Was bringt es dir, wenn ich jetzt sage, dass diese Chance genau 1,89264 Prozent beträgt. Fakt ist, dass man die Chance dafür, dass ein Kind Profifußballer wird, nicht einmal ansatzweise einschätzen kann.
Man darf nicht vergessen, dass selbst in den Nachwuchsabteilungen der Profivereine nur die Besten der Besten überhaupt länger als zwei Jahre dabei bleiben. Ich habe selbst recht viel Einblick in die Nachwuchsarbeit eines Bundesliga-Vereins und dort ist es in einigen Jahren so, dass von der U17 nur zwei bis drei Spieler den Sprung in die U19 schaffen. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Zwei bis drei Spieler von knapp 26 Spielern im Kader. Das sind knapp 9 Prozent - nicht wirklich viel. Betrachtet man darüber hinaus die Tatsache, dass auch für die Zusammenstellung des U17-Kaders so "gefiltert" wird, dann wird schnell klar, dass alles - und ich meine wirklich alles - passen muss, damit ein Nachwuchsspieler es überhaupt in die U19 eines Profivereins schafft. Und wenn man sich dann einmal anschaut, wieviele der U19-Spieler den Sprung zum Profi schaffen (und ich meine nicht die Spieler, die danach in der U23 spielen und den Sprung nach oben nie schaffen), dann wird umso deutlicher: Man kann es nicht planen, Fußballprofi zu werden!
Wie wahrscheinlich hunderte Nachwuchstorhüter in diesem Alter auch. Das hat nur leider im Alter von 13 Jahren absolut gar nichts auszusagen.Unser Kind ist Torspieler und in dieser Position überdurchschnittlich erfolgreich mit ausbaubarem Potential.
Und genau das wage ich zu bezweifeln.Das ist keine eigene Überschätzung der Leistung in unser Kind, sondern eine sichtbare Feststellung.
Wenn ich den Ausdruck "Schritt wagen" in diesem Zusammenhang schon höre, dann kriege ich eine Gänsehaut. Tut mir Leid, wenn es hart für dich klingt, aber eine Lebensplanung für das eigene Kind vorzunehmen, die zudem solch weitreichende Einschritte beinhaltet, finde ich pervers.Wann soll/kann/muss der Schritt gewagt werden, die Profilaufbahn einzuschlagen?
Den Schritt wagen, Profifußballer zu werden, kann man eventuell in Betracht ziehen, wenn man in der U19 spielt, gerade sein Abitur gemacht hat und dann einen Profivertrag - oder meinetwegen einen Vertrag für die U23 - angeboten bekommt. Dann kann man darüber nachdenken, dieses "Abenteuer" zwei oder drei Jahre zu erleben, um danach zu entscheiden, wie es weiter geht. Der Unterschied zu deinen Plänen ist, dass der Nachwuchsspieler in diesem Falle nur wenig zu verlieren hat. Er hat sein Abitur in der Tasche und alles weitere kann man auch mit zwei oder drei Jahren "Verspätung" machen.
Drehen wir den Spieß doch einmal um: Es gibt immer mehr Abiturienten und diese werden immer jünger. Für "klassische" Ausbildungsberufe in einer Bank oder Versicherung reicht die mittlere Reife schon längst nicht mehr aus. Wenn man jetzt die falsche Entscheidung trifft und sich zu Ungusten der Schulbildung dafür entscheidet, das eigene King zum Profi zu "machen", kann es - nein, dann wird es - zu spät sein, bei Nichterreichen dieses Ziels auf die "richtige Bahn" zu kommen. Und jetzt schaue dir diese Perspektive einmal unter der Chance an, dass es ein Nachwuchsspieler wirklich schafft, Profifußballer zu werden. Wer sich hier als Elternteil dafür entscheidet, dass das eigene Kind lieber Profi werden soll - der Gedanke allein ist schon pervers -, der verfehlt in meinen Augen seinen Erziehungsauftrag.Die Torspieler werden in den Ligen immer jünger, siehe Leno. Wenn zu lange gewartet wird, sich für eine Profilaufbahn zu entscheiden, kann es (vielleicht) zu spät sein.
