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Thema: torwart.de Torwarttrainertag beim VfB Stuttgart

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  1. #1
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Standard torwart.de Torwarttrainertag beim VfB Stuttgart

    Wieder einmal hatte Torwart.de die Torwarttrainer zu einer besonderen Art des Erfahrungsaustausches und Weiterbildungsmöglichkeit eingeladen.

    Diesmal mit dem Einblick in das Training des professionellen Torwarttrainings der ersten deutschen Bundesliga, gastgebender Verein war der VfB Stuttgart dessen großartige Anlage beste Möglichkeiten für diese Art Demonstrationstraining bot.

    Als Thema hatte sich Marcel Schäfer von Torwart.de zusammen mit Ebbo Trautner vom VfB Stuttgart den Bereich Flugbälle, insbesondere Flanken und Eckbälle herausgesucht. Zusammen hatten diese 14 Trainingspunkte aufgestellt und in einer begleitenden Teilnehmerbroschüre beschrieben.
    Ebbo Trautner fand nach der kurzen Begrüßung auch sofort die richtigen Worte, indem er den Aufbau der Broschüre treffend beschreib, weil diese 14 Punkte insgesamt wohl so nie im Training gemacht würden, sondern die einzelnen Punkte allein, oder vielleicht zu dritt oder viert kombiniert als Trainingseinheit durchgeführt wurden.

    So half der Co-Torwarttrainer Thomas Walter immer wieder Ebbo Trautner, indem er die Trainingseinheiten der Broschüre vorgab. Er gab so Ebbo Trautner die Möglichkeit, sich voll und ganz auf die Arbeit mit den beiden Torhütern, Alexander Stolz und Timo Hammel konzentrieren. Er fand aber so auch Raum genug, die Übung zu erklären und auch auf Fragen der Teilnehmer einzugehen, was nicht oft vorkam. Wenn Fragen kamen, waren diese eher knackig, stellten sogar oft Grundlage für kleine Diskussionen am Spielfeldrand.
    So war der von Marcel Schäfer beabsichtige Erfahrungsaustausch nicht nur vom Personal des VfB an die Trainer gegeben, sondern auch unter den Trainern untereinander, was die Stimmung sehr positiv beeinflusste.
    Begonnen wurde mit Aufwärmübungen zum Thema Koordination und Laufen.

    Denn Laut Ebbo Trautner wird eine Flanke in einer aktiven Laufbewegung auf den Ball zu erobert, und nicht aus dem Stand heraus gesichert. Daher legte Ebbo Trautner essentiell Wert darauf, daß die Torleute viel laufen müssen und dazu animiert werden.
    Es folgte eine kurze Abhandlung einer bekannten Einheit, wobei die Torleute aus dem Sitzen in einer Sit-Up Bewegung zum Ball agieren müssen, nur wurde anstelle Fangen das Fausten in den Vordergrund gestellt.

    Nach den Koordinationsübungen mit leiterartigen Stangen am Spielfeldrand und den Sit-Up Übungen ging die Gruppe der Teilnehmer zusammen mit den kompetenten Leuten des VfB zum Kopfballpendel.

    Ebbo Trautner stellte klar, daß er zu Flanken und Flugbällen er die Arbeit am Pendel als essentiell ansieht, um eine stabile und sichere Grundlage der Technik zu erarbeiten.

    Er legte daher hier auch einen deutlichen Schwerpunkt, wobei er Methoden der Fangausbildung zeigte, und dann diese in Bewegung demonstrierte. Er stellte Variationen vor, wo ein Torwartkollege als Gegenspieler fungierte, um den Torwart an Körperkontakt zu gewöhnen, aber auch die Bewegung um und am Gegenspieler vorbei zu schulen.

