Also zu erst einmal:
Spiele sind nicht mit Training vergleichbar und deswegen ist es vollkommen verständlich und zu akzeptieren, dass im Spiel auch mit unkonventioneller Technik manchmal das Ziel erreicht wird. Denn im Spiel gilt nur eines: Kein Tor zu lassen. Ob du am Ende einen KungFu Sprung in die rechte Ecke gemacht hast, nach dem du von links kommend den Nachschuss nur noch so erreichen kannst oder doch mit einer Hand noch hinter den Ball kommst - am Ende ist der Ball nicht drin und somit ist dein primäres Ziel erreicht. Ob nun mit einer anderen Technik mehr möglich gewesen wäre, ist eine andere Frage. So, nun konkret zu deinen Beispielen.

Zitat Zitat von penaltykiller Beitrag anzeigen
Beispiel 1:

Ein Hammerschuss aus mittlerer Distanz der mit richtig gut Speed kommt.

Aktion 1:

Der Torhüter agiert technisch korrekt, erreicht aber aufgrund von Reaktions- und Aktionszeit den Ball nicht mehr weil dieser schon an dem Punkt an dem er eigentlich den Ball erreichen sollte vorbeigeraucht ist. Es ist zwar knapp aber er kommt einfach nicht ran.
Ich stelle mal die kühne Behauptung auf, dass ein Torwart, der die Technik vollkommen verinnerlicht hat, weil er darin nachhaltig trainiert wurde, diese Aktion so nicht durchführen würde. Der Fehler ist hier dann nicht in der Technik zu suchen, sondern im Verhalten des Torwarts: Stand er richtig? War es ein verdeckter Schuss oder reagiert er zu spät?
Wenn nämlich der Torwart die Technik korrekt und effizient anwendet, dann hat er diesen Ball. Es kommt im Spiel aber auch vor, dass man die Situation einfach anders einschätzt und deswegen seitlich fällt. Ich kann es mir zum Beispiel nicht vorstellen einen Kopfball aus Nahdistanz zu halten, in dem ich systematisch in den Ball hineingehe und so weiter. Dazu mag ich nicht genug mit der Technik vertraut sein - sehr gut möglich. Ich will damit nur sagen, dass du die Technik nicht auf alle Situationen gleich anwenden kannst. Manchmal ist es eben notwendig nach hinten zu fallen und so einen Kopfball noch von der Linie zu kratzen. Grund ist hier zum Beispiel die sehr kurze Reaktionszeit, die du hast.
Das gleiche lässt sich auf dein nächstes Beispiel anwenden:

Zitat Zitat von Penaltykiller
Beispiel 2:

Ein gut gezirkelter Ball mit der Innenseite....
Gezirkelte Bälle würde ich mit dieser Technik nie halten wollen, da sie schwer zu berechnen sind und sich noch in das Tor, also am Torwart vorbei hineindrehen. Ich zitiere mal unseren "Prediger" ():

Zitat Zitat von zooropa28 Beitrag anzeigen
Wir gehen hierbei natürlich immer nur von gerade aufs tor geschossenen bällen aus. (D.h. keine geschlenzten oder angeschnittenen bälle!)
Und genau da liegt der Hase begraben. Der Ball ist schwer einzuschätzen und beim in den Ball Gehen tritt dabei das große Problem auf, dass du durch diese Kurve des Balles am Ball vorbeirauschen kannst. So deute ich es.

Zitat Zitat von Penaltykiller
Beispiel 1:

1 gg 1 Situation. Der Stürmer läuft auf den Torwart zu, der Torhüter steht gut und wartet lange.

Aktion 1:

Der Torhüter sieht seine Chance, tauch blitzschnell ab, der Stürmer kriegt den Ball noch über den Keeper gespitzelt, nun ist der Torhüter zwar sehr Breit aber nicht mal nen halben Meter hoch. Der Ball geht über den Keeper ins Tor.
In dieser Situation hat dein Keeper spekuliert, denn wenn er zum richtigen Zeitpunkt abtaucht, kann der Stürmer den Ball nicht über ihn heben. Ich behaupte mal, dass das so nie vorkommen wird. Die Schwierigkeit beim Tauchen ist ja vor allem, dass man nicht rechtzeitig unten ist.

