Ich bin mir nicht so sicher, ob Fuß- oder Körperhaltung des Gegners da in die Kategorie "Antizipation" fallen. In Sachen Stellungsspiel: Absolut deiner Meinung.
Antizipation bedeutet für mich vor allem taktisches Verhalten, also in erster Linie Stellungsspiel und somit das Vorbereiten einer technischen Aktion. Also auf Basis meiner Erfahrungswerte und meiner Spielintelligenz zu erkennen, wie sich eine bestimmte Angriffs- oder Verteidigungssituation meiner Mannschaft entwickeln kann und wie ich mich zu stellen habe, um darauf bestens vorbereitet zu sein.
Darunter fällt meiner Meinung nach aber nicht, auf mögliche Körperhaltungen eines Gegners im 1:1 oder in einer klaren Schußposition zu reagieren. Ich habe das mal genau so gesehen, als ich noch in der Jugend gespielt habe und damit sehr erfolgreich war im 1:1. Aber schon die erste Saison bei den Erwachsenen und allein das Training mit unserer ersten Mannschaft, von den Spielen ganz abgesehen, haben mich gelehrt, das etwas anders zu sehen.
Jeder technisch gut ausgebildete Kicker hat in solchen Situationen auch ein Auge auf den Keeper und nimmt jede Einladung in Form von Schwerpunktverlagerungen dankend an. Oder baut von Beginn an gewisse Bewegungen ein, die eine Ecke anbieten, um dann die andere zu wählen. Und nach dieser Theorie reicht ein kurzes Antäuschen des Schusses ja schon, um euch aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und während ihr noch versucht, das Gleichgewicht zurück zu bekommen, liegt der Ball schon im Netz.
Daher wird es für mich (wie gesagt, das reime ich mir so zusammen, ich kenne da keine allgemeine themenbezogene Definition) in so einer Situation zur reinen Spekulation, wenn ich auf den Gegner und nicht den Ball reagiere.
Ob man es trotzdem macht, ist natürlich eine andere Frage. Da muss jeder für sich wissen, womit er sich gut fühlt. Und gerade für Keeper, die nicht oft genug trainieren können, um ihre für sich gefühlte Maximalgeschwindigkeit erreichen zu können, mag es eine durchaus veritable Lösung sein.
Aber mit Antizipation hat das für mich erstmal nichts zu tun, weil so gut wie nie eindeutig und 100%ig erkennbar ist, was der Schütze wirklich vorhat. Ausnahmen sind gut gescoutete Gegenspieler und ehemalige Mitspieler, deren Schußverhalten man sich über hunderte Trainingseinheiten schon mal schneller einprägen kann. Bei völlig fremden Gegnern ist das für mich reines Spekulieren.