    Nahtlos ging er nun zu Übungen des Faustens über, wobei er auch den grundlegenden Unterschied zum Fangen erklärte, da hier Schulter und Hände sich unter dem Ball befinden müssen, anstelle wie beim Flanken die Hände über Kopf und Schultern sich befinden müssen.
    Er stellte den Bewegungsablauf dar, erklärte aber auch immer und immer wieder, wie wichtig es sei, den Ablauf aus einer Laufbewegung auszuführen und diese Laufbewegung von Rückwärts, Seitwärts und Vorwärts durchführen zu lassen, um Spielnahe Atmosphäre zu schaffen. Auch hier wurde dann wieder mit Gegenspieler Kontakt gearbeitet, was auch den Torwarttrainer selbst zu Boden schickte, indem er zu spüren bekam, wieviel Wucht einer seiner Schützlinge in die Bewegung legte. Er stellt aber durchaus fest, daß dies so erwünscht und wichtig sei und er sich keinesfalls für so etwas zu schade sei.
    Dies unterstrich er immer wieder mit Geschichten aus der Spielpraxis und wurde dabei nicht müde zu erwähnen, welche interessanten Momente er in der Zusammenarbeit mit Jens Lehmann bei diesem Thema erhalten habe. Ebbo Trautner stellte dabei klar heraus, daß die Erfahrung von Jens Lehmann durchaus Ihm auch Eindrücke und neue Blickwinkel für das Training gegeben hätten.
    Diese flossen so auch in das Demo-Training ein und Ebbo Trautner zeigte durchaus, welche Unterschiede er durch Jens erfahren hatte, im Gegensatz zu seiner Trainingsmethodik zuvor.
    Nach einer kurzen Variation am Pendel, zu Flanken, Nachschuss und Spieleröffnung ging es zurück auf den Rasen, um hier nun Spielformen und Reaktionsübungen zum Thema zu demonstrieren.

    Hier fand dann eine Übung mit zugeworfenen oder zugespielten Bällen statt, um auch hier das aktive Bewegen auf den Ball zu, welches im Laufen stattfinden muss, wieder hervorzuheben.
    Jetzt kamen fiktive Gegenspieler in Form von Kunststoff-Spieler-Attrappen hinzu, um einfach den Laufweg zu behindern, oder mögliche Anspielstationen zu simulieren.
    Nahtlos ging es zu Doppelballübungen mit kurzen Schüssen und nachfolgenden Flanken über, die dann in der Variation zur Verteidigung des in England zu bekannten "Second Goal" überleiteten.

    Diese Übungen, die auch durch Jens Lehmann beeinflusst wurden, nahmen viel Raum ein, wobei Variationen mit Rückprallwänden und Spieler-Attrappen erfolgten, einfach um auch hier immer und immer wieder neue Anreizmomente für den Torwart zu bieten. Dies war laut Ebbo Trautner sehr wichtig.

    Am Ende dann eine Rebound Übung mit besonderen Rückprallkästen aus Holz, wobei hier der Torwart in Reaktionsspitzen belastet wurde, die jenseits anderer Rückprall-Funktionsmethoden, wie dem Trampolin oder Rückprallgitter lagen.

    Abschluss war dann Übungen wieder mit Gegenspieler und geschlagenen Bällen in den Strafraum, wobei hier Spielnähe im Vordergrund stand.



    Beeindruckt von rund 2 einhalb Stunden Input gingen nun die Teilnehmer in das VfB Vereinsheim, um sich mit einem Schluck Apfelschorle und ein paar Brezeln zu stärken.

    Nachdem schon viele Teilnehmer abgereist waren, fand dann eine höchst interessante Diskussion, zumeist zwischen den Jugendtorwarttrainern des TSG 1899 Hoffenheim und den Kollegen des VfB Stuttgart statt. Hierbei wurden viele Punkte des Torwartspiels betrachtet und beleuchtet, einiges war den Teilnehmern schon vom Torwartrainertag mit Hans Leitert bekannt, anders hingegen neu.

    Diese Einheit nahm dann auch wieder fast 2 Stunden ein, und gehörte im kleinen Kreis sicherlich zu den interessantesten Dingen des Tages, insbesondere weil hier Ebbo Trautner förmlich aus dem Nähkästchen plauderte, aber auch seine persönlichen Ansichten darlegte, was einen tiefen Einblick in seinen Stil des Torwarttrainings ermöglichte.

    Damit schloss der Tag dann ab und sicher waren sich alle Teilnehmer: Davon bitte mehr.
    Geändert von Steffen (14.11.2009 um 20:01 Uhr)
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  2. #2
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    Danke für diesen überaus detailierten Bericht über diesen Torwarttrainertag,Steffen
    Was im Leben fehlt,ist die Hintergrundmusik.