Zitat Zitat von Penaltykiller
Aktion 2:

Der Torhüter sieht seine Chance, packt die Schere aus, der Stürmer spitzelt den Ball über den Keeper, der Ball prallt von der Brust des Torhüters ab, kein Tor !
Auch hier hat der Keeper nach deiner Beschreibung spekuliert, wenn der Stürmer sich den Ball nicht noch einen Tick zu weit vorgelegt hat und so der Keeper blitzschnell ein Bein ausgefahren hat.
Wenn der Torwart lange stehen bleibt und im Moment des Schusses ein Bein oder die Brust hinter den Ball bekommt, dann hat er aus einer sehr sehr kurzen Distanz alles richtig gemacht. Ich sage hier bewusst Distanz, denn bevor man diese Situation wirklich bewerten kann, muss man sehen: Wo steht der Stürmer? Welcher Winkel? Wie weit ist der Torwart vom Stürmer entfernt? Wo liegt der Ball?
Diese ganzen Fragen müsstest du beantworten (am besten zeigen), damit man das richtig einschätzen kann.
Das Problem bei der Schere ist es doch, dass der Torwart schon mit der Schere in das 1 gg 1 geht und somit weder zum Stehen noch zum richtigen "Aufbauen" vor dem Gegenspieler kommt. Somit ist es reines Spekulieren und Hoffen auf Glück. Das mag in manchen Situationen richtig sein - erst vor kurzem hatte ich eine solche im Spiel, wo ein Kopfball auf den zweiten Pfosten verlängert wurde und sie eigentlich im Abseits stand. Alle Mitspieler waren perplex, warteten auf den Pfiff und ich hätte mich (der Ball tippte vor ihr auf) einfach auf Verdacht hinein werfen sollen, dann hätte ich vielleicht eine Chance gehabt. So bin ich stehen geblieben und hatte gegen den Vollspannhammer aus einem Meter keine Chance. Es gibt also Situationen, die unkonventionell gelöst werden können.
Aber man sieht es ja, dass der Torwart nicht über ein Spektrum an Techniken verfügt, die er beliebig einsetzt, sondern dann immer die Schere auspackt und eiskalt ausgeguckt wird.

Zitat Zitat von Penaltykiller
Beispiel 2:

1 gg 1 Situation knapp vor der 16er Linie

Aktion 1:

Der Torhüter sieht seine Chance und taucht ab, erwischt den Ball und übertritt leicht mit den Händen die 16er Linie. Schiedsrichter pfeift Handspiel und gibt Rot für den Torwart.
Dann hat der Torwart in dieser Situation einfach seine Position sehr ungünstig gewählt. Entweder raus aus dem 16er und die Grätsche auspacken oder den Ball wegschlagen oder deutlich drin bleiben.
Ein Torwart aber, der in dieser Situation die Schere ausgepackt hätte, hätte diesen Ball vielleicht nicht erwischt.

Aktion 2:

Der Torhüter sieht seine Chance und grätscht in den Mann, es kommt zu einem Pressball den der Torhüter natürlich durch die Masse die er in dieser Situation einsetzt gewinnt. Kein Tor, das spiel läuft weiter.
Das ist eben oben beschriebene Situation. Der Torwart kann hier kein Mittelding wählen: Entweder er bleibt im Strafraum und lässt sich auf das herkömmliche 1 gg 1 ein (bspw. wenn der Spieler den Ball führt) oder eben er grätscht den Ball weg.

Aber noch einmal zum Abschluss: all diese Situationen sind kaum detailreich beschrieben und lassen daher eine korrekte Bewertung kaum zu. Gerade auch beim letzten Beispiel ist entscheidend, ob der Ball geführt wird oder nicht, wie lange der Gegenspieler schon auf das Tor zu läuft und so weiter und so fort.

Allgemein lässt sich sagen, dass kein Torwarttrainer der Welt verlangen wird, dass du im Spiel alle Situationen hundertprozentig technisch sauber lösen musst. Das Primärziel ist die saubere Bude hinter dir und wenn du den Ball entschärfst (also die Gefahr bannst) in dem du eine unkonventionelle Technik anwendest, dann ist es eben so geschehen. Aber es ist kein Tor. Anders ist es, wenn du mit deiner Situationstechnik den Ball wieder in die Gefahrenzone bringst (Abpraller o.ä.) und daraus ein Tor entsteht.
Aber auch hier: Die Situationen sind speziell und können nicht verallgemeinert werden. Allerdings gebe ich dir Recht:
Spiel und Training sind wie Hackenschuhe und Winterstiefel.