Sehr schwierige Frage...

Generell gilt: Klassische dogmatische Aussagen sind immer Bullshit (witzig, das ist auch dogmatisch)! Man muss das ganze auf jeden Fall differenzierter sehen. In einem meiner ersten Torwarttrainings (spiele erst seit 3-4 Jahren im Tor) baute mein Trainer sich am 5er-Eck auf und sagte: Geh mal in Position. Ich tat wie mir geheißen und er verschob mich für meine Begriffe viel zu weit in die Mitte. Er meinte von der neuen Position würde ich viel besser alles abdecken und käme trotzdem noch bei scharfen Bällen ins kurze Eck. Nun ja, kam ich nicht... Die ersten beiden Bälle hat er mir schön flach reingedonnert. Beim dritten bin ich dann voller Elan zum Ball gegangen und mit dem Finger im Rasen hängen geblieben (der Rest steht in nem anderen Thema, Finger war durch).
Was ich damit sagen will ist, dass man sich selber auch wohl fühlen muss. Gerade als Anfänger kann es durchaus richtig sein etwas dichter am Pfosten zu stehen als beispielsweise ein Profi das tun würde. Man muss im Training ausloten wie weit man sich von Pfosten wegtrauen kann. Klar könnte man es auch anders herum machen, aber ich denke, dass dies der sicherere, weil einfachere Weg ist. Ziel sollte es dann sein irgendwann automatisch ohne nachzudenken die richtige Position zu finden. Leider hat man nämlich selten Geodreieck, Zirkel und Taschenrechner dabei um dies vorher eben schnell auszurechnen.
Prinzipiell spielt auch die Spielsituation eine Rolle. Kommt der Verteidiger von hinten zum Stürmer und versucht noch den Ball abzugrätschen oder ähnliches, muss man ein wenig mehr in die kurze Ecke rücken, da der Verteidiger die lange Ecke abdeck/abdecken kann. Umgekehrt verhält es sich, wenn der Verteidiger zwischen Stürmer und Grundlinie steht. In solch einer Situation deckt der Verteidiger die kurze Ecke ab und der Torwart schiebt etwas mehr in die lange Ecke. Aber Vorsicht! Am Beispiel Arjen Robben sieht man, dass der Verteidiger die kurze Ecke nicht immer abdeckt. Robben schießt häufig bewusst dem Verteidiger durch die Beine in dem Augenblick wo der den langen Schritt macht um die kurze Ecke abzudecken. Das Resultat ist dann ein meist unhaltbarer Ball, weil der Torwart nicht mit dem Ball ins kurze Eck rechnet und mehr im langen Eck steht. Kein Fehler des Torwarts, aber trotzdem zu berücksichtigen. Das ist allerdings schon die ganz große Schule was Robben da häufig praktiziert. Auch für den Torwart ist es natürlich erstmal wichtiger generell die richtige Position zu finden, als direkt damit anzufangen darauf zu achten wo der Verteidiger jetzt gerade steht und was er macht. Das ist ebenfalls dann die große Schule. Im Handball gibt es zum Beispiel ganz klare Absprachen (im Prinzip die gleichen Situationen wie oben beschrieben) in welche Ecke der Torwart zu gehen hat. Das erfordert natürlich eine enorme Konzentration, vor allem da HAndball deutlich schneller ist und häufiger solche Situationen zustande kommen.