  3. #3
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Eine Sache muss ich aber erwähnen:
    Es gibt ja dieses unsägliche Dogma, daß sich der Torwart nicht auf das Tor zudrehen soll, insbesondere nachdem er eine Flanke abgefangen hat.
    Ebbo Trautner sieht das anders, und meint, daß wenn man eine Flanke abgefangen hat und man so richtig an den Gegenspieler heran musste, dies sogar günstig sein kann, weil man so mit seinem Körper den Ball vom Gegenspieler abschirmt.
    Er sähe dieses Dogma an der Stelle weder für angebracht, noch für unbedingt nötig, denn wenn ein Torwart in der Bundesliga den Ball hat, sollte er in der Lage sein, diesen festzuhalten und auch so stabil zu sein, das er nicht ins Tor fällt oder sich ins Tor schubsen läßt.
    Er meinte, daß jeder Trainer im Zweikampf bei einem Feldspieler erwarten würde, daß er den Ball mit dem Körper abschrimt und dann beim Torwart man es verbieten wolle. Er würde den Grund gar nicht verstehen, warum man dies so vehement verbieten würde.
    Denn würde man den Ball vor sich halten oder über sich, wäre so gegeben, daß der vor einem stehende Gegenspieler vielleicht den Ball dem Torhüter aus den Händen streift, oder der Torhüter bei der Landung einfädelt und so den Ball verliert... Dreht sich der Torwart aber nun weg, würde dies verhindert, und selbst wenn er mit dem Gesicht zum Tor stünde, Ebbo Trautner fand dies in vielen Situationen sicherer.

    Wieder wird ein vermeintliches Dogma aufgebrochen und relativiert. Wieder steht eine individuelle Meinung im Raum, und man selbst muss entscheiden, welches Lager man nun betritt oder zuläßt.
    Übrigens fanden auch die beiden Kollegen aus Hoffenheim es durchaus für legitim, dies zu tun
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  4. #4
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Danke für den Bericht, Steffen. Das hörte sich wieder einmal hochinteressant an und ich kann mir vorstellen, wie ihr zwei dort regelrecht aufgeblüht seid!

    Eine Frage habe ich dann doch: dieses Pendel.
    Eine interessante Sache, die ich so noch nie in Verbindung mit Torwarttraining gesehen habe. Wie darf man sich das vorstellen? Das Pendel wird zum Schwingen gebracht und der Torwart versucht den Ball runter zu fischen? Die Pendelbewegung ist ja mit seinem nach unten gerichteten Halbkreis genau gegensätzlich zur Bewegung des Balles im Spiel, deswegen die Frage.
    Geändert von Believer (14.11.2009 um 21:08 Uhr)
    "Bangerang"

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  5. #5
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    Mit Pendel ist wohl nicht wirklich das Pendeln des Balles gemeint.
    Der Ball wird auf eine Höhe gebracht und hängt dort und der Torwart holt ihn runter.
    Der Pfosten ist der beste Freund des Torwarts, auf den er sich nicht immer verlassen kann!
    Der Torwart geht mit dem Kopf dahin wo die Feldspieler ihren Fuß wegziehen!

  6. #6
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Zitat Zitat von Believer Beitrag anzeigen
    Eine Frage habe ich dann doch: dieses Pendel.
    Eine interessante Sache, die ich so noch nie in Verbindung mit Torwarttraining gesehen habe. Wie darf man sich das vorstellen? Das Pendel wird zum Schwingen gebracht und der Torwart versucht den Ball runter zu fischen? Die Pendelbewegung ist ja mit seinem nach unten gerichteten Halbkreis genau gegensätzlich zur Bewegung des Balles im Spiel, deswegen die Frage.
    Believer, der Halbkreis ist zu vernachlässigen, denn der Ball macht eine Bewegung auf den Torwart zu, so daß er Timing braucht, in den Raum einzuspringen.... und den Ball leicht vor oder direkt im tiefsten Durchgang des Pendelns zu ergreifen.
    Dies funktioniert sehr gut und ich habe es ebenso oft in meiner Zeit beim SV 07 Kriftel gemacht.
    Denn so präzise wie das Pendel schwingt, so präzise kann kein Torwarttrainer werfen... also ist das optimal, um sich eben das Timing zu holen....
    Ich werde dazu ein Video hochladen, dann kannste guggen.
    Wie gesagt, die Kreisbahn ist vernachlässigbar.
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  7. #7
    Welttorhüter
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    Zitat Zitat von Steffen Beitrag anzeigen
    Ich werde dazu ein Video hochladen, dann kannste guggen.
    Danke.
    "Bangerang"

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  8. #8
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    freue mich schon auf das Video von dir Steffen.

