Wir fangen erst kommenden Dienstag an, weil das erste Spiel für den 29.8. terminiert ist. Zu Beginn geht es gleich mit einem Test-Wiegen los. Das wird lustig zu sehen, wer alles seit Saisonende zu viel gefressen hatDann wird festgelegt, wo das Gewichtsziel zum Vorbereitungsende liegt. Ist immer ein Riesenspaß und dient gleich auch als Teambuilding sowie Motivation.
Ich habe ein ziemlich ruhiges Gewissen, da ich ja - wie schon oft gesagt - wegen meines Rückens eh ziemlich aktiv bleiben muss. Ein paar Sachen mache ich eh das ganze Jahr über und unabhängig von Trainingspausen. Da ist zunächst die Stabilisierung: ich arbeite viel für den Bauch- und Gesäß- und Rückenbereich (natürlich gerade bei uns Torhütern wichtig!). Außerdem gehe ich jeden zweiten Tag zwischen 20 Minuten und einer halben Stunde auf den Stepper (einer mit angebrachten Expandern) und ändere dabei sowohl Frequenzen als auch Widerstand. Das ist konditionell prima und wirkt sich extrem gut auf Schnell- und Sprungkraft aus. Hierbei ist das schon deutlich intensiver, als in der Vorbereitung oder der Saison. Stretching mache ich jeden Abend etwa 20 Minuten und simuliere danach fünf Minuten lang torwartspezifische Bewegungsabläufe.
Schaut mal bei Steffen in den Videos nach. Da seht Ihr anschaulich, wie er die Abläufe von Beginn an aufbaut. Die korrekte Bewegungsauslösung für das Tauchen, das Hechten oder auch das Übergreifen und den flachen Ball auf den Mann kann ich wunderbar per Trockenübung nicht nur konservieren, sondern noch stärker automatisieren. Da sich die meisten Fehler in den Saisonpausen bereits in der Bewegungsauslösung einschleichen, kann ich so (auch in der Saison, aber vor allem) als Vorbereitung auf die Vorbereitung eine ganze Menge im technischen Bereich machen. Es gilt die alte Weisheit: Bewegungsabläufe, die optimal beginnen, haben eine ziemlich große Chance, auch optimal zu enden.
Das ist vielleicht was übertrieben, aber ich ziehe dazu auch Handschuhe an und nehme einen Ball in die Hand. Gut, ohne halte ich es eh nicht lange ausAllerdings macht es auch Sinn, die korrekte Position der Hände beim Korbgriff oder dem tiefen Korbgriff auf diese Weise bewusst zu kontrolllieren. Was sich hier ganz schön verrückt anhört, ist nichts anderes als sehr gute Tennis- oder Golfspieler ebenfalls ständig machen. Versuchts mal, das bringt extrem viel! Zu glauben, unsere so extrem anspruchsvollen Koordinationen seien mit zwei oder drei Mal Training plus einem Spiel am Wochenende optimal zu erlernen und zu konservieren, ist m.E. ein Trugschluss.
Ich bin der Überzeugung, dass es sehr viel bringt, als Torwart nach spätestens zwei Wochen an den Grundtechniken, an der Beweglichkeit und Sprungkraft wieder zu arbeiten.
Kommen wir zur Vorbereitung selbst: Ich finde, dass man sehr selbstbewusst für sich in Anspruch nehmen sollte, nicht den vollen Umfang des Mannschaftstrainings mitmachen zu müssen. Das ist Unfug! 90 Minuten Gas geben zu können, ist angesichts unserer Ansprüche an Kraft und Koordination fehl am Platz. Im Deutschunterricht heiße das dann: "am Thema vorbei". Zudem ist es durchaus von Vorteil, wenn man wie wir einen Trainer hat, der ein junger Sportlehrer ist + einen Trainerschein hat. Da ist für die Feldspieler weit mehr als nur Rennen angesagt. Wir fangen natürlich trotzdem mit intensiver Kraft- und Konditionsarbeit an. Da geht es richtig zur Sache. Davon nehme ich allerdings nur einen Teil mit und nie so viel, dass ich anschließend nichts Torwartspezifisches mehr machen kann. Testspiele gibt es bei uns erst nach etwa zwei Wochen Vorbereitung. Dieses Jahr sind es sogar zweieinhalb Wochen.
Ich entscheide gemeinsam mit meinem Torwarttrainer, wann es genug ist (meist nicht mehr als 20 Minuten) und ab wann wir separat trainieren. Dann geht es erstmal um Technik und das Gefühl für die Bewegungen. Zudem arbeiten wir sich langsam aufbauend an der Kraft. So was lässt sich ja auch wunderbar in der Sandgrube miteinander verbinden. Erst nach etwa drei oder vier Einheiten sind wir so weit, dass ich mit voller Intensität torwartspezifisch trainiere. Und erst dann gebe ich dem Wunsch der Spieler nach, zum Ende des Trainings noch Torschüsse zu machen. Immer im Hinterkopf: obwohl ich koordinativ, kraft- und konditionsmäßig schon auf einem guten Level bin!
Ich kann Euch nur raten, Eure speziellen Bedürfnisse im Bedarfsfall zu kommunizieren und darauf zu pochen, dass Ihr von Anfang an eine für Eure Position sinnvolle Vorbereitung absolviert.