Wie schon analysiert kann die Defensive keinen Druck auf den Ball ausüben, wenn die Kette mit dem Gesicht zum eignen Tor verteidigen muß! Der Torwart ist dabei die ärmste Sau, weil er die Folgefehler auszubaden hat! Denn während der Gegner bereits mit hohem Tempo aus der eigenen Hälfte sprintet, weil er den Paß erahnt, müssen sich die eigenen, hoch stehenden Abwehrspieler sich zunächst umdrehen, bevor sie Tempo aufnehmen können. Es entwickelt sich in aller Regel daraus eine Großchance, bei der man die Mithilfe des Gegners (wie bei einer Standardchance mit dichter Staffelung in der zentralen Achse) nicht benötigt.
Ja, es stimmt schon, dass der Krach der Zuschauer manchmal ohrenbetäubend ist. Aber der Trainer kann dennoch taktisch korrigierend eingreifen, wenn er (z.B. bei einer Verletzungspause) Spieler zur Seitenlinie holt, bzw. den eingewechselten Spielern Botschaften mitgibt. Wenn es keine Einwirkungsmöglichkeiten gäbe, dann würden die Trainer ihren Stuhl nicht verlassen und man bräuchte keine Coachingzone für sie.
Aber auch die Mitspieler haben durchaus Gelegenheit sich durch kurze klare Kommandos oder Zeichen auszutauschen. D.h. man muß nicht erst warten, bis das Tor gefallen ist, wenn es sich aufgrund unvollständiger Lösungen bereits anbahnt. Auch der TW kann den Arm anheben als Zeichen, dass er den Ball aufnehmen will. Das ist gerade dann wichtig, wenn der ballnahe Mitspieler nicht weiß, was hinter im los ist! Der Torwart ist in der vorgenannten Situation der Einzige, der das Spiel im ballnahen Raum scannen kann, um eine Lösung zu finden. Es ist schon richtig, dass die Abwehr diesen Vorteil nutzt. Wenn es nur diese Situation wäre, bei der Bürki nicht gut mit dem Ball am Fuß agiert, sollte man ihm dies nicht weiter nachtragen. So aber muß man daran arbeiten.
Aus taktischen Gesichtspunkten wird immer wichtiger, dass sich Torleute und TW-Trainer in der Spielanalyse mit taktischen Fragen beschäftigen, die über das reine TW-Stellungsspiel hinaus gehen. Bislang war es meist so, dass der TW-Trainer sich mit individuellen Fehlern der Feldspieler kaum auseinander gesetzt hat, weil er dies als ein latentes Problem über das gesamte Spiel betrachtet hat, auf das es sich einzustellen gilt. Bisher war man der Meinung, dass ein hohes Maß an Konzentration ausreichend sei, um allen anfallenden Aufgaben gewachsen zu sein. Man ging davon aus, dass der Torwart als Spezialist zu sehen sei, dessen Aufgaben losgelöst von der Mannschaft zu betrachten sei.
Dieses klare Bild hat sich jedoch verändert. Zunächst ging es darum, Rückpässe oder ausserhalb des Strafraums abgefangene Flanken ohne Gegnerdruck gut zu verarbeiten. Auch heute finded man Vertreter dieser klassischen Form des Mitspielens. So sagt Jörg Daniel, dass es die Aufgabe der Feldspieler sei, sich um gute Spieleröffnungen zu kümmern. Ergo sollen auch die den Ball selbst unter Gegnerdruck gut nach vorn spielen können. Durch das verbesserte Gegenpressing kommt jedoch vermehr der Keeper die Aufgabe zu, auch unter Gegnerdruck einen Ball zügig zu verarbeiten. Findet er keine gute Anspielstation, so ist der Ball meist schon beim 3. Ballkontakt wieder beim Gegner, weil sich sein Fehler bei der Spieleröffnung fortpflanzt.
@Anadur! Wenn es dir Freude bereitet, dann könntest du dafür mal ein paar Bilder hier hinein stellen, bei der man zwischen guten Spieleröffnungen dank ausreichender fussballerischer Technik und schlechten Abspielen aufgrund unzureichender Technik des Keepers unterscheiden könnte.
Daraus folgte mein Hinweis, dass ich den TW-Trainer perspektisch in der einer Doppelrolle als TW- und Co-Trainer sehe. Denn es gibt nun einmal "überlappende" Themenfelder zwischen Mannschaft und Torwart. Um auch hier besser zu werden, kann man sich nicht mehr allein darin bestätigt sehen, beim Gegentor einem, bzw. mehreren Spielern oder dem Torwart individuelle Fehler zu unterstellen. Denn wir wollen ja, dass es sich nicht genauso wiederholt, weshalb Optimierungsmöglichkeiten in alle Richtungen gehen müssen.
Ich teile eure Meinung, dass ein Torwartwechsel hier allenfalls ein Bauernopfer wäre. Wie sagte Otto Rehhagel einst: "Gute Taktik ist, wenn du gewinnst!" Da scheint der "Schwarze Peter" beim Boss selbst zu liegen oder wie seht ihr das?