    Der Bericht ist, soweit ich ihn bis jetzt gelesen habe, einfach nur hamma.

    Großes Lob von mir.
    Mein Problem die Größe! Ich kämpfe trotzdem weiter!

    Bisherige Vereine:
    Eintracht Frankfurt 2001-2006
    Fsv Frankfurt 2006-2009
    Germania Enkheim 2009-??

    Ich fing oben an und falle immer tiefer.
    Aber ich sage nur eins
    Weiter immer weiter

  9. #9
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Vielleicht aus dem Kopf ein paar Dinge, die noch so interessant waren.

    Als, zum Fausten erklärte Ebbo Trautner, daß man hier nicht aufsteigen sollte, sondern man sich sogar oft klein machen müßte, um den Ball von unten zu treffen. Dazu müsse die Schulter tiefer als der Ball sein, damit die Hand aus der Schulter in einer geraden Fauststoßbewegung am Ohr vorbei geführt werden könne, und so der Ball nach schräg oben weggeschlagen werden könne.
    Auch erklärte er, daß er das Fangen bevorzugen würde und Fausten daher meist angewand würde, wenn der Torwart den Raum nicht rechtzeitig einnehmen kann, nicht genug Fahrt aufnehmen kann, oder es, wie der Trainer Babbel schön ausdrücken würde:
    Es zum A.schlecken eng gewesen ist
    Ebbo Trautner meinte, daß Fausten mit beiden Händen so gut wie nie vorkäme, aber es dennoch eine Grundtechnik wäre und daher geübt werden müsse.
    Er würde beim Einhändigen Fausten schon auf das richtige Sprungbein achten, im Spiel aber wäre Ihm dies egal, weil man hier oft situationsbedingt agieren müßte und er daher den Torwart nicht einschränkt, sondern hier einfach Ihm die Freiheit lassen würde.
    Das Argument mit dem Schutzbein wischte er weg und meinte, daß ein Torwart genug Stabilität und auch Wucht mitbringen müßte, um in einem Zweikampf klar zu bestehen.

    Bei den Fangübungen mahnte Ebbo Trautner immer wieder an, daß man hier keine Sidesteps machen sollte, sondern es wichtig sei, ins Laufen zu kommen. Er habe dies essentiell bei Jens Lehmann gemerkt, der dies durch die Erfahrungen in England perfektioniert habe. Er mahnte daher oft an, nicht zuviel Wert auf das Schwung oder Schutzbein zu legen, sondern auf den korrekten Absprung zu achten, und letztendlich würde das nachfolgende Anziehen des Schwungbeins, welches zwingend erst nach dem Absprung erfolgen darf, nur in dieser Perfektion den Torwart wirklich ein Stück höher bringen. Der anlauf aber, der ein zusätzliches Moment erzeugen würde, dies wäre wirklich wichtig und darauf zu achten. Viele Torleue würden zwar in den Raum laufen, doch dann mit einem Stemmschritt alle Laufenergie zu nichte machen, weil diese zum Stillstand kommen, anstelle abzuspringen und so den Ball entgegen zu springen.
    Man darf sich daher die Sache so vorstellen, daß der Torwart in einem Bogen springt, wobei der Körper aufrecht bleibt. Der Torwart springt aus dem Laufen vorwärts, oder aus dem Laufen seitlich ab, ja sogar aus dem Rückwärts/leicht seitlich laufen.
    Er springt also in einer Flugkurve mit aufrechtem Körper dem Ball entgegen. Den Punkt, wo er aus dem Stand den Ball erreichen würde, diesen Überspringt er.
    Dies hat man gut bei den Ballpendelaktionen gesehen, wo die Torleuten ein unter dem Pendel markierten Bereich überspringen mussten.
    Dies sieht man dann im Video gut, weil der torwart vor dem Bereich abspringt, den Ball also anspringt, ergreift und dann jenseits des markierten Feldes landet...
    Dies bedingt ein gutes Rhythmusgefühl, Timing und natürlich Erfahrung. Daher wäre hier das Pendel optimal, weil die Schwungkurve gleich bliebe und der Torwart so optimal lernen könnte.
    Bei den Sachen zum schnellen Pass zwischen Kurzem Pfosten und 5er Eck vorbei, also der sogenannten "Second Goal" Verteidung, die schnelle Pässe von der Grundlinie in die Gefährliche Zone zwischen 5er, in den 5er oder an den 11 Meter Punkt beträfe meinte er dann, daß hier die Entscheidung, wann und wie der Torwart zum Ball ginge, allein seine Entscheidung wäre.
    Bewußt sollte man aber hier im Training diese Situationen üben, allein auch um den Weg vom kurzen Pfosten in den Raum zu schulen, wenn man den Ball anstelle knackig flach herinzubringen, locker chippen oder werfen würde.
    Mit Gegenspielern könnte man dies dann verstärken, so daß hier der Torwart, wenn er entschließt, nicht sofort zum Ball zu agieren, dann entscheiden müsse, ob er den Druck durch draufschieben auf den Stürmer verstärkt, oder ob er lieber die "Linie entlang" agiert, um ggf. eine rechts-links Option zur direkten Torverteidigung zu erlangen.
    Er brach damit auch, daß Trainer Sprüche klopfen sollten, wie das typische
    Alles im 5er ist Torwart
    Dies, so Ebbo Trautner sein nicht richtig, denn der Torwart würde Entscheiden, wobei er je nach Situation und meist Erfahrung, ja Gefühl agieren müsse... und Ebbo meinte, oft sei auch eine Menge Glück dabei, hier die richtige Entscheidung zu treffen.
    Auch die Sache mit dem Schutzbein nahm Trainer Trautner ein wenig auseinander, denn in vielen Situationen sei dies sogar hinderlich, gerade wenn man sehr eng gegen den Rücken eines Gegenspielers gehen würde. Das Anspringen und das Knie in den Rücken schmettern , würde nicht immer den Gegner weit genug verdrängen, um sicher in Ballbesitz zu gelangen. Hier wäre es oft besser, eng am Rücken oder an der Seite des Gegners aufzusteigen, um hier den Ball zu sichern.
    Bei Eckbällen wies dann Ebbo Trautner auf eine Eigenart von Jens Lehmann hin, die so gar nicht bewußt wahrgenommen wird.

