probiert hätte.


    Und da ist er wieder: der Einzelkämpfer, der Unverstandende, der Einzelgänger
    Ihr seid es selbst Schuld! Ihr habt die falsche Sportart gewählt. Werdet Tennisspieler, geht in die Leichtathletik oder wie wäre es mit Biathlon? Fußball ist nichts für euch. Ihr mögt den Fußball lieben, aber ihr versteht ihn nicht. Ihr lauft euch alleine Warm, anstatt euch einfach mit am Eckchen der Feldspieler zu beteiligen. Ihr steht in der dunklen Ecke und redet über Dinge, die ihr nicht mehr ändern könnt, während eure Mannschaftkammeraden bereits unter der Dusche gemeinsam ein Bier trinken.
    Warum erscheint ihr überhaupt zum Mannschaftstraining? Ihr trainiert doch eh für euch alleine. Ihr und euer Torwarttrainer macht doch eh euer eigenes Ding und wenn euch der Trainer oder ein Feldspieler mal aufheitern will nach einem Fehler bekommen sie nur einen blöden Blick oder einen dummen Spruch gedrückt.

    Glaubt ihr denn wirklich das es den Abwehrspieler nicht noch Tage wurmt, wenn er den Stürmer 92 Minuten absolut im Griff hatte und er in der 93. eine halbe Fußspitze zu spät kam und denn Ball dann unhaltbar abfälschte? Oder den Stürmer, der weiß, dass er in einem Spiel nicht mehr als 3 vielleicht 4 Chancen erhält und schon die Fünfte vergeben hat. Oder den Mittelfeldspieler, der mit einem Fehlpass das Gegentor eingeleitet hat. Oder dem Spieler, dessen Flanken seit ein paar Wochen nur noch hinter dem Tor landen.

    Sorry aber dieses Selbstmitleid hier im Thread ist ja nicht auszuhalten. Fußball ist ein Mannschaftssport. Lebt damit oder sucht euch einen Einzelsport. Da könnt ihr ja gerne euer Ding machen, aber nicht im Fußball.

    Ihr seid Teil, Mitglied einer Mannschaft.

    Eure Mannschaft verläßt sich auf euch, aber ihr müßt euch auch auf eure Mannschaft verlassen. Sie holen euch schon raus, wenn ihr einen Fehler macht. Ihr wollt alle das Gleiche! Am Ende den Platz als Sieger verlassen. Man erinnere sich nurmal an den an Unsinnigkeit nicht mehr zu überbietenden Satz von Kahn: "Dann muß ich das Spiel halt alleine gewinnen" nachdem sie das Hinspiel in München aufgrund eines Torwartfehlers nur 1 zu 1 gespielt hatten.

    Der Torwart ist nur ein kleines Zahnrad innerhalb einer Mannschaft. Ihr nehmt euch viel zu wichtig, genauso wie es Kahn damals gemacht hat. Und was hat es Kahn gebracht? Er durfte sich die WM im eigenen Land von der Bank aus ansehen, weil er sich selbst so dermaßen unter Druck gesetzt hat, dass er vom weltbesten Torhüter zu einem "Fliegenfänger" wurde!

  10. #10
    Welttorhüter
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    Zu allererst einmal: Anadur, ich verstehe deine Auffassung.

    Zitat Zitat von Anadur Beitrag anzeigen
    Ihr lauft euch alleine Warm, anstatt euch einfach mit am Eckchen der Feldspieler zu beteiligen.
    Ich laufe mich alleine warm - wenn es geht - damit ich mich individuell so warmlaufen kann, wie es der Torwartjob meiner Auffassung nach erfordert. Es steht außer Frage, dass wir einen ganz anderen Job als die Feldspieler haben und während diese ihren Schwerpunkt bei uns immer größtenteils auf die Beine legen, möchte ich mein Aufwärmprogramm mit weniger laufen und mehr gymnastischen Elementen füllen. Das würde keinem Feldspieler in die Tüte kommen - für mich ist das durchaus verständlich. Genau das ist der Grund für mein gezielt individuelles Warmlaufen, wenn es machbar ist. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mich nicht als Teil der Mannschaft sehe, sondern ist allein dem Grund der optimalen Vorbereitung geschuldet.

    Zitat Zitat von Anadur
    Ihr steht in der dunklen Ecke und redet über Dinge, die ihr nicht mehr ändern könnt, während eure Mannschaftkammeraden bereits unter der Dusche gemeinsam ein Bier trinken.
    Nun, das ist dann die Auffassung bei der sich für mich ambitionierter Breitensport (ich nenne es einmal so) und Freizeitbreitensport trennen. Für mich ist es normal, dass ich mich, von dem Moment an, zu dem ich den Plaz verlasse, noch mit dem unmittelbar hinter mir liegenden Spielgeschehen auseinander setze. Das mögen Andere nicht so halten, aber für mich ist das ein sehr wichtiger Prozess, um so schnell wie möglich wieder "barrierefrei" zu werden. Da muss es der Mannschaftsteil dann akzeptieren, dass ein Mannschaftsmitglied, sei es nun der Torwart oder nicht, sich zurückzieht bzw. nicht wie alle anderen quietschverrückt auf den Bänken rumspringt. Das habe ich auch als Mensch zu akzeptieren, nicht nur als Mannschaftsteil.

