Matthias,
die von mir angesprochene "spanische" Torwartschule sind so ein paar Charakteristika, wie eben das "Wenden".... Hier bevorzugen bestimmte Trainer bestimmte Methoden.
wir in Deutschland, wir finden alles, was nicht Torwartwippe ist, meist für inkorrekt.
Beispiel ist im Training eine Doppelballübung: Erster Ball links flach, zweiter Ball rechts flach, beide neben dem Torwart und nun flott. Der Torwart ist genötigt, am Boden eine rasche und schnell Wendung auszuführen, um nach dem zweiten Ball möglichst rasch zu agieren.
Schaut man sich die Sache an, stellt man rasch fest, daß die Torwartwippe viel Zeit kostet, wenn diese nicht 100%ig beherrscht wird.
Oliver Kahn ist nun das beste Beispiel für eine eigenwillige Lösung, nämlich das Rollen. Dabei fällt er nach links, streckt beide Arme dem Ball entgegen, nimmt aber den Schwung der Hüfte nicht, um den Oberkörper aufzuwippen, sondern läßt die Hüfte nun über die Schultern wegrollen, wobei er sich über den linken Arm und die linke Schulter abrollt. Er hat nun sofort das rechte Bein aufgestellt am Boden und kann sofort starten, in die andere Richtung... Eine Technik, die ich mir damals abgeschaut habe und in den vielen Jahren kaum einen Nachteil daran entdecken konnte. Ausser der viel besungenen Sache, daß man kurz das Spielfeld nicht im Blickfeld hat, was ich in vielen Situationen einfach für Übertrieben halte.
Jetzt guggt man nach Spanien, aber auch Italien.. es wird auch in Brasilien und Mexiko so gern gemacht...
Gleiche Übung. Der Torwart richtet sich nach dem Fall nach links in eine leicht sitzende Haltung auf, schwingt nun die Beine nach vorn und nach links, so daß der Oberkörper als Gegengewicht nach rechts kommt... um zu starten muss er nun nur sich leicht auf den Bauch drehen, die Beine anziehen und sich aufdrücken...
An sich nicht schlecht... Wie die Rolltechnik, die bei einem Rebound in die gleiche Ecke, also rechts flach, zweiter Ball rechts flach danach, das Problem offeriert, daß der Torwart in die falsche Richtung hochkommt und damit bei der Variation völlig Banane ist, ist die von mir sogenannte "spanische Wende" bei einer anderen Rebound Situation, - erster Ball seitlich flach neben den Torwart, zweiter Ball andere Seite und halbhoch - absolut im Nachteil.
Und nun schließt sich der Kreis, denn ich habe lernen müssen, daß es günstig ist, einem Torwart nicht nur eine Lösung angedeihen zu lassen, sondern diesen, wie Hans Leitert immer ausgeführt hat, nicht nur physisch zu fordern, sondern gerade in Bezug auf Finden von Lösungen und Lösungswegen unter Stresssituationen, mit einer Vielzahl von Möglichkeiten auszurüsten. Ein starres System ist da hinderlich, man muss lernen, viele Dinge, wenn diese passen, zu akzeptieren und zuzulassen, anstelle diese abzulehnen und strikt eine andere Form zu fordern, auch wenn diese Nachteile hat.
Dies wird bei den Robound Sitationen deutlich, und mit wenig Aufwand, kann man hier einen Torwart völlig Banane bekommen. Gut, wenn man nun Lösungen hat und drann bleibt. Dr Torwart verlernt ja nichts, nein, er lernt neue Wege zu gehen und andere Lösungen zu akzeptieren, ja sich anzueigenen.
So ist das auch bei der von Marten van Aarts gezeigten Technik.
Ich bin mir sicher, im geht es nicht allein drum, das Durchrutschen des Balles zu verhindern. Ich für meinen Teil glaube, im geht es allein um die Reichweite!
Er läßt seine Torleute mit der Übung oder sagen wir der Form immer die maximale Reichweite ausführen. Der untere Arm erreicht also auch weit entfernte Bälle.... Es ist daher egal wohin der Ball kommt, ob nun Hüfte, Brust, Oberarm oder nur die gestreckte untere Hand: Der Torwart liegt zwischen Ball und Tor, der Ball kann nicht durch und nun muss nur die zweite Hand den Ball sichern...
Logischerweise ist das ein Vorteil, denn der Torwart muss sich in einer Situation nicht "lang" machen, sondern er ist dies schon und das immer. Selbst wenn der Ball mal kürzer kommt, der Torwart geht lang.
Dies befreit den Torwart von der komplexen Aufgabe des Timings und der Distanzachse , denn er muss sich nur lang, daß Toreck abdeckend werfen.
Ich denke just dies ist, was Marten van Aarts mit schneller als der Ball zu sein meint. Der Torwart kann nicht zu kurz oder zu langsam sein. Er reagiert, zack auf volle Länge... alles andere macht er mit der zweiten Hand.
Eine Idee, wenn diese so richtig ist, doch Vorteile zeigt. Ob dann abr wirklich immer und überall von Vorteil, daß kann ich so nicht ersehen, denke aber zu verstehen, was Marten van Aarts damit bezwecken will: Dem Torwart einen Vorteil verschaffen, und Ihn aus der "Denkecke" zu bekommen, sich explizit auf jeden Ball einstellen zu müssen, sondern mit einer Bewegung einen großen Bereich von Bällen abzudecken, deren Sicherung allein dann gemacht wird, wenn man eigentlich das Tor schon verhindert hat...
An sich lobenswert. Doch nun muss man das im Training mal durchspielen, mal schauen, ob es wirklich so toll ist. Und man wird auch Schwächen finden, und muss sich dann überlegen, wie man diese abstellt.
Doch allein dieses unkonventionelle Denken, die sich in dieser recht unkonventionellen Technik äussert zeigt für mich: Ein Mensch, der sich nicht zufrieden gibt, sondern andere, neue Lösungen sucht.. diese vermittelt und damit zur Diskussion stellt.
Nun müßte Marcel nur mal auflösen...