Das eigentliche Problem ist doch: Jeder weiss im Grunde, dass der Präsident nicht meht als Grußonkel ist. Geschaffen wurde das Amt jedoch, um eine Integrationsfigur im Staat zu haben, die nach außen und innen repräsentiert und durch die Loslösung von der täglichen Politik nicht so angreifbar ist.
Integrationsfiguren sind ein elementarer Bestandteil eines jeden politischen Systems. Man muss nur nach GB schauen, die brauchen ihre Königin ebenso als Integrationsfigur. Sogar in den kommunistischen Staaten dieser Erde braucht es einen "Chef", ein Gesicht.
Was Köhler jetzt gemacht hat, führt das Präsidentenamt ad absurdum.
Im Endeffekt kann man in Deutschland zwei Arten von Bundespräsident sein: Der, den alle lieb haben und der den großväterlichen, weltläufigen Staatschef spielt. Den Papa Deutschland sozusagen. Dazu braucht es eine gewisse Ausstrahlung, Bildung, Redegewandtheit. Richard von Weizäcker z.B. war so einer. Ein Elder Statesman quasi.
Oder man nutzt die einem gegebenen Befugnisse und spielt sie aus, um der Politik ein bisschen auf die Finger zu klopfen. Da muss man sich manchmal unbequem machen, beim Volk wie bei den Parteien, aber dafür zum Wohle der eigenen politischen Überzeugung und eventuell sogar dem des Landes.
Köhler hat sich an beidem versucht und beides hat nicht funktioniert. Er hat die Regierung kritisiert wo er besser mal ruhig geblieben wäre, bei öffentlichen Auftritten als Redner dann wieder völlig versagt. Er war mal Superhorst, dann hat sich wieder jeder nur gefragt wer den Kerl zum Präsidenten gemacht hat.
Und jetzt, wo er dem Amt des Präsidenten etwas Würde hätte zurück geben können, indem er sich hinstellt und sagt: Das habe ich so gesagt, weil es die Realität ist. Und weil ich der Präsident bin, kann ich sowas sagen (er muss ja keine Angst haben, nicht wiedergewählt zu werden), da zieht er den Schwanz ein und verkriecht sich. Das schadet dem Amt an sich mehr als ihm und das gilt es zu kritisieren und das wird auch zu recht kritisiert.