Das lange Warten hat endlich ein Ende: Seit Jahren wünschen sich viele Torhüter ein Topmodell von Uhlsport mit Innennaht. Bisher tauchten solche Modelle nur als exklusive Sonderversionen auf, als Beispiel sei das torwart.de Sondermodell Uhlsport Cerberus Absolutgrip genannt. Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum der Fangmaschine hat das Balinger Traditionsunternehmen nun die Fangmaschine HN Pro veröffentlicht und damit den ersten größeren Vorstoß auf den Markt der Innennaht-Handschuhe gewagt. Kann dieses Modell den großen Erwartungen standhalten? torwart.de hat den Praxistest gemacht.


Wer auffallen will, der macht mit der Uhlsport Fangmaschine HN Pro alles richtig: Die Oberhand des Handschuhs ist in einem knalligen Gelb-Orange gehalten und reiht sich damit nahtlos in die Südafrika-Linie von Uhlsport ein, die passend zur WM im Sommer erscheint. Während der Wiedererkennungswert ohne Frage sehr hoch ist, wird diese extravagante Farbgebung einigen Torhütern ein wenig zu schrill sein. Bei der Wahl des passenden Trikots sollte unbedingt die Farbenlehre beachtet werden. Die Oberhand besteht aus geprägtem Absolutgrip und ist deshalb hervorragend für Faustabwehren geeignet. Die gute Griffigkeit des Haftschaums ermöglicht eine gute Ballkontrolle. Die Oberhand ist etwa vier Millimeter dick und von innen weich. Sie dämpft die Wucht des Balles sehr gut. Das Uhlsport-Logo befindet sich traditionell in der Mitte der Oberhand und macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Es ist mit einer durchsichtigen Gummischicht überzogen, die allerdings stumpf ist und demzufolge nicht für die Gefahr sorgt, dass der Ball bei einer Faustabwehr abrutschen kann. Unter dem Haftschaum befindet sich eine atmungsaktive Schicht aus Mesh, die sich bis über den Einstieg des Handschuhs zieht. Sie sorgt für eine angenehme Luftzirkulation innerhalb des Handschuhs.

Der Schnitt der Uhlsport Fangmaschine HN Pro ist eine Kombination aus dem vor allem im Profibereich oft getragenen Innennaht- und dem allgemein beliebten Fangmaschinen-Schnitt. Abgesehen von den Außenseiten des Handschuhs am Zeigefinger und am kleinen Finger befinden sich alle Nähte in Handschuhinneren, auch die des Daumens. Dadurch ergibt sich eine besonders enge Passform. Der Handschuh sitzt quasi wie eine zweite Haut und ermöglicht ein einmalig gutes Ballgefühl. Die Schichtel, dabei handelt es sich um die Fingerbereiche zwischen der Ober- und der Innenhand, bestehen aus rotem Haftschaum, sodass stets maximaler Kontakt zum Ball gewährleistet ist, selbst wenn sich die Finger des Handschuhs beim Fangen leicht verdrehen. An den Außenseiten der Uhlsport Fangmaschine HN Pro sind die Ober- und die Innenhand direkt miteinander vernäht, es gibt also keine Außenkeile, wie es ansonsten bei fast jedem Handschuh der Fall ist. Diese Besonderheit des Fangmaschinen-Schnitts sorgt für einen sehr guten Sitz und erhöht durch das Ballgefühl zusätzlich. Der Daumen des Handschuhs ist nicht mit der Oberhand verbunden. Dies schlägt sich in einer erhöhten Flexibilität nieder. Die Uhlsport Fangmaschine HN Pro ist vergleichsweise länglich geschnitten und erinnert somit eher an den Cerberus-Schnitt als an die Passform eines Uhlsport Ergonomic. Nichtsdestotrotz fällt auch dieses Modell etwa eine halbe Nummer größer als beispielsweise Handschuhe von Puma oder Reusch aus.

