Naja, halten wir mal fest: Die Aussage, auch hier im Forum, daß Bürki zu weit vor dem tor stand, kann man so nicht stehen lassen, darf man auch nicht, denn im Endeffekt passiert seine Parade eigentlich vom Timing her korrekt, mit korreter Fussarbeit - das alles ist absolut vorbildlich und könnte einem Lehrbuch entpsrungen sein.
Alles super!
Nur dann eben, es ist wie immer: Der Ball ist über der Körperachse! Damit meine ich die Linie von der Mitte des Beckens zur Mitte des Scheitels, also bem stehenden Menschen die völlig zentrale vertikale Achse durch den Körper.
Du kannst nur mit der Leithand sicher agieren, wenn der Ball unter oder genau auf dieser Linie ist. Überschreitet der Ball diese Linie, diese Achse, ist das Übergreifen effektiver.
Das ist so ein Stück egal... niemand würde versuchen, mit der linken Hand nach einem Glas zu greifen, daß rechts von Ihm steht - wenn er beide Hände frei hat. Das ist ergonomischer Blödsinn und nicht mal der Linkshänder macht das. So greifen wir auch instinktiv zu Dingen über uns mit der Hand die richtungsgebunden ist: Linksüber uns, linke Hand, rechts über uns, rechte Hand... Auffällig wird es dann im Bereich der Beine: Greifen wir rechts hoch und müssen uns strecken, dann entlasten wir das rechte (!!!) Bein und holen ein paar Zentimeter raus. Würde man das gleiche versuchen, rechtes Bein, rechte Hand, wir kommen nicht dran, nur mit linkes Bein, rechte Hand erreichen wir diese Centimeter... Warum?
Es ist die diagonale Muskuläre Arbeit im Rücken. Wir können nicht Muskeln strecken, nur zusammen ziehen. Sprich wenn ich mich strecken will, muss ich irgendwo ziehen.
Das heißt ist kann nur die rechte Schulter ein Stück höher bekommen, wenn ich den linken Schulterteil dafür runter ziehe. Ich kann das rechte Bein nur länger bekommen, wenn ich dafür die linke Hüfte hochziehe. Du liest aber schon was passiert: Ziehe ich beide Seiten links zusammen, dann kann ich die Krümmung der Wirbelsäule nicht verhindern, sie wird gekrümmt... meine Hand wird daher nicht länger, sondern wird sogar ein Stück seitlich vom objekt wegbewegt und kürzer.
Reiche ich also hoch, dann muss ich z.B. links die Hüfte hoch ziehen, damit rechts die Hüfte runter geht und das rechte Bein ein paar Centimeter bekommt. Damit die Wirbelsäule aber gerade bleibt, muss ich nun den rechten Schultergürtel runter ziehen, damit der Schultergürtel links hoch geht, und der linke Arm ein paar Centimeter länger wird... dann erreiche ich die Kirsche oben im Baum.
Nun stehe ich in der Luft nicht, das heißt dieses ziehen und zerren der Muskulatur beeinflusst mich viel, viel stärker...und immer noch: Ich kann keine Muskulatur verwenden, etwas zu strecken, sondern ich muss 'ziehen', also Muskeln verkürzen... daher kommt die "Flugbanane" bei Bürki, die man so schön sieht... er zieht auf der linken Seite alles zusammen und versucht, dait länger zu werden, wird aber in Wirklichkeit kürzer, weil die Wirbelsäule jetzt gekrümmt und damit kürzer wird. Ist ergonomisch einfach so, sollte ein guter Tw Trainer einfach wissen. Flugbanane ist schei..e...
Zudem auch hier wieder... wäre der Ball unterhalb der Achse seines Körpers gewesen, dann ist alles gut... so aber ist der Ball in der Fluglage dann am Ende über dieser Achse und damit die Entscheidung mit der Führhand nicht wirklich gut, Du erreichst den Ball damit nicht gut, weil: Keine diagonale Spannung, und damit keine Streckung möglich.
Stehst Du genau unter dem Ball und musst nur gerade hoch springen, dann ist die Führhand gut, reicht locker - jedenfalls bei den meisten Torleuten. Hier aber geht es um eine Flugparade, also eine Parade, die von einer basllistischen Flugbahn abhängig ist (Ja, auch hier wieder: Gravitation gilt für Torleute und Tw Trainer ebenso wie Newtons Gesetze)... und dabei sieht man schön, wie einfach die Achse des Körpers am Ende so liegt, daß der Ball darüber ist... und weil man in der Luft nicht "hochreichen" kann, weil nichts da ist zum Abstützen, reicht es nicht.
Beim Übergreifen wird Bürki hier erstens in der Luft stabiler, zweitens erreicht er mehr Reichweite und kann so den Ball 100% sicher über die Querlatte heben... und es steht weiterhin 0:0... so aber haben die Bayern Glück, weil wieder ein Torwart da ist, der nicht Übergreifen kann oder vielleicht sogar soll... dann musste mit solchen Toren leben.
Dann musste einfach sagen: "Er soll nicht übergreifen, daß ist nicht gut und dann fallen diese Tore. Fertig!" dann ist aber eines klar: In solchen Spielen darfst du dann keinesfalls den verlorenen Punkten und vielleicht sogar dem verlorenen Meisterschaftskampf hinterher heulen.
Denn Du hast nur verloren, weil der torwart aufgrund DEINER Philosophie (darf nicht übergreifen) oder eben seiner Ausbildung (soll nicht übergreifen, nie gerlent) schlicht diese Dinge nicht alten und nicht holen kann.
Und halten wir mal fest: Bürki war an dem Ball mehr als deutlich dran. Das ist so ein mieses Gefühl, weil im Endeffekt spürst Du, daß du den Ball hättest halten können!
Ich bin nicht gern bei Lothar Mattäus, weil der über Torleute gern viel und Bullsh.t erzählt... aber hier muss ich ein Stück weit beistimmen: Ja, den Ball kann man als Torwart halten. Insbesondere, wenn man sich als Torwart eben ChampignosLeague, internationale Klasse und Meistertitelambitionen auf die Fahne schreiben möchte.
(Sorry, Thomas Schlieck, Du kannst gern widersprechen - aber hier lasse ich mich NULL erweichen. Hier geht ergonomie einfach gegen Philosophie!)