Und das nicht ohne Grund. Schau' dir doch einmal die ganzen gescheiterten Existenzen an. Wieviele von denen haben eine gute Schulausbildung. Nur die Wenigsten.Auf der andere Seite steht die Schule, die mittlerweile alles von den Kindern abverlangt und jeder spricht davon, wie wichtig doch die Schule ist.
Die Schule, klare Sache.Klar ist Schule wichtig, doch was überwiegt in diesem Moment?
"Prozentuale Gewichtung", wenn ich das schon höre. Natürlich nimmt eine Schullaufbahn auf dem Gymnasium viel Zeit in Anspruch, doch es sollte dennoch problemlos möglich sein, nebenbei erfolgreich Fußball zu spielen. Ich arbeite jede Woche knapp 50 Stunden, absolviere nebenbei ein berufsbegleitendes Master-Studium und schaffe es dennoch, jede Woche vier- bis fünfmal auf dem Platz zu stehen. Warum sollte das ein Schüler dann nicht schaffen?Stelle ich den Fußball hinter die Schule oder die Schule hinter den Fußball? Welche prozentuale Gewichtung nehme ich vor?
Es muss nicht das Gymnasium sein. Es soll das sein, was der Reife eines Kindes entspricht und wo es seine Fähigkeiten optimal entwickeln kann.Muss es das Gymnasium sein,
Siehe oben. Was spricht dagegen, auf das Gymnasium zu gehen und sich dennoch auf den Sport zu konzentrieren?reicht vielleicht nicht auch die Realschule um sich mehr auf den Sport zu konzentrieren?
Wenn ein Kind die Fähigkeiten dazu hat, auf das Gymnasium zu gehen, dann sollte es ihm nicht verwehrt werden. Mit einem Realschulabschluss ist es auf dem heutigen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sehr schwer.
Ich nicht.Wenn ich als Feldspieler Profi werden will, dann betrachte ich das als viel schwieriger, als wie wenn ich als Torspieler Profi werden möchte.
Das mag von der Anzahl her stimmen, allerdings gibt es beim Fußball nun einmal deutlich mehr Feldspieler als Torhüter. Betrachtet man das Verhältnis zwischen den Nachwuchsspielern, die Profis werden wollen, und den dafür zur Verfügung stehenden Positionen, bin ich mir sicher, dass es keine Unterschiede zwischen Feldspielern und Torhütern gibt.Begründen möchte ich das damit, dass viel mehr Feldspieler Profi werden wollen bzw. die sich als Feldspieler versuchen,
Wer sagt das? Das ist für mich nur Blabla. Warum sollte ein Torhüter mehr Mut benötigen? Hast du schonmal einen ordentlichen Zweikampf oder ein Kopfballduell "auf dem Feld" gesehen? Gehört da kein Mut dazu? Schlagen sich dort die Spieler nicht regelmäßig Zähne aus dem Kiefer oder brechen sich die Nasen?aber als Torspieler brauchst du noch mehr als nur Ehrgeiz, Disziplin und Trainingsfleiß, nämlich Reaktion und Mut.
Ich bin zwar kein Freund von Floskeln, aber es ist so, dass Deutschland ein Torwartland ist. Auch im Jugendbereich gibt es auf dieser Position eine ungeheure Leistungsdichte. Worauf stützt du also deine Aussage?Also ist es doch so, dass es "nur wenige" gute Torspieler geben kann,
Sorry, dass ich mich hier ziemlich in Rage schreibe, aber solche Eltern kann ich einfach nicht ab. Ist es vielleicht möglich, dass du dir einen Traum über deinen Sohn erfüllen willst, den du dir selbst nicht erfüllen konntest? Das ist ja leider ein bekanntes Phänomen.
Ich wage eine Prognose: Wenn du so weiter machst und dein Kind nicht Kind bleiben lässt, wird es spätestens in drei oder vier Jahren mit dem Fußballspielen aufhören. Und das zurecht.