Skanatic,
es ist auch Kindern nicht einfach, die Fallschule beizubringen. Wir lernen leider das Fallen in sehr früher Zeit und es ist daher schwer und vor allem eine langfristige Arbeit, allein mit Kindern.
Dabei geht es nicht mal ums Abrollen, sondern das Fallen an sich. Abrollen ist ideal, weil z.B. man aus dem "Le Parcours" oder "Free Running" einfach weiß, wie essentiell sich so Bewegungsenergie umwandeln läßt und wie sicher und verletzungsfrei es ist.
Der Ansatz ist wo anders zu suchen. Der Ansatz ist darin zu suchen daß allein 90% aller Torwarttrainer allein den Weg zum Ball beurteilen und ab dann diesen Leuten alles egal ist. Somit wird nur die Hälfte des Bewegungsablaufes beurteilt oder befundet, der Rest wird gar nicht beschaut, ja oft nicht mal gelehrt. Das kommt meiner Meinung auch daher, weil viele Torwarttrainer selbst nie eine Fallschule genossen haben, dies nicht unterrichtet wurde - da diese heute dann in entsprechenden Positionen sind, wird das oft gar nicht in Betracht gezogen oder überhaupt untersucht und ermittelt.
Wie viele Torleute ziehen im Flug den Ball an die Brust und langen dann auf der Körperseite? Mach es mal und schau, wo der Ellenbogen, der nun unter dem Körper ist, worauf er drückt... denke dann an René Adler und seine Verletzung.

Womit muss ich also anfangen? Klar: Fallschule. Rudimentäres Fallen kann man sich im Kampfsport abgucken gehen, sich sogar Tipps und Tricks abholen. Judo und Jujutsu sind hier sehr gute Anlaufstellen. Judorolle, japanisch Kaiten genannt sind perfekt, um einen Fall aus der Bewegung nach vorn abzufangen und im Liegen oder wieder zum Stehen sicher diesen abfangen zu können. Im Jujutsu findet man dann auch Kaiten Formen für Rückwärts, im Aikido und anderen gibt es sogar seitliche Rollen, die immer eine Abwandlung der Vorwärtsrolle darstellen.
Dann kommen die sogenannten Stürze oder normale Fallschule, Ukemi genannt - obwohl Ukemi eigentlich auch die Rollen beinhaltet, weil Ukemi die gesamte Fallschule meint. Hier geht es rückwärts, vorwärts und seitlich zur Sache, ja man lernt durch geworfen werden sogar, den Fall aus größerer Höhe gezielt und sicher abzufangen.
Einige Schulen gehen sogar soweit, hier die Fallschule auch auf Asphalt oder dem nackten Parkettboden durchführen zu lassen, einfach um diese Fallschule zu optimieren. Man beschränkt daher die Fertigkeiten nicht bloß auf die dämpfenden, weichen Matten, sondern konfrontiert die Trainierenden mit der harten Realität des Alltags.
Dies sollte man sich als Trainer ansehen. Gerade Die Fallschule des Mae Ukemi, also des Vorwärts-Sturzes oder Vorwärtsfallens kann den Torwart betreffend des tiefen Umarmungsgriffes essentiell weiter bringen. Weil er seinen Oberkörper über denn Ball bringt, die Ellenbogen geschlossen hält und dann lernt, auf den Unterarmen den Fall abzufangen, weder mit Knien und Ellenbogen aufzukommen.
Kann man lernen, sollte man tun und dan muss man es üben, üben, üben.

Bei denen, die nun seit Jahren Fehler im Fallen machen, muss man ebenso beginnen, wie bei den Kindern, in der Hoffnung, daß das bessere Bewegungsprogramm das falsche und verletzungsrisikoreichere Bewegungsprogramm nach und nach ersetzt. Man bedenke, daß es Jahre gedauert hat, bis hier ein Bewegunbgsprogramm eingeschliffen war und es wird Jahre dauern, bis ein neues Programm eingeschliffen ist - und es wird nochmals dauern bis dann alte Muster durch diese ersetzt werden.
Die klare Frage ist: Geht man diesen Weg, muss man diesen gehen?

Oft ist es daher besser, Fehler zu kompensieren. Man muss dann mit Fehlern leben, die durch falsches Training antrainiert wurden und versuchen, daß Beste daraus zu machen. Dies ist meist der Weg, der Schneller zu Erfolgen führt, wenn auch nicht optimal ist.
Hat man hingegen die Zeit und die Ruhe, kann man durchaus gezielt auf die Fallschule eingehen und durchaus einem älteren Torwart diese Sache beibringen, es ist nur ebenso mühsam und aufwendig, wie bei Kindern. Denn eine Bewegung lernt sich nicht von allein - zudem muss ich dann auch den gleichen Käse machen, der bei Erwachsenen auf Ablehnung stößt. Hechten über Hindernisse, Rollen über Hindernisse, Rumrollen auf dem Boden, etc... nur so kann ich den Körper daran gewöhnen, seine vielen Kanten und Ecken einzuziehen und rund zu werden.
Für Kinder ist das Spaß, lutig und amüsant - sie lernen mit Freunde und aus Spaß an der Bewegung. Der Erwachsene denkt darüber nach und hat daher keinen Spaß an diesen Spielen, obwohl es für diesen ebenso wichtig wäre. Ich muss es also 'verpacken' und damit ist es für den Erwachsenen Zeitaufwändiger, gleiches zu erreichen. Würde er dieses Denken und die "Ich weiß Bescheid" Mentalität abstellen, vieles wäre leichter.

Hilft also nichts, man muss die Torleute, will man an die Fallschule rangehen, auch mit dem Fallen an sich konfrontieren, aber als TwT zum Teil einfach mit gutem Beispiel voran gehen. Nicht andere machen lassen, sondern Vorbild sein.