    Zitat Zitat von Anadur
    Warum erscheint ihr überhaupt zum Mannschaftstraining? Ihr trainiert doch eh für euch alleine. Ihr und euer Torwarttrainer macht doch eh euer eigenes Ding und wenn euch der Trainer oder ein Feldspieler mal aufheitern will nach einem Fehler bekommen sie nur einen blöden Blick oder einen dummen Spruch gedrückt.
    Das Training alleine ist nun einmal Teil des Jobs. Der Torwart muss speziell erwärmt werden, im Training von Spielformen, im Torschusstraining... überall da stellt er im Ablauf einen Fremdkörper da, aufgrund seiner gesonderten Aufgabe. Du müsstest den Torwartjob abschaffen, um dies zu verhindern. Ich muss während der Spielformen weiter meinen "Job" ausüben, aber das weiß die Mannschaft.
    Zum Thema der Aufheiterung: Du kennst sicherlich Situationen, in denen du für eine Aufmunterung dankbar bist und widerum andere, in denen du der betreffenden Situation etwas vor den Latz knallen möchtest. Warum ist das so? Es kommt nun einfach mal auf die Art und Weise an. Es gibt Sprüche von meiner Abwehrspielerin, die mich sofort wieder auf andere GEdanken bringen, weil sie mich einfach daran erinnern, dass sie genauso verrückt ist wie ich - unabhängig von der Position. Sie bringen mich zu einer lauten Rechtfertigung, die uns manchmal beide Schmunzeln lässt & mich daran erinnert, was ich mir vor jedem Spiel ins Gedächtnis rufe. So viel zum Thema passende Aufmunterung.
    Muss ich ein Beispiel zu einer unpassenden Aufmunterung geben?
    Ich glaube nicht, denn der Thread ist bereits schon propenvoll mit solchen Vorzeigefällen.

    Zitat Zitat von Anadur
    Glaubt ihr denn wirklich das es den Abwehrspieler nicht noch Tage wurmt, wenn er den Stürmer 92 Minuten absolut im Griff hatte und er in der 93. eine halbe Fußspitze zu spät kam und denn Ball dann unhaltbar abfälschte? Oder den Stürmer, der weiß, dass er in einem Spiel nicht mehr als 3 vielleicht 4 Chancen erhält und schon die Fünfte vergeben hat. Oder den Mittelfeldspieler, der mit einem Fehlpass das Gegentor eingeleitet hat. Oder dem Spieler, dessen Flanken seit ein paar Wochen nur noch hinter dem Tor landen.
    Anadur, um ehrlich zu sein? Manchmal habe ich bei diesen von dir beschriebenen Situationen wirklich meine Zweifel, ob es so ist. Wenn der Stürmer am Ende nur ein Tor macht, es aber zum Sieg reicht, dann sind alle Chancen vorher vergessen, denn
    Zitat Zitat von Reporter
    Da hat er am Ende ja doch noch sein Tor gemacht! Seine Mühen sind belohnt worden.
    Wer kennt diesen Satz nicht? Unvermögen ist auf einmal zum Kampfgeist geworden.
    Ich spreche keinem meiner Mitspieler die Fähigkeit ab sich zu ärgern. Das ist idiotisch. Allerdings denke ich, dass sie sich in einer anderen Art und Weise, mit einer anderen Verantwortung und in anderen Situationen kritisieren. Wenn eine Flanke ungenau in den Strafraum fliegt oder zu hoch ist, so dass der Stürmer sie nicht mehr entscheidend drücken kann, dann wird niemand genau über die Fußstellung des MFs diskutieren, ganz einfach weil diese Situation nicht von solch einer Tragweite ist, wie ein Gegentor. Deswegen kommt die ewige Frage, ob der Torwart dabei evt. eine Chance gehabt hätte.

    Allerdings stimme ich dir in einem zu: Ich bin überzeugt, dass Stürmer auch einen schwierigen Job auf dem Feld haben. Das will ich niemandem absprechen. Wir sagen nicht, dass unser Job schwieriger als der eines jeden Feldspielers ist, sondern, dass er schlicht und ergreifend anders ist. Dafür möchten wir Verständnis haben. Das bekommen wir nicht, weil die Feldspieler eben nicht verstehen und deswegen nicht anerkennen können, dass der Torwart einen anderen Job auf dem Feld macht, also evt. auch mal anders ist.

    Zitat Zitat von Anadur
    Sorry aber dieses Selbstmitleid hier im Thread ist ja nicht auszuhalten.
    Dieser Thread ist eine Möglichkeit für Torhüter, sich wieder zufinden in diesen Zeilen. Das ist genau die Philosophie dieses ganzen Forums. Jeder Thread hier, jeder Beitrag, jede Zeile dreht sich um die Andersartigkeit des Torwarts und um sein Verständnis des Spiels. Deswegen ist dies hier ein Torwart-Forum, kein bloßes Fußball-Forum.

