Ich finde es hochinteressant, dass wenn Torhüter über mangelndes Verständnis sprechen, man ihnen gleich Selbstmitleid unterstellt. Da klingt ja schon wieder das Bild des "unerschütterlichen Heroen zwischen den Pfosten" mit durch, der nicht klagt sondern sich immer nur furchtlos und tapfer den heranfliegenden Geschossen in den Weg stellt. Da tritt genau dieses Paradoxon zu Tage, daß wir nämlich Teil der Mannschaft sein sollen uns aber nicht wie jeder andere Spieler der Mannschaft verhalten dürfen. Wir Torhüter sind Mannschaftssportler, denn warum sollten wir sonst Torwart einer Mannschaft sein?
Es gibt nur eine Situation für einen Feldspieler, die annähernd vergleichbar mit dem Torwartspiel ist: der alles entscheidende Elfmeter! Da ist er auf sich allein gestellt, jetzt hängt die ganze Last an ihm und wie oft haben wir da schon die unmöglichsten Sachen erlebt. Plötzlich hämmern Spitzentechniker die Bälle in den Himmel oder rutschen einfach beim Schuß weg; der Schütze weiss genau, diesen einen Elfmeter gibt es nur ein einziges Mal in seinem Leben und viele brechen unter dem Druck dieser Verantwortung für die Mannschaft zusammen. Und so wie der Schütze nur eine Chance hat dieses Tor zu erzielen, haben auch wir Torhüter immer nur eine einzige Chance einen Ball zu halten. Nur für uns ist diese Drucksituation permanent da, der Feldspieler erlebt sie nur ganz selten. Dieser Unterschied prägt uns und zum Glück steht nirgendwo geschrieben, dass alle 11 Spieler einer Mannschaft gleich sein müssen.