Torbinho,
das auseinander setzen mit dem Zonenspiel ist etwas, was man seit einigen Jahren in der Ausbildung stark forciert.
Natürlich sind die Lösungsansätze wirklich klasse, aber ich für mein Dafürhalten, möchte einen Torwart eben nicht wie im Handball auf eine reine "Rückprallwand" deklassieren.

Auch ist das reine Zonenspiel oft mit Ausnahmen bestückt, z.B. in der Balleroberung, wo dann in der Standzone gekippt wird, ja sogar abgedrückt wird.
Zudem verleitet es Torleute und deren Trainer, jede Situation in eine Zone 'einzuteilen', anstelle das Stellungsspiel allgemein zu prüfen.
Nicht mal DFB Auswahltorleute denken nach, in welcher Zone diese sich befinden, ob diese Kippen oder Abdrücken sollen... Sie müssen es tun, müssen die Bälle holen.

Oft verkommt der tolle Ansatz zu einer Art Allheilmittel.

Anstelle also nach Zonen schaue ich gemäß dem Grundsatz "optimale Position und Distanz" auf das Stellungsspiel des Torwarts.
Zum Beispiel gibt es widersprüchliche Auslegungen beim 1 gg 1 gegen einen Offensiven, wenn dieser sich in der Abdruckzone nähert, weil dabei die Gefahr besteht, daß eine Bogenlampe kommt. Dies halte ich für einen netten Ansatz, doch den Torwart dann auf der Linie oder sagen wir 4 5 6 Meter vor dem Tor halten zu wollen, entbehrt einfach oft einer Logik - wird aber im Zusammenspiel mit dem Zonentraining rege diskutiert, von einigen Ausbildern sogar so empfohlen.
Nach dem Motto:
Das Ding ist eh drinn, da kannste auch auf der Linie bleiben und einen schönen Hechter machen, dann stimmte zumindest dein Zonenspiel!
Auch werden Wechsel der Zonen zu selten in Betracht gezogen, denn wenn ein Torwart eine Torverkleinerung macht, dann bewegt er sich in der Regel nicht mehr rückwärts. Sprich wenn er rund 5 Meter vor dem Tor an der Kippzone steht, der Stürmer weiter in die Standzone geht, dann läuft der Torwart bestimmt nicht zurück zum Pfosten und erklärt seine Standzone für gesichert.
Trainer werfen dann aber vorschnell einem Torwart in der Situationen ein fehlerhaftes Zonenspiel ein.

Ich finde daher den Ansatz von Jörg Daniel seinerzeit klasse, zeigte er das Prinzip "optimale Position und Distanz" sehr deutlich und sehr einprägsam, aber daraus nun ein Zonenspiel zu machen, ist ein wenig - naja... sicherlich ist es ein toller Ansatz der Ausbildung zum Stellungssspiel, keine Frage.
Aber für mich gibt es viel Dinge, die da mir zu dogmatisch sind.
Ich verlange z.B. in bestimmten Situationen die Aufgabe des kurzen Pfostens und ein Verschieben des Torwart in Richtung Tormitte, so daß der Torwart plötzlich nicht mehr "Standzone", dafür "Kippzone" von der Reichweite und Technik hat, aber bei einer Flanke, die nun kommt, hat er Lauftechnische Vorteile.
Sprich in diesen Situationen schafft ein 'vergrößern' der Torfläche vielleicht ein kalkulierbares Risiko, weil die Fläche des Tores theoretisch größer wird, aber die Reichweite und taktisch wertvolle Lufthoheit des Torwarts wird durch diese Maßnahme gestärkt.

Für mich als Trainer sind daher die Zonen etwas, was ich weiß, aber nicht unbedingt etwas, wonach ich trainiere. Andere legen da sehr viel Wert darauf - hingegen die Torleute da oft nur mit dem Kopf schütteln, weil im Spiel einfach genau diese Dinge nicht so vorkommen.

So, meine Meinung.