Es gibt einige Aussagen die ich hier zitieren könnte bzw. in denen ich mich selbst wiederfinde, aber die folgende Äusserung von Steffen beschreibt meine momentane Situation perfekt:
Ich musste gestern schmerzhaft feststellen, dass ich genau an diesem Punkt angekommen bin...ich habe mittlerweile ein recht fundiertes Wissen was das Torwartspiel angeht und weiss daher selber meistens ganz genau was ich falsch oder auch richtig mache...der Effekt den dieser Umstand auf meine Psyche und auch Leistungsfähigkeit hat, ist bei mir mit Schmetterlingsflügeln vegleichbar...einmal berührt und so weiter, ihr wisst was ich meine.
Ich bin auch schon immer extrem ehrgeizig und selbstkritisch gewesen, aber seit ich weiss was ich falsch mache, ist es manchmal wirklich schon mit der von Steffen beschriebenen Selbstzerstörung vergleichbar...und somit bin ich momentan an einem Punkt, wo ich das Gefühl habe, dass die letzten 2 Jahre mit teilweise knallhartem Training und stets großem Engagement komplett für die Katz waren.
Absoluter Negativhöhepunkt war das gestrige Spiel bei dem ich 9 mal hinter mich greifen musste und keinen einzigen Torschuss abgewehrt habe...auch wenn ich mir keine wirklichen Patzer geleistet habe (2 mal zu weit vor dem Tor gestanden und einmal etwas zögerlich rausgelaufen), hatte ich gestern überhaupt keine Objektivität bei der Beurteilung der eigenen Leistung. In meinen Augen war ich "der Arsch" weil ich einfach keinen Ball halten konnte und Kommentare wie "da war ja jeder Schuss ein Treffer", taten dann ihr übriges...
Dass die Mannschaft mit der ich gespielt habe, wenn überhaupt nur minimale Gegenwehr geleistet hat und ausserdem das gegnerische Team einfach mal gnadenlos gut die Chancen genutzt hatte, liess ich selber gar nicht in die Bewertung einfliessen...für mich stand einfach fest, 9 Gegentore und keinen gehalten, also bin ich Schuld an der Niederlage (was sich wohl auch einige der Feldspieler nur zu gerne selber einredeten). Ich habe noch keine Vorbereitung absolviert, weil sich mein bisheriger Verein wohl auflösen wird und bin dadurch überhaupt nicht in Form bzw. habe einfach nicht die für mich notwendige Routine, aber all das ist mir erst heute wieder eingefallen...gestern war ich lieber damit beschäftigt, meine Waffe zu polieren, sie genüsslich zu laden und dann an meine Schläfe zu halten, um mal bei Steffens Methaphorik zu bleiben
Ich muss dazu sagen, dass mir die Spielpraxis zum Glück nicht völlig fehlt, denn ich durfte in letzter Zeit öfters bei dieser Mannschaft aushelfen und habe teilweise überragend gehalten, so dass sich auch viele aus dieser Mannschaft gefreut haben, als sie gestern sahen dass ich bei ihnen mitspiele...aber genau aus diesem Grund hat mich das gestrige Spiel erst Recht in´s Grübeln gebracht, denn ich habe mich selber nichtmal ansatzweise wiedererkannt...die von Dasp88 angesprochene TW-Ausstrahlung hatte jedenfalls nur der gegnerische Keeper.
Ich denke wenn ich gestern relativ früh im Spiel irgendwie einen Ball an die Hand bekommen hätte, wäre es vielleich anders gelaufen, aber die ersten 3-4 Gegentore haben mir einfach jegliches Selbstvertrauen geraubt und ich hatte tatsächlich nie das Gefühl wirklich "im Spiel" zu sein...aber ich habe trotzdem bei dem gestrigen Debakel eine wichtige Lektion gelernt:
Ein gutes Spiel oder sogar eine gute Saison ist für den Torhüter immer von mehreren Faktoren abhängig und manche dieser Faktoren kann man selber kaum beeinflussen! Man braucht auf jeden Fall gutes Training bei dem man sich zu 100% reinhaut um fit zu sein und dementsprechend Selbstbewusstsein zu bekommen um seine guten Trainingsleistungen auch im Spiel abzurufen. Dann braucht man eine Mannschaft die mindestens genauso gut trainiert und motiviert ist, im Optimalfall kombiniert mit einer Portion spielerischer Klasse. Und nicht zuletzt braucht man als Torwart auch oft ein wenig Glück und das kann man beim besten Willen nicht beeinflussen...das einzusehen wird wohl bei mir noch etwas dauern, aber manchmal läuft es halt beschissen und das muss man dann auch mal akzeptieren können, solange es nicht regelmäßig so ist.
Und gestern war halt mal wieder so ein Spiel: starker Gegner, schwache eigene Mannschaft, eigener Fitnesszustand unzureichend und dann auch noch das Pech, dass die ersten 4-5 Gegentore einfach kaum zu verhindern waren...als dann die ersten Schüsse kamen die ich eigentlich hätte halten können, war ich schon so mit Selbstzerfleischung beschäftigt und so verkrampft, dass einfach nichts mehr ging und ich durch alibimäßiges Herauslaufen dann bei diesen Schüssen zu nah vor´m Tor stand oder nicht rechtzeitig fertig war.
Sowas kann einem mitunter schon die Lust am Fußball nehmen, wird es aber nicht...![]()