Hallo allerseits,
dieses Thema beschäftigt mich schon seit langem und da ich in letzter Zeit immer wieder Erfahrungen mit solchen Situationen gemacht habe würde mich mal interessieren was andere Keeper hierzu sagen.
Wir reden ja in diesem Thread immer über die richtige Technik bei gewissen Aktionen. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen eine saubere Technik und versuche selbst immer im Torwarttraining bestmöglichst zu agieren, doch in gewissen Spielsituationen fällt mir auf dass ich Bälle ganz "unkonventionell" oder anders gesagt "entgegen der Technik" halte bei denen ich mich im Nachhinein frage ob die laut Lehrbuch angewandte Technik hier ebenso einen Erfolg gebracht hätte.
Nicht nur bei mir fällt das auf, auch bei Profitorhütern sieht man oft genug dass sie in gewissen Situationen technisch nicht sauber agieren und trotzdem den gewünschten Erfolg haben. Nicht oft hat man einen Kahn, der wirklich eine gute Technik hatte bei Übergreifern beobachten können bei denen er eher nach hinten als nach vorne fällt, und diese so noch rauskrazt.
Ich habe mir mal 2 Situationen rausgesucht die hier auch immer sehr gerne und oft diskutiert wurden. Einmal das "nach vorne Fallen" und einmal das Tauchen.
Fangen wir mit dem "seitlich nach vorne Fallen" an.
Die Theorie ist klar. Wenn sich der Torhüter bei einem Hechtsprung seitlich nach vorne bewegt verkürzt er den Winkel zum Ball und hat somit "theoretisch" eine höhere Chance den Ball zu erwischen. So nun kommt aber in gewissen Situationen die Praxis:
Beispiel 1:
Ein Hammerschuss aus mittlerer Distanz der mit richtig gut Speed kommt.
Aktion 1:
Der Torhüter agiert technisch korrekt, erreicht aber aufgrund von Reaktions- und Aktionszeit den Ball nicht mehr weil dieser schon an dem Punkt an dem er eigentlich den Ball erreichen sollte vorbeigeraucht ist. Es ist zwar knapp aber er kommt einfach nicht ran.
Aktion 2:
Der Torhüter agiert technisch unkorrekt und fällt seitlich, evtl leicht rückwärts weil er den Ball so noch erreichen kann, der Weg zum Ball mag vielleicht einen Tick länger sein aber bei einem nicht ganz so platzierten Ball aufgrund von Reaktionszeit doch wiederrum kürzer. Er hat vielleicht nicht so viel Reichweite, aber einen Tick länger Zeit. Der Ball wird noch um den Pfosten gelenkt .....
Ich hoffe ihr versteht mich
Beispiel 2:
Ein gut gezirkelter Ball mit der Innenseite....
Aktion 1:
Der Torhüter agiert technisch korrekt, fällt seitlich nach vorne, der Ball rauscht an der Hand vorbei und dreht sich ins Tor, Unhaltbar da: Alles richtig gemacht (laut Lehrbuch) und trotzdem keine Abwehrchance
Aktion 2:
Der Torhüter agiert technisch unsauber, fällt leicht nach hinten und kratzt den Ball noch knapp vor der Linie raus da die Entfernung zum Ball nun kürzer ist. So etwas ist mir vor allem im letzten Training aufgefallen als unser Zirkelexperte die Bälle von mir aus gesehen Links aufs lange Eck gezogen hat (er ist Linksfüßler). Bei solchen Übungen konzentriere ich mich bewusst darauf seitlich nach vorne zu fallen, aber einige Bälle waren mit einem leichten "Rückwärtssprung" besser zu erreichen. (Man darf sich das jetzt nicht direkt als Rückwärtssprung vorstellen aber es ging mehr seitlich nach hinten)
Nochmal:
Klar ist es so dass in den meisten Situationen die richtige Technik auch den Erfolg bringt, aber Training und Praxis im Spiel sind dann oft 2 paar Stiefel.
Gut, kommen wir zum Tauchen.
Es wird hier ja immer darüber diskutiert ob in 1 gg 1 Situationen die Schere oder das Tauchen die bessere Lösung ist. Ich sage es immer wieder:
Im Training darauf achten zu tauchen, im Spiel sollte man aber wissen wann eine gute Schere den größeren Erfolg bringt.
Beispiel 1:
1 gg 1 Situation. Der Stürmer läuft auf den Torwart zu, der Torhüter steht gut und wartet lange.
Aktion 1:
Der Torhüter sieht seine Chance, tauch blitzschnell ab, der Stürmer kriegt den Ball noch über den Keeper gespitzelt, nun ist der Torhüter zwar sehr Breit aber nicht mal nen halben Meter hoch. Der Ball geht über den Keeper ins Tor.
Aktion 2:
Der Torhüter sieht seine Chance, packt die Schere aus, der Stürmer spitzelt den Ball über den Keeper, der Ball prallt von der Brust des Torhüters ab, kein Tor !
(die Farce an der Sache ist, die Schere muss technisch sauber ausgeführt werden, also Oberkörper nach oben . Trotzdem bezeichnen nicht wenige hier die Schere als technisch Unsauber)
Beispiel 2:
1 gg 1 Situation knapp vor der 16er Linie
Aktion 1:
Der Torhüter sieht seine Chance und taucht ab, erwischt den Ball und übertritt leicht mit den Händen die 16er Linie. Schiedsrichter pfeift Handspiel und gibt Rot für den Torwart.
Aktion 2:
Der Torhüter sieht seine Chance und grätscht in den Mann, es kommt zu einem Pressball den der Torhüter natürlich durch die Masse die er in dieser Situation einsetzt gewinnt. Kein Tor, das spiel läuft weiter.
Dann möchte ich noch an Peter Schmeichel erinnern der ja vor seiner Fußballerkarriere Handballtorhüter war. Vielleicht wissen einige was der STARS Jump ist, dieser steht in keinem Torwartlehrbuch hat ihm aber in Situationen geholfen, die er sonst nicht gemeistert hätte.
So, und jetzt seid ihr dran