Letztendlich entsteht Spaß doch nur, wenn ich auf dem Platz stehe. Das siehst du doch selbst bei Feldspielern, wobei es da noch abgeschwächt ist, weil man noch für 10 Minuten eingewechselt werden kann bzw. auch mal reinrotiert. Beim Torwart spielst du oder der andere. Kurzfristig sorgt ein Konkurrenzkampf für Leistungsschübe, aber die gehen genauso schnell in die andere Richtung, wenn der Kampf kein Ende findet.
Für dein Modell gibt es empirisch nicht ein Beispiel, wo es funktioniert. Ein etwas martialisches Beispiel sind Kriege, wo am Anfang immer Euphorie und Siegeswille mitschwingt, was aber nachlässt bzw. sich ins Gegenteil verkehrt, je länger es dauert.
Ein besseres Beispiel - welches ja auch oft auf den Sport übertragen wird - ist die Wirtschaft. Auch da gibt es keine Konkurrenzkriege über Jahre. Da ist es nicht so, dass sich die Top-Unternehmen je Branche darum prügeln, der Marktführer zu werden. Vielmehr arrangiert man sich in seinem Segment, greift lediglich sehr bedacht an und ist sich aber dennoch bewusst, dass Stillstand die aktuelle Position gefährdet und man dann von anderen überholt wird. Aber das ist genau das, was ich mir vorstelle auf der TW-Position: Eine verteilte Hierarchie mit einem gewissen Kredit, aber dennoch ein Umfeld, in dem sich niemand ausruhen kann. Und wie gesagt: Letzteres entspricht auch nicht dem Naturell des TW.
Konkurrenzkampf wie du ihn forderst führt letztlich - ungeachtet der Psyche - dazu, dass Torhüter auf der Bank sitzen, die zu gut dafür sind. Und das geht niemals auf Dauer gut, wenn man Ansprüche an sich selbst hat. Dem "Lusttorwart", den du beschreibst, könnte man auch vorwerfen, dass er zu wenig aus seiner Karriere macht, weil er in einem Konkurrenzkampf feststeckt und diesen unbedingt führen und gewinnen will. Nun gibt es aber durchaus Beispiele, wo Keeper ihre Karrieren gerade dadurch vorangetrieben haben, indem sie solchen Kämpfen aus dem Weg gegangen sind.