@Übergreifer: In Situationen, in denen der TW bewusst oder ungeschickt "nachgreift" um ein Tor zu verhindern, gab es auch bisher schon regelkonform Rot. Niemand hat die SR dafür wegen Doppelbestrafung kritisiert, weil ein solches kalkuliertes Vergehen eben rotwürdig ist. Bestes Beispiel: Weidenfeller gegen 1899 am letzten Spieltag. Hier gab es völlig zu Recht rot.
Jetzt beantworte aber mal für dich selbst: Wie oft passiert es im Spiel, dass du rauskommst und dem Stürmer ganz knapp den Ball vor den Füßen wegschnappst? Davon gibt es vielleicht 5-6 Aktionen pro Saison, in meinem Fall bin ich in der abgelaufenen Saison einmal zu spät gekommen (Gelb+Elfmeter). So in der Art würde ich auch die "Erfolgswahrscheinlichkeit" eines solchen Wagnisses einschätzen (70-85%, alles andere ist entweder sicher oder zu riskant). Aber was ist bisher gewesen, wenn der Risikofall eintritt? D.h. in den (umgekehrt) 15-30%, in denen man zu spät kommt. Bisher war es so, dass es gelb gibt (verkraftbar) und eben Elfmeter. Das passt vom Verhältnis her ganz gut, weil bei diesen Erfolgsaussichten viel dafür spricht, das "geringe" Risiko in Kauf zu nehmen.
Doch was ist nun? An den Erfolgsaussichten ändert sich nicht viel, aber im Misserfolgsfall wird die Szene zwingend mit Rot geahndet. Ich falle also für den Rest des Spiels und die nächsten Spiele aus. Damit verschiebt sich das akzeptable "Grenzrisiko". War es bisher so, dass 80% Sicherheit, den Ball zu erwischen ausreichten, würde es in Zukunft wohl eher Richtung 95-99% gehen.
Da wir auf dem Platz alle keine Taschenrechner dabei haben wird der reale Effekt folgendes sein: Verunsicherung, Zögern,... Vielleicht wird das sogar dazu führen, dass man mehr Fouls begeht als zuvor, weil man bei "sicheren Bällen" ins Zögern kommt ("Den krieg ich... Naa, erstmal gucken, nicht das ich rot bekomme... Doch, den hol ich mir!..." - Zu spät).
Das sind die entscheidenden Situationen. Kalkuliere ich das Foul ein, ist rot nach wie vor die Karte der Wahl. Aber ein unbeabsichtigter Zusammenprall, der zustande kommt, weil der Ball nicht da ist, wo ich ihn angreifen wollte (z.T. durch bewusstes Handeln des Angreifers) ist mit einer roten Karte kaum vereinbar.
@ HannSchuach: Es wäre wohl schon ein enormer Aufwand. Ich weiß nicht, wie die Kreisstruktur bei euch so ist (Mannschaftsdichte/km²) aber bei uns ist sie schon dicht. Allein in meinem Fussballkreis gibt es 7 Ligen (1 Kreisliga A, 2 Kreisligen B, 4 Kreisligen C) mit ca. 90 Mannschaften. Das sind dann jedes Wochenende 45 Spiele. Ich kenne die Statistiken nicht, aber wenn es in 3 Spielen 1x Rot gibt und davon vielleicht jede Dritte mehr als 1 Spiel Sperre braucht, kommt man schon auf 5 zu verhandelnde Aktionen pro Spieltag (=Woche). Und da die bisherige Lösung mehr oder weniger verwaltungsfrei abläuft, ist es ein wohl nicht zu stemmender Mehraufwand... Ich wäre ja schon mit Standard-Strafen für gewisse Aktionen zufrieden.




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