Ich denke mal, es wäre nicht fair, alles was im niederländischen Fussball schief gelaufen ist, Frans Hoek anzuhängen. Er war ein Vordenker in Richtung eines mitspielenden Torwarts. Etwas, was wir heute als selbstverständlich erwarten, aber leider nur wenige Top-Keeper außer Manuel Neuer haben, die ausreichende Feldspielerqualitäten besitzen, weil es entweder nicht oder nicht mit geeignetem Personal trainiert wurde. Denn seien wir ehrlich, die Zahl der Torwarttrainer mit Feldspielerqualitäten, ist auch im obersten Bereich nicht sehr groß. Weil dies offensichtlich bei Frans Hoek ebenfalls so war, positionierte er sich hinters Tor und überließ den Feldspieler den Part mit dem gewünschten Balldruck und der Präzision reproduzierbare Szenen zu schaffen, um so nachhaltiges Wissen und Fähigkeiten zu schaffen.

Wo ich Steffen vollkommen reicht gebe ist die Tatsache, dass die Niederländer ein wachsendes Problem haben, junge Talente in den Seniorenbereich zu integrieren. Mag sein, dass der Altersdurchschnitt der niederländichen Trainer auch einen großen Einfluß auf ihre Philosophie, die individuelle Leistungsbewertung weit über der mannschaftlich, taktischen Leistung zu sehen, hier eine Rolle spielt?

Allerdings möchte ich gar nicht gerne Äpfel mit Birnen vergleichen, denn nach unserer großen Pleite, in der wir quasi als letzte große Fussballnation mit einem Libero antraten, hat der DFB die Notwendigkeit gesehen, eine flächendeckende Talentförderung zu installieren. Das gibt es so in den Niederlanden nicht, weil man anders als bei uns diese Notwendigkeit nicht gesehen hat.

Fortschrittlicher sehe ich die Niederländer in Sachen NLZ. Dort teilen sich mehrere Vereine den Personal- und Kostenaufwand mit dem Ziel möglichst viele Talente für höchste Herausforderungen auszubilden. Auf diese Weise tragen sich die NLZ von selbst. Bei uns herrscht mit wenigen Ausnahmen ein "Kirchturmdenken" in den Vereinen. So aber ist die Qualität der Ausbildung nicht gewährleistet. Beim HSV schaffte man es über 10 Jahre nicht, ein Talent auszubilden, welches sich in diesem Verein einen Stammplatz erkämpfen konnte.
Aber man stelle sich nur einmal vor, Schalke 04 und der BVB würden aufgrund ihrer geografischen Nähe ein NLZ gemeinsam führen? Jedoch fängt das schon weit früher an, indem man seine NLZ-Trainerstellen gar nicht öffentlich ausschreibt, sondern es ausreicht, wenn diese Person früher mal ein guter Spieler war. Diese Leute gibts in den Niederlanden auch. Dort dürfen sie allerdings nicht allein vor sich hinwurschteln, d.h. nur Saisonziele zählen, sondern sie verstehen sich dort als Team mit mittelfristiger Orientierung.

Ich will damit lediglich sagen, dass auch wir nicht zu sehr mit dem Finger auf andere zeigen sollten, sondern eigene Aufgaben zu lösen haben.

Damit möchte ich den Bogen wieder zur Torwart- und Torwarttrainerausbildung schaffen. In den Niederlanden, Belgien, Österreich und der Schweiz gibt es seit Jahren ein standardisiertes Ausbildungskonzept. Dort haben also TW-Trainer und alle Keeper die Chance zu einer guten Ausbildung. Das gibt es bei (noch) uns nicht!

Die internationale Zusammenarbeit scheitert leider noch in vielen Bereichen. Aber auch da dürfen wir uns nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen. Als man sich vor ein paar Jahren in Brüssel zusammen setzte, um eine internationale TW-Trainer-Ausbildung zu schaffen, deren Abschluß mit einer Kompetenzübertragung durch Lizenz erfolgen sollte, war es ausgerechnet der DFB, der hier nicht mitmachen wollte. Denn man sah es als Profilvoraussetzung an, dass jeder Bundesliga-TW-Trainer für eine Zulassung eine Mannschaftstrainerlizenz für den Leistungsfussball besitzen muß. Weil die aber nur wenige hatten und der weitaus größere Teil auch keinen Sinn darin sah, weil man ja gar keine Mannschaft trainieren wollte, muß man aufs deutsche Know-How in der Startphase weitgehend verzichten.

Ich denke mal, allein die Unterschiede in der TW-Trainer und Torwartausbildung wären einen langen Abend am Kamin wert! Letzendlich würde dies jedoch m.E. nichts an den Verdiensten, die Frans Hoek in dem von ihm verantwortlichen Tätigkeitsfeld ändern. Das jede Erkenntnis zu einer Epoche gehört, nur sie solange gilt, bis sie widerlegt, in Teilen widerlegt zu verbesserten Wissen führt, ich denke darüber sind wir uns wohl einig.