Zitat Zitat von strigletti Beitrag anzeigen
Wie soll ein Feldspieler das Gefühl kennen, einem Ball hinterher zu sehen, der im Netz einschlägt und ihn anschliessend unter dem Torjubel des Gegners und den enttäuschten Blicken unsere Teamkollegen wieder aus dem Netz zu holen. Ein Ball der im Netz landet hat etwas endgültiges, da gibt es nichts mehr zu revidieren zu ändern; es ist einfach so. Nicht die Mannschaft holt den Ball aus dem Netz sondern wir und genau da haben wir die 10+1 Konstellation. 10 schauen zu, während wir im Grunde die demütigenste Arbeit im Fussball erledigen, indem wir den Ball aus dem verdammten Netz holen.
Genau darum geht es. Es ist auch das, was ich bereits in einem Thread angesprochen habe. Sicherlich kennt jeder Torwart diesen Satz:

"Er hat zwar diesen Fehler in der x-ten Minute begangen, aber danach hat er ihn durch seine großartigen Taten in der y-sten Minute wieder gut gemacht."


Ich mag diesen Satz überhaupt nicht, denn er spiegelt genau die Einstellung wieder, mit der ein Feldspieler auf den Platz gehen darf. Wenn der Stürmer das eine Tor nicht macht, aber in der Schlussphase doch noch zwei Dinger ins Netz haut, dann ist es im Grunde allen egal, was da mit dem vermeintlichen Ausgleich beim 0:1-Rückstand war. Denn am Ende ja alles gut. Aber wir, die wir in diesem Gestell aus Aluminium hocken, wir haben keine zweite Chance. Unsere vermeintliche zweite Chance ist nur eine erneute Probe, die es zu bestehen gilt. Wenn am Ende doch noch ein 0:1-Rückstand durch den blöden Torwartpatzer in der 10. Minute in ein 3:1 umgewandelt werden konnte, dann wird es doch nur mit dem letzten Satz bezüglich des Torwarts so resümiert:
Na da hat dich deine Mannschaft ja wieder rausgehauen.
Und in wie weit, liebster Trainer, soll mir diese Aussage weiterhelfen?
Wenn das Spiel nun verloren geht, dann war das 0:1 eben der Knackpunkt im Spiel - egal, wie oft ich danach noch meine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahre. Das Ergebnis steht und es werden zwar die spektakulären Paraden erwähnt, aber wir sind dann trotzdem mit dem ewigen Begriff "Der tragische Held" gesegnet.
Besser? Nein.

Zitat Zitat von strigletti
Und wie reagieren wir Torleute darauf? Wir nehmen die Rolle der "Ewig-Unverstandenen" willig an, hängen den Einzelkämpfer heraus anstatt über das zu sprechen, was uns innerlich bewegt. Und so beteiligen wir uns daran, den Mythos Torwart am Leben zu erhalten, anstatt in dem ein oder anderen Moment zu zeigen, dass auch wir Torleute Menschen sind.
Selbst, wenn ich über meine Gefühle reden würde - nocheinmal führe ich da von mir oben genannte Szene an -, dann würde ich sowieso wieder auf Unverständnis treffen. Es ist nämlich nicht so, dass ich es nicht probiert hätte.