Die Diskussion flammt alle paar Monate wieder auf
Ganz sinnlos ist die Fußabwehr sicherlich nicht, kann je nach Situation eine sehr gute Lösung sein. Und Profi sind die Herren geworden, weil sie sich im Lösen von schwierigen Situationen gegen die Konkurrenz tausender Gleichaltriger (incl. aller Keeper hier im Forum) durchgesetzt haben. Da kann das so verkehrt nicht sein.
Aber: Schnelles Tauchen ist definitiv die sauberere Lösung. Wenn man also einen Ball mit schnellem Tauchen erwischt, dann ist das in der Regel kontrolliert und wesentlich sicherer. Von daher sollte es jedem Torwarttrainer geboten sein diese Variante seinen Schützlingen beizubringen. Ein Werkzeug mehr, noch dazu ein gutes. Aber es ist kein Muss, nur dieses anzuwenden. Es gibt Bälle die werden mit beiden Techniken nicht gehalten und es gibt welche die werden mit beiden gehalten.
Was man aber unterscheiden sollte, sind die Fußabwehr und die Torwartgrätsche und das hast du nicht getan Hagimann. In deinem ersten Video von Manuel Neuer haben wir genau einmal eine richtige Fußabwehr. Einmal eine Torwartgrätsche und einmal spekuliert er in die falsche Richtung und kriegt gerade noch Knie/Arm an den Ball, auch das würde ich jetzt mal nicht bewusste Fußabwehr nennen, sondern "irgend ein Körperteil zwischen Ball und Tor kriegen". Davon abgesehen sind von deinen ersten drei aufgeführten Szenen zwei (00:24 und 00:35) identisch. Die dritte ist ne Torwartgrätsche. Dein erste Beispielvideo beinhaltet also nur eine bewußte Fussabwehr, dafür bei 03:20 lustigerweise einen Beleg dafür wie man bei einem Schuss aus 7m die Hand statt des Fußes einsetzen kann, ebenso bei 03:56.
Man sieht in deinem Beispielvideo sehr gut, wie oft Manuel Neuer im 1:1 seinen Schwerpunkt nach vorne verlagert und groß bleibt. Damit ist eine kontrollierte Fußabwehr quasi unmöglich.
Vielleicht hast du hier aber auch nur die eigentliche Diskussionsgrundlage überlesen: Es ging um schnelles Tauchen vs kontrollierte Fußabwehr. Also flache Bälle seitlich neben den Mann aus unterschiedlicher Nahdistanz, die mit dem Fuß statt mit der Hand abgewehrt werden. Nicht um Situationen die man per Torwartgrätsche lösen kann (findet hier durchaus einige Anhänger, auch unter denen die Fußsabwehr ablehnen) oder generell Bälle die man halt irgendwie noch mit dem Fuß abwehren kann (Abpraller, Bälle bei denen man schon die falsche Ecke unterwegs ist).
Das sollte dir bei aller Diskussion aufgefallen sein: Torverhinderung ist immer oberste Grundregel. Egal wie sie erfolgt. Da wir uns hier aber im theoretischen Raum befinden, ging es in dieser Diskussion rein um die technisch sauberste und kontrollierteste Form der Abwehr solcher körpernahen, flachen Bälle aus Nahdistanz. Und die besteht nun mal im schnellen Tauchen. Inwieweit man trotzdem die Fußabwehr in seine Werkzeugkiste aufnehmen kann ist dann jedem Trainer/Keeper selbst überlassen. Ich persönlich verteufel sie nicht, aber über die Jahre bin ich mir klarer darüber geworden, dass das Tauchen für einen Keeper der es beherrscht die sicherste Form der Torverhinderung in dieser Situation ist. Wenn das jemand mit Fußabwehr genauso beherrscht, dann wunderbar. Aber es geht eben immer noch ein bisschen besser
edit: Gerade dein zweites Neuer-Video noch angeschaut. Kennt man ja eh. Die Szene bei 00:51 ist auch eine Grätsche und hier kann man sogar drüber streiten ob er da nicht falsch auf den Ball ist. Da wäre er sicher mit der Hand auch hingekommen und wenn der Ball vom Gegner ins Tor springt ist er der Depp der Nation und jeder schreit Fehler. Das ist keine Fußabwehr.
Über Fußabwehr im Sinne der Definition sprechen wir maximal bei der Aktion bei 01:10. Aber auch da kann man streiten: Durch sein langes Stehenbleiben ist Tauchen natürlich in dem Sinn keine Option mehr, wenn der Schütze nur noch 15cm weg vom eigenen Fuß ist. Da gibts sicherlich keine zwei Meinungen dazu. Insgesamt also hast du 6 Stellen aufführen wollen die eine Fußabwehr zeigen und im Endeffekt war es nur eine.
Dagegen ein zufällig rausgegriffenes Manuel Neuer Video:
http://www.youtube.com/watch?v=SHqWsck3Bx8
Aktion 1: Bleibt mit Schwerpunkt nach vorne, Entfernung 8-9m, Ball flach seitlich,körpernah. Wie geht er hin?
Aktion 2: Torwartgrätsche. Bleibt lang groß, nähert sich mit vollem Tempo, setzt die Grätsche an. Ja, er klärt mit dem Fuß/Bein/Oberkörper whatsoever, aber es ist eben keine Fußabwehr.
Die Torwartgrätsche ist später nochmal zu sehen. Manuel Neuer ist ein klassisches Beispiel für einen Keeper der so gut wie alle Handlungsoptionen irgendwann mal gelernt/verinnerlicht hat. Die Fußabwehr, die Torwartgrätsche, das lange Stehen bleiben, Aktionen wie Schmeichels "Star Jump". Davon profitiert er jetzt, weil er eben auf eine sehr breite Palette an Werkzeugen zugreifen kann. Ein Tim Wiese macht zu 95% im 1:1 das Gleiche. Wenn er lang stehen bleibt reagiert er mit Fußabwehr, hat also den Schwerpunkt hinten und wird regelmäßig "unterschossen". Wenn er rauskommt fliegt er in der Grätsche heran. Das kann mal gutgehen, muss es aber nicht. Manu Neuer dagegen ist im 1:1 nicht ausrechenbar, weil er eben je nach Situation seine Optionen zieht.
Einzige Konstante dabei: Man kann deutlich sehen wie sehr er den Schwerpunkt nach vone legt, in fast allen Aktionen in denen er die Distanz nicht durch eine Grätsche überbrücken kann. Erkennbar daran, wie oft er bei einem halbhohen/hohen Schuss aus Nahdistanz nach vorne auf die Knie fällt. Kommt sogar in deinem ersten Beispielvideo vor. Und aus dieser Schwerpunktssituation ist eine Fußabwehr kaum noch möglich.
Dein Beispiel Manuel Neuer ist also eigentlich eins der wenigen offensichtlichen Beispiele gegen die Theorie von der kontrollierten Fußabwehr, selbst wenn er sie mal (sehr selten) benutzt.