TW-MiK,
fahren wir das mal bitte runter. Ernsthaft hat niemand gesagt, er sei der zweite Neuer. Wir dürfen nicht vergessen, daß das offensive und bei hoch stehender Abwehr auch ein wenig aggressive Spiel der Torhüter irgendwo die derzeitige DFB Philosophie ist. Sprich man treibt den mitspielenden Torwart ein wenig auf die Spitze - vielleicht auch aufgrund des Neuer-Hype. Schaut man sich Leno an, Ter Stegen oder auch Trapp - nein, die machen es nicht, aber hinter einer hoch stehenden Kette arbeiten diese gut bis sehr gut. Vergleiche das mit Horn, mit Fährmann.... und das sind jetzt die Torleute, die spielen.
Was ist mit den Torleuten, die dahinter stehen?
Ulreich, über diesen haben wir sogar einen eigenen Topic - wenn der jetzt spielt, fangen einige Ultra Bayern Fans zu beten an. Man kann einfach immer Torleute auch schlecht reden. Ulreich macht einfach Fehler - WEIL er nicht spielt. Er kann nicht Nervosität mit Routine kompensieren, er kann nicht bestimmte Dinge mit Erfahrung kompensieren... Ja, letztendlich, er muss sogar besser wie Neuer sein, will er diese Leistung erreichen - weil Ihm einfach die Gewohnheit und Erfahrung der Spieltagspraxis fehlt.
Wir sehen daher keine Gurke, sondern wir sehen Auswirkung.

Wellenreuther selbst war ja nun auch keine Gurke, denn letztendlich hat er sich ja auch in den Junioren Nationalmannschaften bewiesen und dort gespielt, er repräsentiert daher ein wenig DFB Ausbildungsstandard. Problem ist nun: Als er dann spielte, spielt er gegen Spieler von internationaler Klasse, mit mehr Erfahrung als die Juniorenauswahlen aufwiesen. Es ist daher für Ihr schwer gewesen. Zudem waren da auch für mich einige Unzulänglichkeiten zu erkennen, die verhinderten, daß er bestimmte Tore verhindern konnte, verhindert hat.
All das wirft für mich immer Fragen auf, ob man wirklich Tw Ausbildung, wie es viele tun, standardisieren sollte und standardisieren darf. Frage man Jörg Daniel, der sicherlich einen der größten Einflüsse auf dieses Projekt hatte und hat - ist just das Gegenteil der Fall. Man wollte Orientierung geben, wollte helfen, bestimmte Dinge zu zeigen und dann Ausbildung für Torleute zu optimieren - keinesfalls aber, diese gleichzuschalten. Doch letzteres passiert.

Beispiel: Foletti - der Schweizer Nationaltorwarttrainer ist in aller Munde, ebenso auch seine Ausbildung. Bürki, Sommer, Benaglio und demnächst auch andere... Sie spielen in der Bundesliga, und Trainer besuchen seine Lehrgänge.
Tw Training auf Schalke wirkt in vieler Hinsicht wie eine Kopie des Foletti Trainings derzeit, als wäre der Tw Trainer bei Foletti in die Lehre gegangen. Schalke ist da keine Ausnahme, wie unser neuer Bundestorwarttrainer der Damen bestätigen wird, dessen Arbeit wir auf youtube/facebook ebenso verfolgen konnten.
Sprich der Einfluss ist da und ist klar.
Jetzt stellt sich für mich die Frage: Welchen Einfluss hat das Tw Training auf den Torwart? Problem ist, daß Tw Training immer individuell ist und sein muss. Doch in der Praxis ist es immer Gießkanne - Du kannst das nicht individualisieren, aber man müßte.
Beispiel: Nehmen wir Timm und Tom. Timm ist gut in der Strafraumkontrolle, ein TopFussballer; Tom hingegen ist bärenstark auf der Linie und im Eins gegen Eins.
Der ideale Torwart wäre eine Synthese aus beiden, aber Erfahrung lehrt, daß es das nicht gibt. Klar, Timm holt auch auf der Linie viele Bälle, aber so den ein oder anderen, den läßt er einfach aus... im Eins gegen Eins ist sein Verhalten suboptimal, oft schirmt er das Tor nicht ab, und wird daher gelocht oder schlicht ein Ball geht sehr nahe an den Beinen vorbei ins Tor.
Tom hingehen ist zögerlich bei Flanken. Logisch, er holt einige davon, aber nicht wirklich die Kann Bälle. Er könnte, ja in einigen Situation müßte er das sogar - aber er tut es nicht. Auch unter Druck schlägt er lieber die Bälle, anstelle dann einen Druckpass zum freien Mann zu spielen, auch vor dem Strafraum agiert er zögerlich und nicht rasch genug.

Wer von beiden spielt jetzt und wer von beiden würde unter einen bestimmten Programm profitieren? Nehmen wir Foletti, profitiert eher Timm davon, weil die Zielverteidigung zwar nicht im Fokus steht, aber eins gegen eins. Tom kann das, setzt es klasse um, aber er hat darin Routine. Für Timm ist das immer richtiges Training und daher wird er da besser... nur seine Zielverteidigung bleibt aussen vor.
Die Ballspieleinlagen sind bei weitem nicht im Training nachstellar in dieser Form, Tom wird daher hier weniger gefordert und wird sich langsamer verbessern, wenn überhaupt. Seine Stärken bleiben erhalten, seine Schwächen zum Großteil aber auch. Tim hingegen arbeitet am Eins gegen Eins... er verbessert eine seiner Schwächen, den Rest kann er ja schon.
Und nun spielt Timm... was also soll Tom jetzt tun? Spielt er, muss die Kette tiefer arbeiten, muss Druck vom Torwart nehmen, darf weniger Risiko gehen und muss bei Flanken viel mehr Luftraumduelle gewinnen... Dafür ist Tom bei Abschlüssen und im Eins gegen Eins eine Bank, aber... für eine spielbestimmende Mannschaft ist er ein sicherer Rückhalt, nicht aber der Torwart, der hinter der hohen Kette die beste Option ist.

Und ich glaube, ähnlich erging es Wellenreuther... der Hype hier überspitzt einfach nur, was da ist und vor allem was wahr. Nüchtern betrachtet, war Wellenreuther nicht der Torwart, der damals wirklich Schalke hätte weiter bringen können... vor allem nicht, wenn die Mannschaft nicht mit einem anderen Torwart zusammenspielt, weil Sie ein anderes Tw Spiel gewohnt ist.
Daher... Man muss einfach vielleicht feststellen: Die individuelle Förderung war bei Wellenreuther nicht immer so gegeben, zudem das Spiel in der Mannschaft nicht so seins...

Das alles ist jetzt nicht tragisch, nicht furchtbar und man darf Wellenreuther daher nicht als Gurke hinstellen - aber im Schmelztiegel der Liga war einfach nicht der Torwart für diese Mannschaft und deren Spiel.