@motörmatze

Ich denke mal mit deinen 36 Lenzen und zig Jahre Torwarterfahrung wirst du dich zwar beim Kauf beraten lassen, aber letzendlich dich in deine Kaufentscheidung nicht von irgendeinem Verkäufer dreinreden lassen.

Im Nachwuchsbereich hat sich allerdings einiges verändert. Da wird, wenn überhaupt bei der allerersten Ausstattung auf den Preis geschaut. Wenn später die Eltern das Geld für teure Handschuhe nicht ausgeben wollen, sind es die Großeltern oder Onkel und Tante.

Später dann wird verglichen, wer welche Handschuhmarke trägt. Natürlich spielt es auch eine Rolle, was für Handschuhe das Idol bevorzugt.

Am schlimsten sind dann noch die Fingersave-Handschuhträger Marke "Kopfkissen". Können fast keinen Ball fangen, weil sie in den dicken Dingern den Druckpunkt fast gar nicht spüren. Aber die müssen ja so dick sein, damit es nicht weh tut, wenn der Ball mit entweder ganz ausgestreckten, ganz am Körper anliegenden oder ganz seitlich bzw. ganz über den Kopf ausgestreckten Armen prallt.

Kein Mensch zeigt ihnen, wie man einen Ball fängt!

Dann will der neue Trainer, dass man den Ball beim Abschlag so weit wie möglich drischt, aber das verdammte Ding fliegt beim Abwurf fast immer zu kurz, sodass der Ball beim Wurf auf das Schienbein statt auf dem Fuß landet.
Aber kein Trainer sagt ihnen, dass es an der Konstruktion der Fingersave-Handschuhe bedingt schwierig ist den Ball so zu werfen, dass er beim Abschlag auf dem Fuß landet.

Ja, davon hat der Verkäufer nicht gesprochen. Nur das sich bei diesem hervorragenden Grip "der Ball fast von allein in die Handschuhe" fällt.

Die Kunst der Werbung besteht darin einem Produkt einen höheren Wert durch nicht hinterfragte bzw. schwer wiederlegbare Nutzenargumente zu erzeugen. Eine wesentliche Rolle dabei spielt auch die Verpackung. (so ist z.B. bei vielen Tütensuppen die Herstellung der Verpackung teurer als der Extrakt des Inhalts. Man kauft meistens die Pizza, deren Farben auf der Verpackung besonders stark leuchten, weil man meint schwache Farben würden für einen faden Geschmack stehen.)

Tagtäglich fallen viele Menschen auf Werbung herein und werfen schwer verdientes Geld aus dem Fenster. So manches Kinder- und Jugendzimmer ist voll mit Bällen, Tricot, Fussballschuhen, Torwarthandschuhen. Spätestens in der D-Jugend weiß man schon gar nicht mehr wohin mit den ganzen Medaillen, Urkunden und kleinen Pokalen.
Wenn dann ein blöder Trainer als Brüllaffe auf der Bildfläche erscheint, die Eltern plötzlich Stress machen, weil man trotz teurer Handschuhe unnötige Tore kassiert hat, dann hat es sich mit dem Grip, dem Fingerschutz oder sonstigen Versprechungen. Selbst das Idol und der Lieblingsverein kann einem plötzlich gestohlen bleiben. Das Bild aufs Equipment verändert sich binnen weniger Wochen und Monate.

Der Glaube versetzt Berge - aber nur solange man sich im Erfolg badet! Denn die Handschuhe werden ja nur von den Stars präsentiert, nicht von den vielen, die jedes Wochenende mit den nahezu gleichen Handschuhen zig mal daneben greifen.

Wohl dem, der einen guten Ratgeber an seiner Seite hat und beim Kauf seiner Torwartausrüstung mit ausreichend Hintergrundwissen realstisch ans Werk geht.