Zu allererst einmal: Anadur, ich verstehe deine Auffassung.
Ich laufe mich alleine warm - wenn es geht - damit ich mich individuell so warmlaufen kann, wie es der Torwartjob meiner Auffassung nach erfordert. Es steht außer Frage, dass wir einen ganz anderen Job als die Feldspieler haben und während diese ihren Schwerpunkt bei uns immer größtenteils auf die Beine legen, möchte ich mein Aufwärmprogramm mit weniger laufen und mehr gymnastischen Elementen füllen. Das würde keinem Feldspieler in die Tüte kommen - für mich ist das durchaus verständlich. Genau das ist der Grund für mein gezielt individuelles Warmlaufen, wenn es machbar ist. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mich nicht als Teil der Mannschaft sehe, sondern ist allein dem Grund der optimalen Vorbereitung geschuldet.
Nun, das ist dann die Auffassung bei der sich für mich ambitionierter Breitensport (ich nenne es einmal so) und Freizeitbreitensport trennen. Für mich ist es normal, dass ich mich, von dem Moment an, zu dem ich den Plaz verlasse, noch mit dem unmittelbar hinter mir liegenden Spielgeschehen auseinander setze. Das mögen Andere nicht so halten, aber für mich ist das ein sehr wichtiger Prozess, um so schnell wie möglich wieder "barrierefrei" zu werden. Da muss es der Mannschaftsteil dann akzeptieren, dass ein Mannschaftsmitglied, sei es nun der Torwart oder nicht, sich zurückzieht bzw. nicht wie alle anderen quietschverrückt auf den Bänken rumspringt. Das habe ich auch als Mensch zu akzeptieren, nicht nur als Mannschaftsteil.Zitat von Anadur
Das Training alleine ist nun einmal Teil des Jobs. Der Torwart muss speziell erwärmt werden, im Training von Spielformen, im Torschusstraining... überall da stellt er im Ablauf einen Fremdkörper da, aufgrund seiner gesonderten Aufgabe. Du müsstest den Torwartjob abschaffen, um dies zu verhindern. Ich muss während der Spielformen weiter meinen "Job" ausüben, aber das weiß die Mannschaft.Zitat von Anadur
Zum Thema der Aufheiterung: Du kennst sicherlich Situationen, in denen du für eine Aufmunterung dankbar bist und widerum andere, in denen du der betreffenden Situation etwas vor den Latz knallen möchtest. Warum ist das so? Es kommt nun einfach mal auf die Art und Weise an. Es gibt Sprüche von meiner Abwehrspielerin, die mich sofort wieder auf andere GEdanken bringen, weil sie mich einfach daran erinnern, dass sie genauso verrückt ist wie ich - unabhängig von der Position. Sie bringen mich zu einer lauten Rechtfertigung, die uns manchmal beide Schmunzeln lässt & mich daran erinnert, was ich mir vor jedem Spiel ins Gedächtnis rufe. So viel zum Thema passende Aufmunterung.
Muss ich ein Beispiel zu einer unpassenden Aufmunterung geben?
Ich glaube nicht, denn der Thread ist bereits schon propenvoll mit solchen Vorzeigefällen.
Anadur, um ehrlich zu sein? Manchmal habe ich bei diesen von dir beschriebenen Situationen wirklich meine Zweifel, ob es so ist. Wenn der Stürmer am Ende nur ein Tor macht, es aber zum Sieg reicht, dann sind alle Chancen vorher vergessen, dennZitat von Anadur
Wer kennt diesen Satz nicht? Unvermögen ist auf einmal zum Kampfgeist geworden.Zitat von Reporter
Ich spreche keinem meiner Mitspieler die Fähigkeit ab sich zu ärgern. Das ist idiotisch. Allerdings denke ich, dass sie sich in einer anderen Art und Weise, mit einer anderen Verantwortung und in anderen Situationen kritisieren. Wenn eine Flanke ungenau in den Strafraum fliegt oder zu hoch ist, so dass der Stürmer sie nicht mehr entscheidend drücken kann, dann wird niemand genau über die Fußstellung des MFs diskutieren, ganz einfach weil diese Situation nicht von solch einer Tragweite ist, wie ein Gegentor. Deswegen kommt die ewige Frage, ob der Torwart dabei evt. eine Chance gehabt hätte.
Allerdings stimme ich dir in einem zu: Ich bin überzeugt, dass Stürmer auch einen schwierigen Job auf dem Feld haben. Das will ich niemandem absprechen. Wir sagen nicht, dass unser Job schwieriger als der eines jeden Feldspielers ist, sondern, dass er schlicht und ergreifend anders ist. Dafür möchten wir Verständnis haben. Das bekommen wir nicht, weil die Feldspieler eben nicht verstehen und deswegen nicht anerkennen können, dass der Torwart einen anderen Job auf dem Feld macht, also evt. auch mal anders ist.
Dieser Thread ist eine Möglichkeit für Torhüter, sich wieder zufinden in diesen Zeilen. Das ist genau die Philosophie dieses ganzen Forums. Jeder Thread hier, jeder Beitrag, jede Zeile dreht sich um die Andersartigkeit des Torwarts und um sein Verständnis des Spiels. Deswegen ist dies hier ein Torwart-Forum, kein bloßes Fußball-Forum.Zitat von Anadur
Anadur, du deutest meine/unsere Beiträge anscheinend so, dass wir kein Vertrauen zu unserer Mannschaft haben, ein Fremdkörper im Zahnrad sind, so dass es sich nicht mehr richtig drehen kann, ohne dass es den Fremdkörper langsam zermalt. Das ist definitiv nicht so. Ich stehe nicht nur für mich auf dem Platz, sondern auch für meine Mannschaft. Aber du darfst eines nicht vergessen:Zitat von Anadur
Der Torwart ist von Natur aus Egoist. Das erfordert sein Job, so definiert er sich. Ihm ist es nicht genug zu gewinnen, wenn die eigene Leistung nicht gestimmt hat. Es reicht aber widerum auch nicht, der beste auf dem Platz gewesen zu sein und trotzdem verloren zu haben. Wir sind diejenigen, die meistens am härtesten und am häufigsten trainieren. Unser wichtigstes Ziel ist es immer 100 % zu geben und Topleistung abzuliefern - am liebsten immer und überall.
Aber diesen Egoismus darf man auch nicht so negativ sehen, solange der Torwart sich immer noch seiner Mannschaftsrolle bewusst ist. Denn dann hilft seine Leistung auch dem Team und stellt das perfekte harmonische Gefüge dar.
Nocheinmal ein Beispiel, für das du mich sicherlich wieder als Mitleidsheischerin bezeichnen wirst: Einen Stürmer, der zwar nicht abgespielt, aber noch zwei Gegner + Torwart umkurvt und dann mit einem wundervollen Hackentrick eingeschoben hat, stellt man danach nicht unbedingt zur Rede und kritisiert seine Aktion, freut sich über "dieses Jahrhunderttor". In dem Moment ist es meist egal, wie das Tor fällt. Der gute Trainer hingegen nimmt sich den Stürmer zur Seite und weist ihn darauf hin, dass er in dieser Situation die falsche Entscheidung getroffen hat.