    Zitat Zitat von Anadur
    Eure Mannschaft verläßt sich auf euch, aber ihr müßt euch auch auf eure Mannschaft verlassen. Sie holen euch schon raus, wenn ihr einen Fehler macht. Ihr wollt alle das Gleiche! Am Ende den Platz als Sieger verlassen.
    Anadur, du deutest meine/unsere Beiträge anscheinend so, dass wir kein Vertrauen zu unserer Mannschaft haben, ein Fremdkörper im Zahnrad sind, so dass es sich nicht mehr richtig drehen kann, ohne dass es den Fremdkörper langsam zermalt. Das ist definitiv nicht so. Ich stehe nicht nur für mich auf dem Platz, sondern auch für meine Mannschaft. Aber du darfst eines nicht vergessen:
    Der Torwart ist von Natur aus Egoist. Das erfordert sein Job, so definiert er sich. Ihm ist es nicht genug zu gewinnen, wenn die eigene Leistung nicht gestimmt hat. Es reicht aber widerum auch nicht, der beste auf dem Platz gewesen zu sein und trotzdem verloren zu haben. Wir sind diejenigen, die meistens am härtesten und am häufigsten trainieren. Unser wichtigstes Ziel ist es immer 100 % zu geben und Topleistung abzuliefern - am liebsten immer und überall.
    Aber diesen Egoismus darf man auch nicht so negativ sehen, solange der Torwart sich immer noch seiner Mannschaftsrolle bewusst ist. Denn dann hilft seine Leistung auch dem Team und stellt das perfekte harmonische Gefüge dar.
    Nocheinmal ein Beispiel, für das du mich sicherlich wieder als Mitleidsheischerin bezeichnen wirst: Einen Stürmer, der zwar nicht abgespielt, aber noch zwei Gegner + Torwart umkurvt und dann mit einem wundervollen Hackentrick eingeschoben hat, stellt man danach nicht unbedingt zur Rede und kritisiert seine Aktion, freut sich über "dieses Jahrhunderttor". In dem Moment ist es meist egal, wie das Tor fällt. Der gute Trainer hingegen nimmt sich den Stürmer zur Seite und weist ihn darauf hin, dass er in dieser Situation die falsche Entscheidung getroffen hat.
    Geändert von Believer (02.10.2009 um 15:09 Uhr)
    "Bangerang"

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  11. #11
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    Zitat Zitat von Anadur Beitrag anzeigen
    Und da ist er wieder: der Einzelkämpfer, der Unverstandende, der Einzelgänger
    Ihr seid es selbst Schuld! Ihr habt die falsche Sportart gewählt. Werdet Tennisspieler, geht in die Leichtathletik oder wie wäre es mit Biathlon? Fußball ist nichts für euch.
    Sorry aber dieses Selbstmitleid hier im Thread ist ja nicht auszuhalten. Fußball ist ein Mannschaftssport. Lebt damit oder sucht euch einen Einzelsport. Da könnt ihr ja gerne euer Ding machen, aber nicht im Fußball.

    Ihr seid Teil, Mitglied einer Mannschaft.
    Ich finde es hochinteressant, dass wenn Torhüter über mangelndes Verständnis sprechen, man ihnen gleich Selbstmitleid unterstellt. Da klingt ja schon wieder das Bild des "unerschütterlichen Heroen zwischen den Pfosten" mit durch, der nicht klagt sondern sich immer nur furchtlos und tapfer den heranfliegenden Geschossen in den Weg stellt. Da tritt genau dieses Paradoxon zu Tage, daß wir nämlich Teil der Mannschaft sein sollen uns aber nicht wie jeder andere Spieler der Mannschaft verhalten dürfen. Wir Torhüter sind Mannschaftssportler, denn warum sollten wir sonst Torwart einer Mannschaft sein?

    Es gibt nur eine Situation für einen Feldspieler, die annähernd vergleichbar mit dem Torwartspiel ist: der alles entscheidende Elfmeter! Da ist er auf sich allein gestellt, jetzt hängt die ganze Last an ihm und wie oft haben wir da schon die unmöglichsten Sachen erlebt. Plötzlich hämmern Spitzentechniker die Bälle in den Himmel oder rutschen einfach beim Schuß weg; der Schütze weiss genau, diesen einen Elfmeter gibt es nur ein einziges Mal in seinem Leben und viele brechen unter dem Druck dieser Verantwortung für die Mannschaft zusammen. Und so wie der Schütze nur eine Chance hat dieses Tor zu erzielen, haben auch wir Torhüter immer nur eine einzige Chance einen Ball zu halten. Nur für uns ist diese Drucksituation permanent da, der Feldspieler erlebt sie nur ganz selten. Dieser Unterschied prägt uns und zum Glück steht nirgendwo geschrieben, dass alle 11 Spieler einer Mannschaft gleich sein müssen.
    Stell dir vor, du gehst in dich - und keiner ist da

    Wer glaubt es reicht, wenn man bis zum Umfallen kämpft irrt sich...kämpfe darum Aufzustehen!!!

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