Ich bin von Geburt schon immer etwas paranoid und vertraue nicht darauf, wenn mir Menschen sagen: "Gute Leistung, J.B., weiter so." Na ja, ihr kennt diese Standart-Floskeln. Eigentlich müsste ich darauf ja stolz sein, bin ich auch, aber oftmals denke ich mir: "War das wirklich das Maximum?".
Denn wenn meine Leistung wirklich das Maximum war, andere Torhüter in meiner Liga aber noch einen Schlag besser sind, dann macht man sich natürlich Gedanken. Gerade ich, der in dieser Saison erstmals in einer sehr hohen Liga spielt und den wirklichen Druck spürt, sprich Trainer, Betreuer, Fans, Mitspieler, Beobachter, Presse und Finanz, habe damit sehr viel zu kämpfen.
Menschen, die mich nicht kennen, sprechen mich plötzlich mit meinem Namen an und bauen ein Gespräch auf. Früher hieß es immer: "Hey, bist du nicht dieser wahnsinnige Torwart von Verein xyz?" Heute heißt es: "Jannik, wie geht es dir? Erzähle mal, wie es dir bei TuRa ergeht." Ich fühle mich dann manchmal so hilflos, da ich meinen Gegenüber nicht mit seinem Namen ansprechen kann und nicht weiß, wie ich mit dieser Person umgehen soll. Dieses Gefühl ist mir einfach fremd. Es geht aber auch negativer: "Du, warum hast du am Wochenende wieder nicht gespielt?" oder "Lol, ich habe gehört, du bist jetzt nur noch dritter Torwart? Musst dann ja schlecht sein." Natürlich habe ich wieder nicht gespielt, bin aber auch kein dritter Torwart und schlecht sowieso nicht. Ich weiß das, ist ja nichts Neues. Trotzdem lässt es mich nachdenklich werden, es tut sogar weh. Ich höre solche Sprüche öfter und man läuft Gefahr, irgendwann auch diese Dinge zu glauben. Wenn ich dann mal spielen darf, schießen einem diese Gedanken in den Kopf, der Druck erhöht sich.
Profis geht es sicherlich nicht anders, dort ist es noch um einiges extremer. Hunderte Kameras im Stadion, Foren im Internet, der vereinsinterne und mediale Druck - wer sich da einen Fehler erlaubt, kann sich so ziemlich sicher sein, dass er gnadenlos zerissen wird. Wundert mich nicht, wenn einige Spieler ernsthafte psychische Probleme bekommen.
In den Amateurligen ist es ähnlich, dort fehlen nur noch die Kameras. Selbst dort hat sich aber schon einiges getan. In einigen Verbänden werden Spiele aufgezeichnet und als Zusammenfassung im Internet oder Regionalfernsehen veröffentlicht. Der Amateurfußball unterscheidet sich bald nicht mehr groß von den Vereinen der Profis. Nur das Ausmaß ist noch stark unterschiedlich.
Nochmal zu meiner Situation:
Es gibt Tage, da möchte ich die Handschuhe an den Nagel hängen, weil ich nicht weiß, wie ich in der nächste Woche, dem nächsten Monat oder Jahr darstehen werde. Werde ich nächste Saison Stammtorhüter oder bin ich nur eine Übergangslösung für die Bank? Kann ich dann, wenn ich mich behaupten konnte, meiner Mannschaft zum Erfolg verhelfen?
Ich denke, Druck ist auch (immer) mit Zukunftsängsten verbunden. Jeder geht damit anders um, der andere besser, wieder andere schlechter. Ich wäre nicht ehrlich, wenn ich leugnen würde, dass auch manchmal ich Ängste habe. Da stehe ich auch sicherlich nicht alleine.