Wenn man mich schon nennt, dann muß ich auch was dazu sagen.
Sagen wir es mal so. Der FCB hat ein überragendes, außergewöhnliches und nicht wiederholbares Jahr 2013 hingelegt. Sie haben alles gewonnen und alles geschlagen, was Rang und Namen hatte. Dazu haben sie einen fantastischen Fußball gespielt. Haben die perfekte Balance zwischen Defensiver und Offensiver Spielweise gefunden. Das wird der diesjährige CL Gewinner nicht von sich behaupten können. Wie außergewöhnlich das vergangene Jahr war, wird man sicherlich erst in 20-30 Jahren wirklich erkennen können.
Da hin zu kommen, war aber extrem harte Arbeit und hier kann und muß man wohl zwei Niederlagen mal in den Fokus rücken. Das war die Pokaldemütigung durch Dortmund und das Finale Zuhause gegen Chelsea. Um deinen Satz ein wenig zu ergänzen: Potential verlangt/verpflichtet in Erfolg verwandelt zu werden. Wenn das nicht funktioniert, dann mußt du Dinge ändern. Bayern und allen voran Heynkes hat das überragend gelöst.
Chelsea ist einer der Mannschaften, die massiv unterbewertet werden in Deutschland. Das mag an ihrem Image liegen, an Abramowitch und Mourinho, aber Chelsea hat eine herausragende Fußballmannschaft und war 2012 definitiv die Mannschaft mit der größeren individuellen Klasse und des Spielerpotentials.Der - bleiben wir beim Beispiel - FC Bayern, der 2012 im Finale die deutlich überlegene, signifikant größeren Aufwand betreibende Mannschaft war, wurde geschlagen. Trotz größerer individueller Klasse gegenüber Chelsea, trotz der - das postuliere ich mal - gefälligeren Spielanlage resp. des gefälligeren Ansatzes. Trotz des vermutlich, das ist natürlich empirisch schwierig zu halten als These, größeren Spielerpotenzials.
Solche Dinge passieren im Fußball.
Und nachher wissen wir dann, dass es an adäquaten IV gefehlt hat und Tymoshuk das hat machen müssen und nachher wissen wir dann nach der EURO, dass die Kroos-Manndeckungs-Alternative falsch war (obwohl die theoretische Überlegung durchaus Sinn ergab, ziemlichen sogar, die Ausführung war nur mangelhaft),
Solche Dinge passieren nicht einfach. Fußball ist kein Glücksspiel. Das Kroosbeispiel ist aufgrund seiner Aktualität wieder einmal wunderbar. Ständig wird der arme Kerl auf die 6 geschoben. Toni Kroos ist kein 6er. Er ist noch nicht mal ein 8er. Er ist ein 10er und zwar ein verdammt guter, wenn man das Spiel ein wenig auf ihn anpasst, wie es Heynkes gemacht hat. Das ist einfach kein Zufall, dass er dann "schlechte" Spiele abliefert.
Ich stimme dir zu, dass vieles im Kopf entschieden wird. Aber Bayern hat gar nicht so ein tolles Jahr 2014 gespielt. Sie haben relativ gut angefangen, aber spätestens ab dem Augsburgspiel keine saubere Leistung mehr auf den Boden gebracht. Im Rückblick vermute ich, dass die wirklich realistische Chance den CL Titel zu verteidigen mehr gehemmt hat, als genutzt.Ich persönlich finde, dass die Saison 2012/13 eine Ausnahmeerscheinung war, die tendenziell schwierig zu wiederholen ist, insbesondere dann wenn man berücksichtigt, dass eine - zumindest meiner Auffassung nach - integrale Komponente der Leistung der Mannschaft im mentalen Bereich zu verorten war, nach diesem Trauma des verlorenen Finales "dahoam", schien der Wille doch enorm ausgeprägt zu sein, dieses Erlebnis durch einen CL-Erfolg auszumerzen.
Wenn ich jetzt noch berücksichtige, wie großartig diese Mannschaft, i.e. die Bayern 2014, über weite Strecken der Bundesligesaison und auch der Championsleague-Saison agiert hat - wobei kritisch anzumerken wäre, dass dies in der "medialen" öffentlichen Meinung durchaus überhöht und unnötigerweise glorifiziert worden ist - dann würde ich mich sehr zurückhalten über dieser Mannschaft den Stab zu brechen.
Um mal einen anderen Aspekt aufzugreifen,....
Aber natürlich: Letztlich sind das nur die Ansichten eines taktisch beschränkt-beschlagenen, Guardiola-philen, im Moment etwas frustrierten Bayern-Fans. Nur muss ich schon zugeben, dass mir dieses negative Narrativ und die mit Niederlagen offenkundig ausnahmslos verknüpften Debatten über Guardiolas Fußball-Theoreme, sehr ermüden, sehr verwundern und letztlich auch ein wenig verärgern.(Ich finde es - notabene - amüsant, dass es diese Diskussion beim BVB in dieser Form offenbar nicht gegeben hat, als man im CL-Viertelfinale ausschied. Aber vielleicht habe ich die auch nur übersehen, das ist durchaus möglich)
Der BVB ist nach dem Hinspiel ebenfalls sehr stark kritisiert worden, hat aber daraus auch die entsprechenden Schlüsse gezogen. Außerdem hat sich Kehl nicht vor die Kameras gestellt und was von einem überragenden Spiel in Madrid gefasel
Ich muß zugeben, noch nie ein Fan des cruyffchen Fußballs und seiner Auswüchse gewesen zu sein. Barcas und nun Bayerns extreme Ballverliebtheit finde ich schlicht langweilig. Dazu kommt, das gerade Barca in seinen dominanten Jahren extrem unfairen Fußball gespielt hat, sobald sie den Ball mal nicht hatten.
Wer den Schaden hat muß natürlich auch nie für den Spott sorgen, allerdings haben die Ballbesitzjunkies in den letzten Jahren keine Gelegenheit ausgenutzt zu verdeutlichen, wie überlegen doch ihr System wäre.