Also, ich darf behaupten, eine Menge Berufserfahrung im kommunikativen Bereich zu haben wie auch das ein oder andere Jahr mehr Lebenserfahrung. Aufgrund Deiner Äußerungen auf Deinen Charakter zu schließen, ist schwierig und wohl auch ein Schuss ins Blaue. Dennoch möchte ich Dir sagen, dass Du mit dieser Art der Kommunikation nicht sehr weit kommen wirst.
Wenn Du wirklich so gut bist, wie Du sagst, dann kannst Du ja einfach mal ein oder zwei Probetrainings bei Bezirksligisten machen. Da wirst Du dann sehen, was Deine Selbsteinschätzung wert ist. Ich kann das nicht beurteilen. Nur als Denkansatz: ich bin seit Jahren als einer der zwei, drei besten Torhüter der hiesigen Kreisligen anerkannt. Ich hatte Angebote aus Bezirks- und Landesliga. Ich weiß, dass ich das Niveau haben würde, denn zumindest in einer Bezirksligamannschaft habe ich zwischenzeitlich trainiert. Das ist allerdings schon ein deutlicher Unterschied zwischen den Ligen, dem sicherlich nicht jeder Torwart gewachsen ist, auch wenn er in der Kreisliga ein Local Hero ist.
Und Du willst bis zur Oberliga? Ich sage nicht, dass das unmöglich ist! Und mit 21 bist Du noch sehr entwicklungsfähig. Doch vielleicht solltest Du erstmal eine Saison in der Bezirks- oder Landesliga überstehen, bevor Du Dir ein Traumschlösschen baust. Denn schon da gehört eine Klasse zu, die nicht so wahnsinnig viele Torhüter erreichen können. Und für noch höher ghört auch die Fähigkeit zu, sich selbst richtig einzuschätzen, die eigenen Schwächen zu analysieren und an ihnen zu arbeiten, sich kommunikativ taktisch und strategisch sinnvoll zu verhalten und schlussendlich zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Orten die optimalen Leistungen zu bringen. Das geht nur über diese Schiene, wenn man nicht im Jugendbereich in einem entsprechenden Verein war oder zumindest sehr frühzeitig in den Fokus dieser Vereine geraten ist.
Ich halte Ehrgeiz für eine zwingende Voraussetzung, um ein sehr guter Torwart zu werden (egal wie relativ das zur Spielklasse ist, in der wir spielen). Ich bin sehr dankbar, so gesetzt zu sein, dass ich höchstens in zwei, drei Vorbereitungsspielen mal 45 Minuten abgegeben muss. Doch hätte ich das Recht - vollkommen egal, für wie viel besser ich mich halte - einem Konkurrenten das seinige Recht abzusprechen, die gleiche Spielzeit zu erhalten wie ich selbst? Nein! Das als "Kindereien" abzutun, ist ein absoluter Affront gegen den anderen Torwart, den Trainer und die Mannschaft. Es kommt darauf an, so frühzeitig eine Entscheidung des Trainerteams herbeizuführen, dass der erste Torwart sich noch in den letzten Vorbereitungsspielen optimal mit der Mannschaft einspielen kann. Doch bis dahin hast Du zu akzeptieren, dass jeder die Chance haben muss, sich zu beweisen.
Oder glaubst Du ernsthaft, dass Du in einer höherklassigen Mannschaft derart gesetzt sein wirst, dass Du jedes Vorbereitungsspiel 90 Minuten spielen wirst? An den Gedanken, dass Dein Selbstverständnis Dich Deine ganze Karriere unfallfrei begleiten wird, solltest Du Dich nicht allzusehr klammern. Da ist eine Arroganz herauszulesen, die Du Dir gerade in unterklassigen Vereinen überhaupt nicht leisten kannst. Und höherklassig wirst Du feststellen, dass so ein Verhalten Dich verdammt schnell isolieren wird. Ich war auch mal auf so einem Egotrip und habe gerade noch die Kurve bekommen, bevor ich meinen super Ruf ruiniert hätte.
Du wirst bei Deiner Vorgehensweise mächtig - um es drakonisch auszudrücken - "auf die Fresse fliegen". Wenn Du es richtig analysierst, dann bist Du sogar schon auf die Fresse geflogen, auch wenn Du das selbst leider so nicht erkennst. Es hat mit Freundschaften recht wenig zu tun, was Du an Ablehnung erfahren hast. Denn - Freundschaften hin oder her - ich kenne keine Mannschaft, die nicht glücklich wäre, den besseren Torwart im Tor stehen zu haben. Eine solche Ablehnung eines (wie Du sagst) weitaus besseren Torwarts erfolgt nur, wenn Du Deine Mitspieler extrem gegen Dich eingenommen hast. Du bist kein Opfer! Du solltest stattdessen mal hinterfragen, warum Du eine solche Ablehnung wirklich erfahren hast.
Heutzutage sind wir weit mehr Teamplayer, als Torhüter es irgendwann mal waren. Wir sind ins Spielgeschehen extrem stark eingebunden. Teamfähigkeit ist dabei so wesentlich wie für einen Feldspieler. Ich sage ja nicht, dass unsere Ausrichtung als Torwart hierbei nicht einen ganz schwierigen emotionalen, sportlichen und charakterlichen Spagat erfordern würde. Doch das Letzte, was Trainer haben wollen, sind Torhüter, die auf dem Egotrip sind. Und glaub mal nicht, dass sich solche Egoismen nicht herumsprechen würden! Dein Image hast Du doch schon weg. Ich sage nicht, dass die Geschichte mit dem verpassten Spiel nicht unglücklich für Dich gelaufen sein könnte! Doch seien wir ehrlich: es passt genau ins Bild von dem, was Verein, Trainer und Mitspieler von einem Spieler erwarten, der so auftritt, wie Du Dich selbst beschrieben hast.
Ich will Dich in Deinen Zielen nicht einbremsen und gönne Dir wirklich, so weit oben zu spielen, wie Du das erhoffst und Dir zutraust. Doch dafür würe wohl zunächst ein wenig Selbstreflektion und -kritik angebracht.




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