    Es ist das Heben der Arme. Jens Lehmann begründete dies, daß so seine Arme nicht ins Trikot einfädeln oder sich in den Armen des Gegners verfangen könnten. Dies ist nachvollziehbar und durchaus schlüssig. Es wurde daher auch von Alexander Stolz zusammen mit Ebbo Trautner vorgeführt und zeigte deutlich die Vorteile in solchen Situationen, aber auch, wie ein Torwart seine Arme so benutzen kann, um sich damit Raum zu schaffen, um am und um den Gegenspieler herum zu kommen. Denn so konnte Alexander Stolz rasch seinen Arm und seine Schulter am Gegenspieler mit einer schnellen Bewegung vorbei führen, so den Gegner ein wenig abdrängen, den Raum einnehmen und sich so hinter oder vor dem Gegner in einer gleitenden Bewegung vorbei schieben.
    Sehr wichtig war auch die Aussage, daß der Torwart nur dann ruft, wenn er die Sicherheit auch hat. Wichtig wäre, dass dann die Abwehrspieler reagieren müßten... diese müßten dann alles tun, um den Raum abzuschirmen, damit der Torwart auch freie Bahn habe.
    Wenn es aber eng wäre, ist es durchaus legitim, daß der Torwart nicht ruft, weil es einfach dazu auch führt, daß die Verteidiger nicht zum Ball gehen, und daher in einer Drucksituation, oder wenn es sehr eng ist, der Stürmer dann ggf. doch vor dem Torwart zum Ball kommt, und daher das Tor macht.
    Hier müsse also der Torwart zusammen mit der Hintermannschaft agieren, und im Getümmel daher entsprechend agieren, so daß hier dann auch ein Ruf ausbleiben dürfe.
    Zumal die Entscheidung, ob der Torwart wirklich zum Ball geht oder nur eine andere Position einnimmt, allein beim Torwart liegt. Insbesondere weil nur er dies für sich in der Situation entscheidet. Dies könnte man nach dem Spiel zwar aufarbeiten, einfach um das Lernen und das Finden von Entscheidungen zu fördern, aber im Spiel sei dies ausschließlich dem Torhüter überlassen.
    Bei den Eckbällen wurde angesprochen, wo den der Torwart zu stehen hätte und wieviele Leute wo zu postieren seinen.
    Auch hier machte Ebbo Trautner klar, daß dies vom Torwart abhinge. So würde Jens Lehmann gern vier freie Leute stellen, wovon Ihm dann die Mannschaft meist zwei wieder abnehmen würde.
    Laut Ebbo würde man gezielt eigentlich nur zwei Leute direkt stellen, einen am kurzen Pfosten und einen Spieler auf der 5er Linie auf der Höhe des kurzen Pfosten zur Raumdeckung. So würden effektiv Bälle in den 5er verhindert, aber auch in den gefährlichen Bereich zwischen 11 Meter und 5 Meter Raum. Bälle gegen die Laufrichtung des Torhüters würden so auch unterbunden, denn der sich am Besten mittig platzierende Torwart würde bei langen Bällen sich in die andere Richtung orientieren, daher der Mann am kurzen Pfosten... und eben dann auch der zusätzliche Mann in der Ecke.
    Ein Mann am langen Pfosten sei dann wieder eine Sache, wie der Torwart es gern hat und wie er Erfahrungen hat. Hier gäbe es Klärungsbedarf zwischen Torhütern und Trainer, einfach um Kompromisse zu entwicklen.
    Er riet auch von der Raumdeckung ab, weil ggf. neben dem Torhüter zwei Mitspieler und ein Gegenspieler zu Ball agieren würden, was hier zu ggf. Kollosionen und unberechenbaren Bällen im Luftkampf führen würde, so daß er hier sich für eine direkte und gezielte Manndeckung aussprach und nur einige freie Leute gezielt bestimmte Räume decken würden.
    Später kam man dann auch auf den Hopser, wie er hier diskutiert wurde kam man zu sprechen, und wie Hans Leitert meinte auch Ebbo Trautner, daß man dies zu einem gewissen Maß tolerieren kann, wenn im Moent der aktion der Torwart offen stünde und bereit für jede Aktion wäre. Zudem diese Auftaktbewegung auch nötig wäre.
    Er begründete dies damit, daß der Torwart so nach der Schussabgabe den Raum bis zum Erkennen der Ballrichtig überbrückt, sich in eine Körperspannung bringt, woraus er dann möglichst schnell und gut zum Ball agieren kann.
    Eine zu große und zu weite Auftaktbewegung lehnte der Torwarttrainer des VfB Stuttgart ebenso ab, wie Hans Leitert im Frühsommer.
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  10. #10
    Welttorhüter
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    Ein Klasse Bericht Steffen

