Ja, das habe ich am Anfang auch gedacht, doch dann nach Besehen der Szene immer und immer wieder, auch in der Bild für Bild Weiterschaltung, komme ich zu dem Schluss, daß dies eine sehr, sehr schwere Sache gewesen wäre - wenn nicht unmöglich.
Daher gehe ich damit nicht wirklich konform.
Der Satz implementiert schon das Hauptproblem.Das rechte ballnahe Bein nach der Auftaktbewegung bzw. nach Erkennen der Richtungsänderung sofort entlasten und den flachen Ball seitlich sichern. Das wäre technisch einfacher und wenig fehleranfällig gewesen und die bei der Abtauchtechnik geringere Reichweite wäre für diesen Schuss auch ausreichend gewesen.
Schauen wir aber erst einmal an eine andere Stelle, gehe wir doch mal ins Judo. Hier wird beim De-ashi-barai oder dem Okuri-ashi-barai der Fuss des Gegners mit einer fegenden Bewegung der Fusssohle wegbewegt. Beim Okuri ashi barai bewegt man sich seitlich mit etwas Schwung und in dem Moment, wo der Gegner den Fuss hebt um den Schritt zu beginnen, wir der Fuss in die der Bewegung entgegengesetzten Richtung gefegt, weil damit der Gegner den Fuss nicht aufstellen kann, gerät er aus der Balance und fällt zu Boden.
Beim De ashi barai hingegen, versucht der Gegner einen Wurf anzusetzen, wobei er einen Schritt vor den zu Werfenden setzen möchte/setzen muss. Der Werfende, Tori genannt, bemerkt diesen Schritt, und bevor der Gegner nun seinen Fuss komplett aufsetzen kann, wird dieser in Bewegungsrichtung durch eine fegende Bewegung mit der Fusssohle weiter geführt. Dabei wird der Gegner in das entstehende Gleichgewichtsloch gezogen, er gerät aus der Balance, kann den Fuss nicht setzen und fällt daher.
In beiden Fällen, und das müssen wir bemerkten, hat der Fuss kein Gewicht, einmal ist er gerade entlastet um zum neuen Standpunkt geführt zu werden, beim zweiten Fall soll er gleich belastet werden, kann es aber nicht, weil er keinen Stand bekommt.
Betrachten wir nun den Sasae tsuri komi ashi, so ist hier der Fuss belastet, daher wird der Fuss auch nicht gefegt. Der Gegner wird zu einer Bewegung genötigt, wobei er den Fuss, auf dem er steht, eigentlich versetzen müßte, um nicht aus der Balance zu gelangen. Dies kann er jedoch nicht, weil der Fuss durch eine haltende Bewegung mit der Fusssohle an einer Bewegung verhindert, also gehalten wird. Der Gegner wird dadurch gekippt, gerät aus der Balance und fällt zu Boden.
Warum ist das? Nn, es ist deshalb wichtig, weil wir verstehen müssen, daß man ein Bein nur dann bewegen kann, wenn es nicht mit Körpergewicht belastet ist. Das versucht man nicht mal im Kampfsport, sofern man nicht Techniken benutzt, wo das Verletzen durch Tritt und Schläge ursprüngliches Ziel war. Doch hier wird ein Standbein mit Gewalt weggeschlagen und dann der Gegner so zu Fall gebracht. Es fehlt hier die Eigenbewegung des Beines.
Betrachten wir nun Timo Horn, stellen wir fest, daß er viel Zeit verliert, bis er überhaupt in den Stand kommt, um eine Bewegung einzuleiten - weshalb ein Einspringen nicht immer positiv ist. Er braucht 11 Frames, sind wir gnädig und attestieren wir nur 6 Frames, bis er beide Beine auf dem Boden hat und die Bewegung beginnen kann. Ein Frame sind 0,04 Sekunden, oder 4 Hundertstel. 6 Frame, was wirklich nicht der Tatsache entspricht, wir aber einfach Timo Horn begünstigend anrechnen, sind 24 Hundertstel, das ist fast eine Viertel Sekunde - und wir wissen es, daß Timo fast die doppelte Zeit braucht... aber wir geben im Einfach einen Bonus.
