Hm, wenn ich's nicht besser wüsste, würd ich anhand dieses Threads vermuten hier herrscht dicke Luft...

Ich muß nach dem kompletten, mehrmaligen Lesen des Threads sagen, daß in beide Meinungen ihre Berechtigung haben. Dennoch müssen wir vielleicht einfach mal zwischen Theorie und Praxis unterscheiden und zudem die Erfahrungswerte und Ausbildung der einzelnen Torhüter mit einbeziehen.

Also, in der Theorie sollte klar sein, daß eine aktive Bewegung zum Ball von Vorteil ist. Zusammenfassend einige der Gründe Pro-Aktive Bewegung:
- Verkürzte Distanz zum Ball
- Höhere Chance einen sonst schwer erreichbaren Ball zu sichern
- kein zeitlicher Verlust (keine geringere Reaktionszeit)

In der Praxis ist uns aber allen klar, daß wir nicht bei jedem Ball aktiv nach vorne agieren können. Also müssen wir für die Diskussion eine Grundlage finden, wann die aktive Bewegung zum Ball zum tragen kommen soll.

Meines Erachtens kann diese Technik immer angewendet werden bei:
- Distanzschüssen
- Flanken
- Steilpässen
- 1gg1 Situationen

Vorraussetzungen hierfür sind aber:
- Freie Sicht auf Ball und Schützen
- Keine Behinderungen durch Gegen- und Mitspieler
- der Ball wird nicht abgefälscht / verspringt nicht

Nun, ist es entscheidend für die Situation in einem Spiel, ob ich dem Ball aktiv entgegen gehen kann, oder aber nicht. Das Ziel sollte es aber sicher sein, dem Ball (wenn möglich!) immer aktiv entgegen zu gehen. Dennoch kommt es im Spiel natürlich immer zu Situationen in welchen ich zur Seite agieren, oder gar mit einer Rückwärtsbewegung reagieren muß. Letzeres ist war nicht erwünscht, lässt sich aber auch nicht immer verhindern. Ein schönen Beispiel hierfür ist eine Parade von Dave Seaman (die iwo bei YouTube zu finden ist). Nach einer Flanke kann er sich vor dem Kopfball nicht mehr schnell genug drehen und angelt den Ball in einer Rückwärtsbewegung von der Linie. Nach der Theorie nicht sauber, aber dennoch gehalten. Hinterher fragt keiner mehr nach dem "wie".

So, nachdem wir Theorie und Praxis getrennt haben kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Von der aktiven Bewegung nach vorn hat vor 10-20 Jahren keiner gesprochen. Das betrifft die älteren unserer Zunft besonders, die keinen Torwarttrainer haben (oder aber einen, der TW-spielerisch in den 90ern geblieben ist). Von daher ist es für diese Torhüter natürlich eine Umstellung und ohne die entsprechende Praxis schwerer die aktive Bewegung zum Ball durchzuführen. Hinzu kommt die Frage "Warum umstellen, wenn es doch auch so klappt?". Man muß es halt Ausprobieren und vor allem von einer fähigen Person auch vor Ort vernünftig erklärt bekommen und sich das Ganze veranschaulichen um die Vorteile zu entdecken. Und selbst dann ist es nicht leicht sich umzustellen.

Ich habe wie bereits erwähnt auch erst auf den Camps Bekanntschaft mit der aktiven Bewegung zum Ball gemacht. Mir sind die Vorteile klar, dennoch komme ich kaum dazu es anzuwenden. Warum? Ganz einfach: Ich bin es nicht gewohnt und ich habe keinen Torwarttrainer der darauf achtet. Mein Trainer mault ständig wenn ich selbst auf meine Technik achte und meint ich würde durch den ganzen "Quatsch" schlechter halten als vorher. So wird es für uns ältere Semester nicht einfacher.

So... ich hoffe man kann das Ganze noch einigermaßen lesen und vor allem verstehen was ich sagen will. Ist halt blöd, wenn man auf der Arbeit hockt und ständig aus dem Schreibefluss gerissen wird...
Mir ist wichtig dass ihr bei der Diskussionen halt die verschiedenen Faktoren betrachtet. Ein "richtig" und ein "falsch" gibt es bei uns Torhütern solange nicht, wie wir unsere Kästen sauber halten. Es gibt aber sicher eine "geschickter" und "ungeschickter". Letztlich ist es das, was wir hier mitnehmen und selbst austesten können.