    Sehr interessant sind auch die Videos auf Youtube, allerdings sind ein paar Clips kaputt und flimmern komisch...Denke aber, das wird noch korrigiert.
    Freue mich auf jeden Fall sehr drauf

  11. #11
    Welttorhüter
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    Die Videos sind wirklich gut, Steffen. Danke auch für die visuelle Berichterstattung.
    Ich muss mich, obwohl dieser Eindruck sicherlich auf den Videos nochmal verharmlost wird, strigletti anschließen: Ich habe auch nicht schlecht gestaunt, wie Timo Hammel und Alex Stolz über die Koordinationsstangen fliegen. Halleluja...
    "Bangerang"

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  12. #12
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    Zitat Zitat von Believer Beitrag anzeigen
    Ich muss mich, obwohl dieser Eindruck sicherlich auf den Videos nochmal verharmlost wird, strigletti anschließen: Ich habe auch nicht schlecht gestaunt, wie Timo Hammel und Alex Stolz über die Koordinationsstangen fliegen. Halleluja...
    Steffen und ich, wir standen beide mit grossen, staunenden Augen daneben...

    @Steffen, riesig, dass die Videos von dir so gut geworden sind.
    Stell dir vor, du gehst in dich - und keiner ist da

    Wer glaubt es reicht, wenn man bis zum Umfallen kämpft irrt sich...kämpfe darum Aufzustehen!!!

  13. #13
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Zitat Zitat von strigletti Beitrag anzeigen
    @Steffen, riesig, dass die Videos von dir so gut geworden sind.
    Zieh mal ab, daß U-Tube eine Menge an Qualität klaut, also die Auflösung runter schraubt, die Bildrate runterdreht... Ich habe zum Teil 170 MB hochgeladen, U-Tube macht runde 10 daraus...
    damit weißte, was man im Original sieht, und das ist oft beeindruckend.

    Strigletti, was mir augefallen ist... die Torleute sind nicht schräg nach vorn zum Ball gefallen, sondern vollkommen seitlich.
    Lobte man hier nicht Sven Ullreich? Und dann 2 Torleute direkt dahinter, die das mal ganz und gar nicht gemacht haben?
    Komisch....
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