Die Uhlsport Fangmaschine HN Pro verfügt über eine Halbbandage, die auf der Innenseite mit dem Haftschaum der Innenhand überzogen ist. Dadurch ist sie relativ eng und nur geringfügig dehnbar. Das Anziehen des Handschuhs gestaltet sich deshalb ein wenig ungewohnt und nicht ganz so einfach. Hier würde sich eine klassische Vollbandage besser eignen. Hat man diesen ersten Schritt jedoch erfolgreich gemeistert, lässt sich der Handschuh mithilfe des viereinhalb Zentimeter breiten Latexverschlusses sehr gut fixieren. Das Handgelenk wird gut stabilisiert. Eine Besonderheit des Verschlusses ist die Möglichkeit, ihn abzunehmen und nach seinen individuellen Bedürfnissen zurechtzuschneiden. Zu lange Verschlüsse gehören also der Vergangenheit an. Der Verschluss wird durch den Einsatz von Klett sehr gut am Handschuh fixiert, sodass er sich selbst nach dem Zurechtschneiden nicht lösen kann. Der Haftschaum aus dem der Verschluss besteht, ist im Vergleich zu den Verschlüssen anderer Handschuhe sehr griffig. Dadurch minimiert sich die Gefahr, dass ein Ball beim technisch nicht perfekten Fangen durch die Handflächen rutscht.

Uhlsports Absolutgrip gehört ohne Frage zu den besten Haftschäumen, die es derzeit auf dem Markt gibt. Er vereint eine extrem gute Griffigkeit, die vor allem bei Trockenheit ihre Stärken hat, mit einer vergleichsweise hohen Abriebfestigkeit. Wie es jedoch bei einem Innennahtmodell üblich ist, ist der Abrieb an den Fingerspitzen etwas höher als bei anderen Modellen. Torhüter, die auf einem Kunstrasen- oder Hartplatz spielen und dennoch zu einem Tophaftschaum greifen wollen, können mit dem Absolutgrip nichts falsch machen. Auch bei Nässe kann der Haftschaum überzeugen; er bietet unter diesem Umständen zwar – verständlicherweise – nicht ganz so viel Griffigkeit wie beispielsweise der Uhlsport Aquasoft, ist aber dennoch ohne Einschränkungen für Regenwetter geeignet. Lediglich in Sachen Aufpralldämpfung liegt der drei Millimeter dicke Absolutgrip ein wenig hinter Nikes Kontaktschaum oder dem Speed Response Latex von Puma. Positiv zu erwähnen ist allerdings, dass die Aufpralldämpfung des Absolutgrip bei einem Innennahtmodell höher ist als bei einem Modell mit klassischer Außennaht. Die Uhlsport Fangmaschine HN Pro kann demnach auch in diesem Bereich überzeugen.

Prägungen im Haftschaum sind seit einigen Jahren ein vieldiskutiertes Thema in der Welt der Torwarthandschuhe. Während einige so geartete Haftschäume eine deutliche Verschlechterung zur Ursprungsform darstellen, zeigen andere Formen weder Vor- noch Nachteile auf. Dass sinnvoll eingesetzte Prägungen durchaus sinnvoll sein können, zeigt Uhlsport mit der Fangmaschine HN Pro. Die zwei Prägungen pro Handschuh – am Beginn der Finger und am Daumenballen – verlaufen dort, wo es normalerweise zu Wölbungen im Haftschaum kommen kann. Dadurch bleibt der Haftschaum glatt und der Tragekomfort des gesamten Handschuhs wird erhöht. Aus physikalischer Sicht ergibt sich so ebenfalls eine vergrößerte Angriffsfläche zum Ball, da nicht nur die Wölbungen Ballkontakt haben. Bei dieser Form der geprägten Haftschäume handelt es sich um einen guten Kompromiss, mit dem sich auch Verfechter „unberührter“ Haftschäume anfreunden können.

Zusammenfassend lässt sich die Uhlsport Fangmaschine HN Pro in wenigen Worten beschreiben: Auffällig anders im Design und auffällig gut im Tragekomfort und in den Eigenschaften. Uhlsports erster richtiger Vorstoß auf den Markt der Innennaht-Handschuhe kann als gelungen bezeichnet werden. Das Gesamtkonzept des Handschuhs wirkt durchdacht, einzig beim Einstieg wäre eine bessere Lösung denkbar gewesen. Der Absolutgrip ist erfahrungsgemäß ein Garant für eine gute Griffigkeit und auch die Prägungen ändern nichts daran. Sie sind sogar so sinnvoll platziert, dass sie einen positiven Einfluss auf den Tragekomfort haben. Uhlsport hat also seine Hausaufgaben gemacht. Für recht hoch angesetzte 89,95 Euro bekommt der Käufer einen wirklichen Spitzenhandschuh.


Auswertung:

Oberhand:
Verschluss und Einstieg:
Haftschaum: (Grip bei Trockenheit: ; Grip bei Nässe: ; Abrieb: )
Verarbeitung:
Tragekomfort:

Gesamt:


Fotos