Ach, ich weiß, was Kenji meint. Bei uns ist das auch oft so. Viele, denen die Religion wichtig ist, können nicht verstehen, dass man sich scheinbar so wenig für etwas, in ihren Augen so wichtiges, interessiert, bzw. dass es einem fast egal ist. Natürlich verstehen das auch viele im Ansatz falsch. Es ist absolut nicht so, dass man als Agnostiker direkt eine Anti-Haltung hat und es einem total egal ist, was passiert und man sich von allem religiösen abgrenzen will, weil man damit nichts zu tun haben will.
Mir gefällt eigentlich der Gedanke des Agnostizismus in Bezug auf meine Denkensweise eigentlich sehr gut. Ich habe oben geschrieben, dass ich zwar nichts von der Kirche halte, aber (eigentlich) schon an Gott glaube. Ist ja auch nicht mehr so, dass man das nicht trennen kann. Trotzdem ist es so, dass ich keinen starken, festen Glauben habe, auf den ich mein Leben aufbauen kann, bzw. es festigen oder stärken kann. Denn irgendwo denke ich dann doch auch rational und sage, dass man nicht beweisen kann, ob es (einen) Gott gibt oder nicht und letztendlich merke ich eigentlich auch nichts davon, wenn es denn einen gibt. Das sind halt schon Aspekte des Agnostizimus.
Auch wenn ich mich mit vielen Aspekten des Agnostizismus identifizieren kann, so würde ich dennoch nicht als Agnostiker bezeichnen. Denn ich glaube dann schon doch "eher" an einen Gott, als dass ich glaube, dass es keinen gibt. Sicher ist es eine Möglichkeit bzw. Erklärung, dass ich in gewissem Maße - allerdings überhaupt nicht streng - religiös erzogen wurde. Irgendwo ist es aber doch so, dass ich mich in bestimmten Situationen, oft sogar unterbewusst, an Gott richte. Auch der Gedanke an ein Leben nach dem Tod, vielleicht ja sogar im Himmel bei Gott, klingt irgendwo zu schön, als das ich das alles als "Blödsinn" bezeichnen würde.
Wenn man das oben von mir geschriebene liest, bekommt man vielleicht den Eindruck, ich weiß selber nicht genau was ich denke und glaube. Und irgendwo stimmt das sicher auch. Es hat für mich aber keinen großen Einfluss. Ich irre nicht durchs Leben, weil ich den richtigen Weg in der Religion für mich nicht gefunden habe und finde. Religion ist für mich eben nur ein sehr kleiner Teil in meinem Leben.