Zitat von
nik1904
Wir haben sehr gute Bedingungen durch den Kunstrasen und einige Trainingshilfen, die wir vor der Saison gekauft haben. Darunter waren auch acht Bälle, die ausschließlich uns Torhütern zur Verfügung stehen. Ich habe nunmehr das TW-Training übernommen und mache den "Torwart-Spieler-Trainer". Nur wenn ich nicht kann, macht es der alte TW-Trainer, der leider wegen seines Rückens kaum noch was machen darf. Er hilft wohl noch in der Analyse. Es macht unfassbar viel Spaß, selber konzeptionell zu arbeiten und durch die beiden A-Jugend-Keeper sind wir immer mindestens drei Torhüter im Training, oft vier. Damit kann man sehr gut arbeiten und ein intensives Programm fahren.
Ich habe mit einem Sportstudenten aus unserer Mannschaft diese Reihenfolge festgelegt:
1. und 2. Woche: Kraftaufbau, Kraftausdauer; mit technischen Basic-Übungen beginnen
ab 3. Woche: verstärkt die technischen Aspekte einbringen und sukzessive im Kraftbereich weiter arbeiten
letzte zwei Wochen (sind wir gerade drin): neben intensivem Techniktraining die Spritzigkeit und Schnelligkeit herausarbeiten; die Jungs auch psychisch stabil machen
Ich fordere sehr starke Eigenmotivation und Konsequenz ein. Dazu gehört, dass wir uns nciht mehr nach dem Training noch 870 Bälle auf das Tor hämmern lassen, sondern auslaufen und stretchen. Auch vor dem Training machen wir nach Möglichkeit gemeinsam (so alle früh genug da sind) aktives Stretching. An Tagen, an denen wir kein Training haben, gibt es ein paar Übungen zu erledigen, um Stabilisation des Rumpfbereichs und Flexibilität zu erhöhen. Man merkt ja, ob die Jungs mitziehen und das auch zu Hause machen. Es macht ihnen tierisch Spaß, endlich mal konsequent, systhematisch und analythisch trainiert zu werden.
Ich versuche, Dinge sinnvoll zu kombinieren, die Jungs mitzunehmen sowie Kopf und Körper in Anspruch zu nehmen. Als Volltreffer hat sich die Videoanalyse erwiesen, denn damit arbeiten wir jetzt sehr viel intensiver. Ich kann von mir noch nicht behaupten, so ein guter Beobachter und Trainer zu sein, dass ich ohne das Hilfsmittel sinnvolle Rückschlüsse auf mein Training ziehen kann. Gerade bei den Basics wir Hechten, Tauchen, Werfen, Schusshaltung, Abwurf etc. gibt die Videoanalyse phantastische Möglichkeiten, um Detail um Detail zu verbessern. Es sind auch schon Erfolge sichtbar, mal größer, mal kleiner. Das motiviert!
Jede Übung hat einen Schwerpunkt, den ich setze. Das kann ein technischer Apekt sein oder Schnelligkeit oder Sprungkraft. Es geht aber auch darum, komplexe Abläufe zu automatisieren wie z.B. einen Ball abzufangen und sofort in eine Position zu gelangen, von wo aus ich das Spielfeld erfassen und die Gegenbewegung einleiten kann. Das ist besonders wichtig, weil wir in dieser Saison sehr stark am Umschalten arbeiten, wodurch sich z.B. die Außenverteidiger bei Ballgewinn durch den Torwart sofort nach vorn orientieren.
Mein Ziel ist immer, dass die Jungs inkl. der taktischen Übungen mit der Mannschaft nach zwei Stunden ihren Akku aufgebraucht haben und nicht schon nach zwei verrückten Übungen am Boden liegen. Einfach nur zu "powern" gehört selbstredend auch mal dazu und das haben wir anfangs entsprechend öfter gemacht, als die Feldspieler auch noch nicht im taktischen Bereich gearbeitet haben. Seit zwei Wochen nimmt dieser Teil mehr und mehr zu, so dass die in diese Übungen eingebundenen Torhüter noch einen Rest an Kraft und Konzentration brauchen, um das Mitspielen und Verschieben trainieren zu können.
Ich bin kein Freund davon, Torhüter wie verrückt durch die Gegend fliegen zu lassen, bevor ein sauberer technischer Ablauf wieder vorhanden ist. So was birgt viel zu viel Verletzungsgefahr und macht eingeschliffene Fehler noch schlimmer. Wie Torwarttrainings in der Bundesliga oder von Andi Köppke zeigen, liegt das Geheimnis darin, kurze Intervalle mit Belastung zu haben und davon viele, als nur wenige mit einer vollkommen praxisfernen Dauerbelastung.
Ich streue Abstoß, Abschlag, Abwurf oder auch taktische Aspekte immer mal wieder ein, um den Kopf wieder freizubekommen. Ich halte das zwar auch bei körperlich fordernden Übungen für wichtig. Doch da kann jede Erläuterung schnell zwischen Übungen mit hohem technischem Anspruch ist es noch wichtiger, damit der "Arbeitspeicher" im Kopf noch mitspielt. Solche taktischen Dinge können sich auf das 1gegen1, Positionierung bei Standards, Körpersprache o.ä. beziehen.
Ich bin mir sicher, dass ich in allen Bereichen diaktisch und analythisch noch Welten vor mir habe, die sich mir noch erschließen müssen. Jeder fängt mal an und die intensive Beschäftigung mit dem Thema bringt schon die ersten sichtbaren Erfolge mit sich. Ein bisschen ist es auch "Try" and "Error", weil man dazu neigt, zu viel auf einen Schlag zu korrigieren. Aber so ist es ja überall, wo man als Rookie mit vollem Einsatz dabei ist.