Zitat Zitat von La_Chat Beitrag anzeigen
Nun, das ist immer der Idealfall. Natürlich sollten die Trainingsübungen hauptsächlich Simulationen von Spielsituationen sein. Aber dennoch gibt es auch Übungen und Trainingsformen, die das nicht gewährleisten können. Hinzu kommen verschiedene Philosophien und Ausbildungsstände der Trainer.

Es ist halt eine Form des klassischen Torschußtrainings: Der komplette Kader legt sich je einen Ball auf die 16er Linie und dann wird der Reihe nach draufgebolzt. Die Steigerung: Für jeden verschossenen Ball machen alle Spieler einen Sprint bis zur Torauslinie und bei jedem Treffer ist der Torwart in die andere Richtung dran. Klingt stupide und dumm. Aber es fördert auch Schußkraft und Schußgenauigkeit bei ruhenden Bällen.
Eine andere Form klassisches Torschußtraining: Der Angreifer dribbelt mit dem Ball von der Mittellinie ein paar Meter in Richtung Tor, spielt dann einen am 16er stehen Zuspieler an - welcher ihm den Ball Mustergültig auflegt - und drischt drauf. Klingt auch nicht logischer? Hat sich aber auch bewährt. Es tainiert die Fähigkeit einen sich bewegenden Ball technisch sauber und zielsicher zu Verarbeiten.
Nun, was fällt uns auf? Richtig! Für Torhüter sind diese Übungen Müll... Denn so frei wie in diesen Übungen kommen Feldspieler im Spiel nur selten zum Zug. Aber das ist ja auch nicht der Sinn solcher Übungen! Torschußtraining ist grundsätzlich eine Übung für die Feldspieler! Für uns Torleute ist sie eher lästig bis kontraproduktiv. Vor allem mit steigender Leistungsklasse. Denn sind wir doch mal ehrlich. Ein guter Angreifer haut und zentral von der 16er Linie min. 9 von 10 Bällen in's Dreieck und alles was uns bleibt ist Frust.
Genau diesen Fall meinte ich, top! Wenigstens einer scheint mein Anliegen zu verstehen und den nicht unerheblichen Frustfaktor dieser speziellen Torschussübung.

Zitat Zitat von Schnapper82 Beitrag anzeigen
Heisst das, dass du dich dann zu meist für eine Ecke entscheidest und dich dann auf dein Glück verlässt?
Ich verstehe nicht so ganz, was du meinst. Also bei einigen Situationen kann man ja schon sehen, wo der Schütze den Ball hinhämmert. Wenn man diese Situation dann "liest" und sich somit darauf einstellt, dann ist das für mich kein spekulieren, sondern vielmehr Erfahrung oder auch Spielanalyse...
Nein, mit antizipieren meine ich folgende Begrifflichkeit (Erklärung, schändlicherweise, übernommen von wikipedia):

"Antizipation (lat. anticipatio: Vorwegnahme) bezeichnet in der Sportwissenschaft die mentale Vorwegnahme eines künftigen Bewegungsablaufes."

Demzufolge meine ich nicht das bloße Spekulieren nach dem Motto: "Ah, ich entscheide mich mal für die linke Ecke", sondern viel mehr das Lesen der Bewegung des Gegenspielers, Fußstellung, vorige Schüsse und ein nicht unerheblicher Teil bildet hier auch das intuitive Bauchgefühl des Torwarts, welches nicht viel mit spekulieren zu tun hat.
Erfahrung und Routine spielen hier auch eine sehr große Rolle.

Zitat Zitat von strigletti Beitrag anzeigen
Das verstehe ich jetzt nicht ganz: Spekulieren und Antizipieren sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ich garantiere dir, dass du ohne die Fähigkeit der Anitizipation nicht einmal in der Lage wärst einen Ball zu halten, der von der Mittellinie aus geschossen wird. Wie also meinst du das?
Dies war außerdem im Gesamten ein toller Beitrag von dir, chapeau dafür.
Aber um auf die Aussage zurückzukommen:
Du hast Recht, ich habe hier irreführender Weise zwei völlig unterschiedliche Begriffe verwendet und ich meinte hier tatsächlich nicht das reine Spekulieren, sondern das Antizipieren.
Wie oben schon beschrieben, kommt bei dem Antizipieren eine nicht unerhebliche Komponente des Könnens hinzu, welche bei dem reinen Spekulieren nicht gegeben zu sein scheint.
Bei einem Elfmeter spekuliere ich (leider) tatsächlich nur zu 100%, wobei das ein völlig anderes Thema ist. Da mache ich mir keine Gedanken, bzw. reagiere nicht auf vorangegangene Aktionen des Schützen, sondern ich entscheide mich willkürlich für eine Ecke: Spekulation.

Beim Antizipieren spielt sich gedanklich jedoch eine Menge mehr ab.

Beispiel:

Ein gegnerischer Spieler bricht rechts von mir diagonal in den Sechzehner hinein und ich stürme ihm entgegen. Er macht sich nun zum Schuss bereit, zwischen ihm und mir liegen fünf Meter Entfernung und ich realisiere, dass sein Schussbein das Rechte sein wird. Der Winkel ist spitz, ein Schuss in das kurze Eck erscheint unrealistisch bzw. muss von dem Schützen ausgehend nicht als sonderlich erfolgsversprechend erachtet werden.
Seine Aktion erscheint klar: Er wird versuchen, mit dem rechten Innenrist den Ball an mir vorbei in das lange Eck zu schlenzen. Um diesen Ball zu halten, erachte ich es hier als notwendig, das Gewicht Sekunden vorher auf das linke Bein zu verlagern, um somit schon sprungbereit ins lange Eck zu sein. Hier könnte man, meiner Meinung nach, definitiv nicht mehr aus einer Reaktion heraus den Ball halten, also ist Antizipiationsvermögen gefragt.

Abermals: Dein Beitrag, strigletti, war hervorragend und macht Lust auf mehr.

Grüße