Um mal wieder den Faden zu finden: Welche Definition legt ihr jetzt genau für einen "mitspielenden Torwart" zu Grunde? Eine offensive oder eine defensive Definition?
Wieso macht ein mitspielender Torwart bei unterlegenen Mannschaften mehr Sinn? Für mich ist eher das Gegenteil der Fall. Zumindest dann, wenn ich den mitspielenden Torwart mal anhand von 4 wesentlichen Situationen charakterisiere:

1) Eigener Ballbesitz, Gegner ungeordnet: Gehen wir mal davon aus, dass der Keeper den Ball hat (häufig entseht die Situation, wenn der Gegner einen Angriff mit Ballverlust abschließt). Ein mitspielender TW sollte dann in der Lage sein, den Ball mit schnellen Abstößen, Abschlägen oder Abwürfen in gefährliche Regionen zu bringen, um die noch nicht geordnete Defensive zu überrumpeln.

2) Eigener Ballbesitz, Gegner geordnet: Die Situation ist dann häufig, wenn der Gegner Zeit hat sich zu ordnen. Z.B. Spielunterbrechungen oder Szenen, wo ein schnelles Umschalten aus irgendwelchen Gründen unterlassen wird (z.B. weil man selbst führt). Der mitspielende TW kann hier helfen, das gegnerische Angriffspressing auszuhebeln, indem er als zusätzlicher Anspielpartner Druck von den Aufbauspielern nehmen kann indem eine Überzahl geschaffen wird.

3) Gegnerischer Ballbesitz, Defensive ungeordnet: Hier heißt es, wachsam sein auf lange Bälle, die man selbst in Situation 1 spielen würde. Bestes Beispiel: Neuer gegen Algerien.

4) Gegnerischer Ballbesitz, Defensive geordnet: In dieser Situation fällt mir keine wirkliche Rolle für den mitspielenden TW ein. Vielleicht ist Wachsamkeit vor Verzweiflungsaktionen (langer Ball, weil man keine Lücken findet) hier zu nennen. In meinen Augen aber die Situation, in welcher der mitspielende TW am wenigsten zur Geltung kommt.

Also ich würde jetzt tendentiell dazu neigen, dass mitspielende Keeper für überlegene Mannschaften wichtiger sind.

Zum Thema WM: Ich denke mal, die Reduktion der Tore ab dem 1/4-Finale ist vor allem auf das angeglichenere Niveau zurückzuführen. In der Vorrunde trifft man auf "Kanonenfutter", kann zudem ein Gegentor oder sogar eine Niederlage immer noch kompensieren. Später kann jedes Gegentor das Aus bedeuten, eine Niederlage ist nicht mehr zu korrigieren. Da spielt man automatisch vorsichtiger, rettet sich zur Not lieber ins Elfmeterschießen.

Zurück zum Thema und zur Frage von Icewolf: Das ist auch bei mir die große Frage. Man hat es probiert mit Mielitz, was legitim ist. Es war ein Risiko, hätte aber klappen können. Zum Winter seiner ersten Saison, spätestens zum Sommer 13 hätte man reagieren müssen, zumal es taugliche Kandidaten auf dem Markt gab. Man ist aber erneut das Risiko eingegangen und musste es dann mit Wolf probieren. Auch bei ihm waren gute Auftritte m.E. aber Mangelware. Das hat man über die ganze Rückrunde 2014 aber nicht erkannt und ist im Sommer erneut das Risiko eingegangen und wieder auf die Klappe geflogen. Letztlich ist man also in mindestens 4 Situationen, in denen man selbst als Gelegenheitszuschauer von Außen die Befürchtung geäußert hat, dass Bremen keinen BL-tauglichen Keeper hat, das Risiko gegangen, es trotzdem zu versuchen. Fehler kann man machen und daraus lernen. Wenn man die Fehler aber immer wieder macht, ist man dumm. Vielleicht ist das größte Problem, dass man immer mit blauem Auge (Klassenerhalt) davongekommen ist.