Klar, dogmatisch sind immer nur die Anderen
Ich habe in meine Votum klar differenziert. Es gibt die Situation, in welcher Tauchen zu langsam ist. Für diese Situation muss der Torhüter schnelle Reflexe mit den Beinen haben, das ist vor allem im 1 gg 1 oder bei sehr nahen Abschlüssen der Fall, wo man immer mal wieder Torhüter sieht, die sich auf seitlich von einem relativ zentralen Ball "wegschmeissen"um dort hintauchen zu können. Dann springen sie entweder Unnerstall-mässig über den Ball drüber oder lassen ihn wegprallen, der zweite Ball liegt dann im Tor. Da ich nicht davon ausgehe, dass diese Torhüter dumm sind oder einfach showmässig fliegen wollen, gehe ich jeweils davon aus, dass ihre Torwarttrainer ihnen die Reflexe mit dem Fuss abtrainiert haben weil "eine Fussabwehr imme rnur eine Notlösung sein kann" (viel dogmatischer geht's gar nicht, ein solcher Satz in den Ohren eines Kindes wird zur unumstösslichen Wahrheit, ungefähr so werthaltig wie "wenn er rauskommt, muss er ihn haben" oder "den Ball im fünfer muss der TW haben" und dergleichen mehr.
Das Argument mit dem zweiten Ball gilt für beide Techniken. Einen wirklich harten Ball aus kurzer Distanz kann man auch bei Training bis zum Abwinken nicht mit 100% Sicherheit mit tauchen festhalten, man sieht ja weiss Gott auch bei den besten Hütern auf höchstem Level, wie diese Bälle oftmals prallen oder wie sie für wirklich harte, schnelle Schüsse von Anfang an nur mit der ballnäheren Hand tauchen und von Anfang an den Abpraller einkalkulieren. Das Argument ist in dem Bereich grösstenteils Dogma. Man kann immer sagen "ja aber hätte er nochmal 5 Stunden Pro Woche nur schnelles tauchen traniert, dan hätte er dan Ball bestimmt festgehalten" zum Ausdruck kommt aber primär ein vom Wunsch her geprägtes Denken.
Gleiches gilt für den zweiten Ball. Bei der Fussabwehr ist man im Hürdensitz, beim tauchen liegt man seitlich, "tot" ist man in beiden Fällen. Und zu argumentieren, dass Körperbau und Talent für den Entscheid, für oder wieder die eine oder andere Technik keine Rolle spielen, muss man wohl auch zwischen D-Jugend und "fertigem", erwachsenen Torhüter unterscheiden. Klar bringt man den kleinen Stoffels die abstrakt betrachtet "beste Technik" bei, doch über die Jahre und Jahrzehnte der Spielpraxis zeigen sich Talente verschiedener Art, welche man einem Torhüter einfach nicht abtrainieren darf. Diesen Fehler machen zu viele twT, weil sie oftmals den gerade in der Mode befindlichen Dogmen nacheifern und ihren Torhüter noch in einer Weise formen wollen, die bei einem fertigen Torhüter nicht mehr geht. Ich erinner mich da an Thomas Kraft bei Bayern, der plötzlich aus dem 16er rausgeflogen kam und versuchte, mit Kung-fu sprüngen die Bälle vor dem Gegner zu klären. Oder Wise und Weidenfeller, die zunehemden versuchen, Steilpässe abzulaufen usw. man sieht von weitem, dass sie das nicht in der richtigen Phase ihrer Torhüterentwicklung gelernt haben und darin nicht mehr wirklich gut werden.
Gut ausgebildete Torhüter, die effektiv zu oft mit den Beinen zum Ball agieren, gibt es praktisch kaum, d.h. in dem Bereich muss man sich wenig sorgen machen, was aber zu oft vorkommt, auch bei sehr guten Torhütern, sind Torhüter, die einen leicht zu parierenden Ball ins Tor lassen, weil sie einen Moment zögern, den Fussreflex abwürgen und stattdessen (zu spät und zu langsam) tauchen.
Wie gesagt, man muss differenzieren, wie weit ein Torhüter schon ist und seine Talente beachten. Für den Rest dürfte die dogmatische Herangehensweise nicht so schlimm sein. Hauptsache der TW kann eine dieser beiden Notfalltechniken gut anwenden.