Jetzt passiert die Abflachung bei 1:23 Frame 8, Timo Horn scheint dies zu bemerken, denn von Minute 1:23 Frame 9 bis Frame 13 nimmt er das Standbein nach innen, legt sein Gewicht darauf und führt die Hände abwärts. Rechnen wir den Bonus nicht ein, ist das nur 8 Hundertstel nach dem Moment, wo er wirklich zum Stand kommt.
Und wir räumen Ihm schon einen Bonus ein... Trotzdem bleibt die Bewegung einfach klar - sie beginnt nun einmal 0,04 Sekunden nach dem Abfälschen des Balles, und zwar mit dem leichten Einziehen des rechten Beines und der Gewichtsverlagerung auf das rechte Bein.
Dies dauert jetzt nur 0,16 Sekunden. Wie hätte er, nur rund 0,08 Sekunden nach dem Abfälschen also seine Bewegung zum Kippen ändern sollen?
Denn aus dem obigen Beispiel des Judo wissen wir: Ist Gewicht auf dem Bein, ist es unbeweglich, oder nur mit Fremdeinwirkung. Aber selbst, daß verdeutlichen uns die Beispiele der beiden Fussfeger, bewegen kann er den Fuss nur, wenn dieser kein Gewicht trägt, und zum Tauchen muss der Fuss komplett entlastet werden und in Gegenrichtung der Fallrichtung bewegt werden. Wie soll er das schaffen?
Kippt mit einer Teilentlastung, bleibt der Fuss, der Ballnäher ist, vor dem Körper und der Ball prallt ggf. gegen Knie oder Unterschenkel.. es gibt einen unkontrollierten Abpraller... sehr unsicher und Timo Horn entscheidet sich ja, den Ball zu sichern...
Daher erachte ich ein "Umentscheiden" einfach für überhaupt nicht praktikabel.
Er hat die Bewegung zum tiefen Umarmungsgriff also eigentlich in der Luft schon antizipiert, bleibt aber nicht stehen, sondern verlagert die Bewegung nach rechts.
Um aber zu Tauchen, müßte er das Bein entlasten. Allein 0,16 Sekunden braucht er um das Gewicht nach rechts zu verlagern, sagen wir es sind nur 0,08 Sekunden, doch just diese Zeit braucht er, um das Bein zu entlasten, wobei er den Körper entgegen der Bewegung nach oben ziehen muss, um sein rechtes Bein in der Bewegung zu stoppen and anstelle nach rechts, jetzt nach links zu schwingen - und den Körper abwärts zu ziehen.
Das Zeitfenster ist so minimal, wie hätte er das schaffen sollen? Er hätte also das Abfälschen gleich antizipieren müssen. Halte ich für gewagt.
Da er in der Hüfte aber frei und beweglich ist, der Ball jetzt nicht so weit seitlich neben ihn kommt, ist es einfach so, daß ich von einem Torwart, der den tiefen Umarmungsgriff sicherlich so oft ausgeführt hat wie sonst kaum jemand, verlange, daß er diesen ganz sicher holt.
Denn letztendlich: Eigentlich sind beide Hände dahinter, nur der Abstand der Hände stimmt nicht - daher hätte er nicht zwingend tauchen müssen oder brauchen, sondern hätte nur den tiefen Umarmungsgriff technisch sauber zur Anwendung bringen müssen. Doch der Ball geht durch, weil einfach die Handhaltung nicht passt.
Macht er das richtig, müßten wir nicht über Tauchen oder tiefer Umarmungsgriff diskutieren und die Frage nach der korrekten Lösung würden wir uns gar nicht stellen...